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Sabine Kunst, Präsidentin der Humboldt Universität in Berlin
© dpa/Michael Kappeler

Berliner Staatssekretär mit Stasi-Vergangenheit: Das Dilemma der HU-Präsidentin im Fall Holm

Die Präsidentin der Humboldt Universität muss in Sachen Andrej Holm das entscheidende Urteil sprechen. Davon hängt auch dessen politische Karriere ab. Nicht nur deswegen ist Sabine Kunst in einem Dilemma.

Von schwierigen Situationen lasse sie sich nicht so leicht abschrecken, hat Sabine Kunst gesagt, als sie im Mai 2016 das Amt der Präsidentin der Humboldt-Universität antrat. Das kommt ihr jetzt zupass. Denn Kunst muss bald entscheiden, ob der umstrittene Bau-Staatssekretär Andrej Holm seine Stelle an der HU behalten darf, von der er derzeit wegen seines neuen politischen Amts beurlaubt ist.

Für die 62-Jährige gilt es abzuwägen, wie schwer es wiegt, dass Holm bei seiner Einstellung an der Universität seine hauptamtliche Stasi-Tätigkeit verschwieg. Muss er wegen dieser falschen Angaben entlassen werden, selbst wenn die Stasi-Tätigkeit kurz und er damals jung war? Am heutigen Donnerstag läuft für Holm die Frist ab, seine Stellungnahme einzureichen. „Wir werden dann umfassend und kurzfristig prüfen“, hat Kunst angekündigt.

Kunst ist SPD-Mitglied, was die Sache nicht einfacher macht

Berlins rot-rot-grüne Koalition hat von der HU-Entscheidung Holms politische Zukunft abhängig gemacht. Kunst ist also in einem Dilemma, was dadurch verstärkt wird, dass sie SPD-Mitglied ist. 2014 trat sie bei den Sozialdemokraten ein, nachdem sie drei Jahre zuvor von Matthias Platzeck als Wissenschaftsministerin ins Brandenburger Kabinett berufen wurde. Wie auch immer sie entscheidet, könnte man ihr nachsagen, sie habe im Sinne der Parteifreunde gehandelt. Entlässt sie Holm und verliert dieser daraufhin sein Amt, entspricht das den Wünschen vieler in der Berliner SPD. Beließe sie es zum Beispiel bei einer Abmahnung, würde es so aussehen, als wollte sie den Koalitionsfrieden retten.

Unumstritten ist, dass Kunst wenig konfliktscheu ist und Mut zu unpopulären Maßnahmen hat. Das beste Beispiel ist die Fusion der BTU Cottbus mit der Fachhochschule Lausitz, die sie gegen massiven Widerstand durchsetzte. Überhaupt hat die Professorin für Biologische Verfahrenstechnik nie den einfachen Weg gewählt. Sie schrieb zwei Doktorarbeiten (eine als Ingenieurin, eine als Politikwissenschaftlerin) und studierte fünf Fächer. „Wahrscheinlich war mir eines zu langweilig“, hat sie mal erklärt. Während des Studiums musste sie trotz Bafög-Darlehen kellnern. Denn drei ihrer sechs Geschwister – eine ihrer Schwestern ist die Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs – waren zur gleichen Zeit in Ausbildung.

Dass der Job an der Humboldt-Uni kein einfacher werden würde, war Kunst vor Amtsantritt ebenfalls klar. Mit dem Fall Holm hat sich das jetzt aufs Neue gezeigt.

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