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Die WMO verwies in ihrem Bericht auch auf die ungewöhnlich ausgeprägte Hitzewelle im Sommer 2018 in Europa.
© Jan Woitas/ZB/dpa
Update

Weltwetterorganisation: 2018 eines der vier heißesten Jahre

Die Erde wird immer heißer: 2018 wird sich vermutlich auf Rang vier der wärmsten Jahre einsortieren, so die WMO-Meteorologen in Genf.

Die vier vergangenen Jahre waren nach Angaben der Weltwetterorganisation (WMO) die wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Das ablaufende Jahr werde voraussichtlich als das viertheißeste Jahr verzeichnet werden, heißt es im vorläufigen Bericht zum Stand des Klimas im Jahr 2018, den die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) am Donnerstag in Genf vorlegte.

WMO-Generalsekretär Petteri Taalas warnte, die Welt sei im Kampf gegen den Klimawandel und steigende Temperaturen nicht auf dem richtigen Weg. Wenn der gegenwärtige Trend anhalte, drohe die globale Durchschnittstemperatur bis zum Ende des Jahrhunderts um drei bis fünf Grad zu steigen. Taalas wies darauf hin, "dass wir die erste Generation sind, die den Klimawandel vollauf versteht, und die letzte Generation, die in der Lage ist, etwas dagegen zu tun".

Mehr Tropenstürme auf der Nordhalbkugel

Der WMO-Bericht verweist auch auf eine Vielzahl von Wetterextremen im ablaufenden Jahr. So habe es in der gesamten Nordhalbkugel 2018 deutlich mehr Tropenstürme gegeben als üblich. Bis zum 20. November wurden demnach 70 solcher Unwetter gemeldet, der langfristige Mittelwert liegt bei 53. Auch auf die ungewöhnlich ausgeprägte Hitzewelle diesen Sommer in Europa verwies die WMO. Von der Trockenheit seien insbesondere Deutschland und seine Nachbarländer betroffen gewesen.

Auch die vergangenen zwei Jahrzehnte seien besonders warm gewesen, teilte die WMO am Donnerstag in Genf mit. Die 20 wärmsten Jahre lagen demnach in den vergangenen 22 Jahren.

Für 2019 sieht es schon jetzt nicht gut aus: Die WMO schätzt die Chance, dass in den nächsten drei Monaten das Wetterphänomen El Niño beginnt, auf 75 bis 80 Prozent. Das alle paar Jahre auftretende Klimaphänomen führt zu Dürren in den Tropen und reduziert unter anderem die Kapazität von Wäldern, CO2 aufzunehmen. „Wenn sich El Niño entwickelt, dürfte 2019 noch wärmer werden“, so die WMO.

UN-Klimakonferenz in Kattowitz beginnt

Die WMO legte ihren Bericht drei Tage vor Beginn der 24. UN-Klimakonferenz im polnischen Kattowitz vor. Dort beraten ab Sonntag Vertreter aus rund 200 Ländern, wie die Ziele des Pariser Klimaabkommens konkret umgesetzt werden sollen.

Die Erderwärmung soll dem Abkommen zufolge deutlich unter zwei Grad gehalten werden, möglichst aber 1,5 Grad. Der IPCC hatte daher Anfang Oktober in seinem Sonderbericht zum 1,5-Grad-Ziel "schnelle, weitreichende und beispiellose Änderungen in allen gesellschaftlichen Bereichen" gefordert.

Studie: Klimawandel bedroht Gesundheit von immer mehr Menschen

Ebenfalls am Donnerstag wurde eine neue Studie zum Zusammenhang von Klimawandel und Gesundheit bekannt. Demnach bedroht der fortschreitende Klimawandel die Gesundheit von immer mehr Menschen. Die aufgrund der Erderwärmung zunehmenden Hitzewellen machten insbesondere Senioren, gesundheitlich bereits geschwächten Menschen und Stadtbewohnern zu schaffen, heißt es in der internationalen Studie, die am Donnerstag im Fachblatt "The Lancet" veröffentlicht wurde. Europa ist besonders betroffen, da in seinen Städten besonders viele ältere Menschen leben.

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2017 seien weltweit mehr als 157 Millionen gefährdete Menschen von über 65 Jahren Hitzewellen ausgesetzt gewesen, heißt es in der Studie. Das seien 18 Millionen mehr als im Vorjahr. Meteorologische Schwankungen sind zwar üblich. Allerdings herrscht in der Wissenschaft weitgehend Einigkeit, dass der Klimawandel zu einer Zunahme von Hitzewellen und anderen Wetterextremen führt.

Die zunehmende Hitze berge die Gefahr von Hitzschlägen und erhöhe das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Nierenleiden, heißt es in der Untersuchung. Dies betreffe insbesondere ältere Menschen, Stadtbewohner und Patienten mit Vorerkranken wie Herz-Kreislauf-Beschwerden, Diabetes und chronische Atemwegserkrankungen.

"Die weltweite Gesundheit in den kommenden Jahrhunderten hängt von der Art und dem Grad der Antworten ab, die wir auf den Klimawandel geben", mahnte Ko-Autorin Hilary Graham von der Universität im britischen York wenige Tage vor Beginn der UN-Klimakonferenz im polnischen Kattowitz. Bislang reichten die in den Staatshaushalten eingeplanten Ausgaben nicht aus, um die Gesundheitssysteme für die Folgen der Erderwärmung fit zu machen.

Die Studienautoren verwiesen auch auf die wirtschaftlichen Folgen dieser Problematik. "2017 gingen wegen der Hitze 153 Milliarden Arbeitsstunden verloren und damit 62 Milliarden mehr als im Jahr 2000", heißt es in der Untersuchung. Dies habe insbesondere die ohnehin schon warmen Regionen Indien, Südostasien, das südliche Afrika und Südamerika betroffen. 80 Prozent der Arbeitsstunden gingen demnach in der Landwirtschaft verloren, 17,5 Prozent in der Industrie und 2,5 Prozent im Dienstleistungssektor. (dpa, AFP)

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