VW-Abgasskandal: Winterkorn bleibt bis Ende 2016 unter Vertrag
Kurz nach dem Bekanntwerden der Abgas-Manipulationen trat Martin Winterkorn als VW-Chef zurück - er soll aber weiterhin ein Gehalt bekommen.
Der frühere VW-Chef Martin Winterkorn wird laut einem Zeitungsbericht bis zum Auslaufen seines Vertrags Ende 2016 bei dem Autohersteller angestellt bleiben. Winterkorn habe zwar seinen Posten als Vorstandsvorsitzender geräumt, doch sei sein bis Ende kommenden Jahres laufender Vertrag nicht aufgelöst worden, berichtete das "Handelsblatt" am Freitag nach einer gemeinsamen Recherche mit der ZDF-Sendung "Frontal 21".
Sie zitierte Aufsichtsratskreise, wonach VW sich mit Winterkorn geeinigt habe, ihn bis zum Ende seines Vertrags gemäß der Vereinbarung zu bezahlen.
Rücktritt wegen des Skandals
Der Volkswagen-Konzern hatte im September zugeben müssen, dass weltweit bei rund elf Millionen Dieselfahrzeugen eine Manipulationssoftware eingesetzt wurde, die den Stickoxid-Ausstoß im Testbetrieb als zu niedrig auswies. Winterkorn war daraufhin am 23. September zurückgetreten. Ursprünglich wollte VW die Verbindung zu Winterkorn möglichst schnell kappen. Der damals amtierende Aufsichtsratschef Berthold Huber sei am 25. September beauftragt worden, Gespräche über eine Aufhebung des Vertrags zu führen, berichtete das "Handelsblatt" unter Berufung auf Aufsichtsratskreise.
Der am besten bezahlte Dax-Manager
Dabei sollte vermieden werden, dass der skandalerschütterte Konzern eine hohe Abfindung zahlen müsse. Die Kontrolleure - vor allem die Vertreter des Landes Niedersachsen und des Betriebsrates - hätten aber die öffentliche Kritik gefürchtet, berichtete das "Handelsblatt". Weder Winterkorn noch VW wollten sich zu dem Bericht äußern.
Mit zuletzt 15,86 Millionen Euro pro Jahr war Winterkorn laut dem Bericht der am besten bezahlte Dax-Manager. Wegen des Abgasskandals legte Winterkorn auch seine Ämter als Audi-Aufsichtsratschef und als Chef der Porsche Holding nieder.
Bekommt er eine zusätzliche Abfindung?
Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DWS) sieht in der Fortsetzung des Vertrages mit Winterkorn keinen Skandal. „Ein Vorstand hat in der Regel zwei Verträge mit einem Unternehmen: einen Vorstandsvertrag und einen Arbeitsvertrag“, erklärte DSW-Präsident Ulrich Hocker. Dass der Arbeitsvertrag noch weiterlaufe, sei nicht unüblich.
Unklar ist, ob Winterkorn noch eine zusätzliche Abfindung bekommt. Laut Geschäftsbericht wäre eine solche Zahlung aber auf maximal zwei Jahresvergütungen begrenzt. Neben einer Abfindung steht VW-Vorständen auch noch ein sogenanntes Ruhegehalt zu, sozusagen die Manager-Rente. Hier hat der zurückgetretene Winterkorn theoretisch Anspruch auf 70 Prozent seines Grundgehalts. Insgesamt hatte VW für seine Altersbezüge zuletzt gut 28,5 Millionen Euro reserviert. (AFP/ dpa)