Dramatischer Wirtschaftseinbruch: Warum Deutschland einen zweiten Shutdown verhindern muss
Die Rezession hat ein historisches Ausmaß erreicht. Trotzdem geht es Deutschland besser als anderen Ländern. Der Schein aber könnte trügen. Ein Kommentar.
Corona ist nicht zu unterschätzen – weder gesundheitlich noch wirtschaftlich. Das Bruttoinlandsprodukt ist im zweiten Quartal so stark eingebrochen wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht. Um mehr als zehn Prozent ging es nach unten. Doch so dramatisch das ist, so stehen wir mit Blick auf die USA, aber auch Großbritannien und Frankreich noch gut da.
Das zeigt zweierlei: Zum einen hat die Bundesregierung bisher einen ziemlich guten Job gemacht. Zum anderen dürfen wir in unseren Bemühungen, die Pandemie in Schach zu halten, jetzt bloß nicht nachlassen.
Der Regierung ist bislang gut der Spagat gelungen zwischen dem Schutz der Bevölkerung auf der einen und der Belastung der Wirtschaft auf der anderen Seite. Die Rezession fällt hierzulande auch deshalb nicht so heftig aus wie anderswo, weil die Politik sich schnell parteiübergreifend auf Hilfen geeinigt hat. Und weil Deutschland gleichzeitig früher als andere Länder mit einer besonnenen Lockerung des Shutdowns begonnen hat. Dadurch stand die Wirtschaft hier längst nicht so lange still wie in Frankreich.
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Gleichzeitig bedeuten die Wirtschaftsdaten aber nicht, dass wir uns nun ausruhen können. Wir müssen weiter alles daransetzen, einen zweiten Shutdown zu verhindern. Denn den können wir uns schlicht nicht leisten – auch wenn wir besser dastehen als andere Länder, hat auch hierzulande die Rezession schon jetzt ein historisches Ausmaß. Seit ihrem Bestehen hat die Bundesrepublik einen solchen Einbruch nicht erlebt.
Jeder Einzelne trägt Verantwortung
Gefordert ist deshalb jetzt nicht nur die Politik, sondern jeder Einzelne. So etwas wie eine Corona-Müdigkeit darf erst gar nicht aufkommen. Einen zweiten Shutdown können wir nämlich nur verhindern, wenn alle weiterhin ihre Masken tragen und auf wilde Corona-Partys verzichten. Jeder Einzelne trägt eine Verantwortung dafür, dass Corona sich nicht wieder stärker verbreitet und die Wirtschaft nicht noch stärkere Einbußen hinnehmen muss.
Zumal völlig unklar ist, was noch auf uns zukommt. Erst kürzlich mahnte Eric Schweitzer, der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK), die Stimmung sei derzeit schlicht besser als die Lage. Denn manche Probleme schieben wir vor uns her. Die Kurzarbeit zum Beispiel verhindert derzeit, dass noch sehr viel mehr Betriebe Mitarbeiter entlassen müssen. Doch auch das kann sich ein Unternehmen nicht dauerhaft leisten. Nur wenn es mit der Wirtschaft wieder aufwärtsgeht, wird die große Entlassungswelle ausbleiben.
Wie geht es im Herbst weiter?
Gleichzeitig ist noch völlig ungewiss, wie es im Herbst weitergeht. Derzeit nämlich sind die Betriebe davon befreit, sofort Insolvenz anzumelden, wenn sie zahlungsunfähig werden. Ende September aber läuft diese Ausnahmeregelung aus. Schon jetzt warnen Beobachter deshalb vor einer Pleitewelle. Es ist also gut möglich, dass der schöne Schein derzeit trügt. Dass es uns nur kurzfristig besser geht als den anderen Ländern.
Auch die Politik muss deshalb jetzt dranbleiben und flexibel auf die Entwicklung reagieren. Unter Medizinern reift inzwischen die Einsicht, dass Corona bei Patienten nicht unerhebliche Langzeitfolgen haben kann. Ökonomen kommen für die Wirtschaft zu ähnlichen Ergebnissen: Bis Deutschland wieder auf dem Vorkrisenniveau ankommt, wird es dauern. Frühestens 2022, sagen die Wirtschaftsweisen, könnte es so weit sein. Wir müssen also durchhalten.
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