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In Bonn hat am Montagmorgen die 23. Weltklimakonferenz begonnen.
© imago

Weltklimakonferenz in Bonn: "Das ist der Augenblick der Wahrheit"

Der Kampf gegen die Erderwärmung steht im Mittelpunkt der Tagung. Umweltministerin Hendricks mahnt USA zur Kooperation.

Begleitet von Appellen zu größeren Anstrengungen im Kampf gegen die Erderwärmung ist am Montag die UN-Klimakonferenz in Bonn eröffnet worden. „Dies ist der Augenblick der Wahrheit“, mahnte der Regierungschef des Gastgeberlandes Fidschi-Inseln, Frank Bainimarama, zu entschiedenem Handeln. Auch Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) warb für eine entschlossene Umsetzung des Pariser Klimaschutzabkommens. In Deutschland gab es auch Mahnungen an die Teilnehmer der Jamaika-Sondierungen, bisherige Klimaziele nicht infrage zu stellen.

Hendricks wies in ihrer Eröffnungsrede auf die Chancen hin, die Investitionen in Klimaschutz nach sich ziehen. „Jeder US-Dollar, den wir heute in Klimaschutz investieren, zahlt sich in sauberer Luft, besserer Gesundheit und neuen wirtschaftlichen und sozialen Chancen für die Zukunft unserer Länder aus“, sagte Hendricks. Sie kündigte an, dass Deutschland seinen Beitrag für den Anpassungsfonds zur Unterstützung der Entwicklungsländer um weitere 50 Millionen erhöhen würde. Deutschland sei mit bisher insgesamt 240 Millionen Euro der größte bilaterale Geldgeber für den Fonds. „Ich hoffe, dass wir mit dieser Zusage einen ersten Impuls für eine konstruktive Verhandlungsatmosphäre setzen können.“

Der Anpassungsfonds wurde geschaffen, um Entwicklungsländer bei der Bewältigung des Klimawandels zu unterstützen. Das Bundesentwicklungsministerium gibt zudem 50 Millionen Euro in den „Least Developed Countries Fund“, der gezielt die ärmsten Länder bei der Klimaanpassung unterstützt.

Die Fidschi-Inseln führen offiziell den Vorsitz der Klimakonferenz. Bonn ist als Gastgeber eingesprungen.
Die Fidschi-Inseln führen offiziell den Vorsitz der Klimakonferenz. Bonn ist als Gastgeber eingesprungen.
© Oliver Berg/dpa

Warnungen der Meteorologen

Trotz der Ankündigungen der USA, aus dem Pariser Klimaabkommen aussteigen zu wollen, erwartet die Umweltministerin konstruktive Verhandlungen vonseiten der US- amerikanischen Delegation. „Wir wissen, dass US-Außenminister Rex Tillerson eine andere Position vertritt als Präsident Trump“, sagte Hendricks. Die Klimaverhandlungen liegen in den USA in der Verantwortung des Außenministeriums.

Auch die EU-Kommission bekräftigte ihr Bekenntnis zum Klimaschutz. Kommissar Miguel Arias Canete verwies auf die „zunehmend häufigen und intensiven Extremwetter-Ereignisse“. Sie machten klar, wie dringlich die Herausforderungen heute seien.

Die Warnungen bestätigt auch ein neuer Bericht der Weltorganisation für Meteorologie (WMO), der am Montag in Bonn vorgestellt wurde. Er untersucht das Klima im Jahr 2017. „Wenn der Gehalt von Kohlendioxid in der Atmosphäre weiter so hoch bleibt, ist mit einem Meeresspiegelanstieg von 20 bis 30 Metern zu rechnen. Nicht sofort, aber in ein paar hundert Jahren“, sagte der Generalsekretär der WMO, Petteri Taalas. Und noch eine schlechte Nachricht: Selbst wenn sofort entschlossene Maßnahmen zur Reduzierung der Klimagase ergriffen werden, werden die Erfolge aufgrund der Trägheit des Klimasystems erst in 50 Jahren zu spüren sein. Bis dahin ist weiter mit extremen Wetterereignissen zu rechnen, wie sie die WMO in ihrem Bericht zusammengetragen hat.

Deutschland wird Ziele verfehlen

Umweltorganisationen erinnerten die Bundesregierung am Montag an ihre nationalen Klimaschutz-Verpflichtungen. „Nur wenn Kanzlerin Merkel in Bonn handfeste Schritte präsentiert, wie Deutschland seinen stagnierenden Kohlendioxid-Ausstoß endlich rasch senkt, kann die Kanzlerin einer internationalen Blamage entgehen“, sagte Karsten Schmid von Greenpeace. Deutschland wird seine selbstgesteckten Klimaziele 2020 – eine Minderung der Treibhausgasemissionen um 40 Prozent – um etwa acht Prozent verfehlen, wenn nicht sofort Maßnahmen getroffen werden. Laut Experten gehört dazu ein zeitnaher Ausstieg aus der Kohleverstromung. Diesen machen die Grünen derzeit zu einer Bedingung für die Jamaika-Koalition.

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