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Grüne Kapitalanlage. Die Renditen, die nachhaltige Investments etwa in Windparks und Solaranlagen abwerfen, sind nicht schlechter als bei konventionellen.
© imago/Rainer Weisflog

Grüne Investments: Wann eine Geldanlage wirklich nachhaltig ist

Immer mehr Deutsche wollen ihr Erspartes in ökologisch und ethisch vertretbare Fonds anlegen. Doch nicht immer steckt drin, was draufsteht.

Sie wollen ihr Kapital nicht in Rüstungskonzerne stecken, keine Kinderarbeit unterstützen oder gezielt Investitionen in Solaranlagen und Windparks fördern: Immer mehr Anleger in Deutschland achten heute darauf, ihr Erspartes nicht nur möglichst gewinnbringend zu investieren, sondern auch sozial, ökologisch und ethisch vertretbar. Eine Studie der Verbraucherzentrale Bremen und der Stiftung Warentest aus dem vergangenen Jahr allerdings zeigt: nachhaltig ist nicht gleich nachhaltig. Unter anderem schlossen bei dem Vergleich von 44 einschlägigen Investmentfonds 39 die klimaschädliche Kohle- und Ölindustrie nicht aus.

420 Milliarden Euro steckten Ende 2016 in nachhaltigen Anlagen im deutschen Sprachraum, das waren 157 Milliarden mehr als ein Jahr zuvor, aber nicht einmal drei Prozent des Anlagevolumens insgesamt, heißt es beim Forum nachhaltige Geldanlage (FNG). Auswählen können Anleger inzwischen unter mehr als 400 ethisch-ökologischen Fonds, wie sie inzwischen praktisch alle großen Gesellschaften im Portfolio haben. Dazu kommen spezielle Sparbriefe, die vor allem kleinere alternative oder kirchliche Banken auflegen, und sogenannte Green Bonds, also Anleihen, die bei Anlegern gegen geringe Zinsen Geld einsammeln und es in ökologische und nachhaltige Projekte investieren. Vor allem die staatliche Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) ist hier sehr aktiv.

„Wer prüft, ob die Definition stets eingehalten wird?

Einen gewissen Anhaltspunkt für Anleger, die verlässlich sinnvolle Investments suchen, bieten Siegel wie das des Forums nachhaltige Geldanlage oder das französische Pendant SRI – allerdings fallen unter die verschiedenen Labels teilweise völlig unterschiedliche Anlage-Ansätze. Einige Fonds begnügen sich mit einfachen Verboten und investieren beispielsweise nicht in Waffenhersteller oder in Unternehmen mit hohem CO2-Ausstoß. Andere handeln nach strengen ethischen Kriterien und achten genau darauf, dass kein Geld in Unternehmen oder Länder mit niedrigeren sozialen Standards oder ohne Tierschutz geht. Letztlich ist es damit eine Frage des persönlichen Ermessens, ob man hinter allen Unternehmen stehen kann, in die ein nachhaltiger Fonds investiert.

Wann eine Geldanlage wirklich nachhaltig ist, sei durchaus eine philosophische Fragestellung, sagt Nils Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden- Württemberg: „Ist Niedriglohnarbeit in Entwicklungsländern nachhaltig? Ab wann sind Produkte und Dienstleistungen der Kategorie verzichtbarer Luxus zuzuordnen und sind sie dann schon nicht mehr nachhaltig?“ Für jedes Finanzprodukt, das den Stempel nachhaltig trage, betont Nauhauser, ließen sich Fragen aufwerfen, die an der Nachhaltigkeit Zweifel schürten. Und überhaupt: „Wer prüft, ob die Definition stets eingehalten wird?“ Viele Anbieter verfahren beispielsweise nach dem sogenannten Best-in-Class-Ansatz, bei dem sie sich aus den verschiedenen Branchen jeweils die Unternehmen herauspicken, die besonders genau auf ökologische oder soziale Kriterien achten. „Überspitzt gesagt“, erklärt der Finanzwissenschaftler Christian Klein von der Universität Kassel, „kann sich in Ihrem Fonds dann auch der Streubombenhersteller mit dem niedrigsten CO2-Ausstoß befinden.“ Indem man sich nicht an Waffenherstellern beteiligt, sekundiert Nauhauser, „wird man die Produktion, den Verkauf und den Einsatz von Waffen nicht verhindern.“

Und: Der Run auf nachhaltige und grüne Investments hat leider auch manches schwarze Schaf auf die grüne Wiese geholt. Ein Hinweis auf eine Anlage, die zu riskant oder gar betrügerisch sein könnte, kann beispielsweise die versprochene Rendite sein. Wenn für Wiederaufforstungen in Brasilien oder für Baumplantagen in Costa Rica Zinsen von über zehn Prozent versprochen werden, besteht mit hoher Wahrscheinlichkeit das Risiko eines Totalverlusts.

Ein Index der Stuttgarter Börse listet Öko-Vorreiter auf

Verbindliche Mindeststandards gibt es für das Investieren mit gutem Gewissen nicht. Noch nicht: Im Januar kündigte die EU-Kommission die Entwicklung konkreter Kriterien für nachhaltiges Investieren an. Eine gewisse Orientierung liefern neben den verschiedenen Siegeln die Vergleiche der Stiftung Warentest, das Internetportal geld-bewegt.de der Verbraucherzentrale Bremen oder das Globus-Modell der Ratingagentur Morningstar. Fünf Globen erhält hier ein nachhaltiger Fonds, wenn er zu den besten zehn Prozent seiner Kategorie gehört – und nur einen, wenn er unter die schlechtesten zehn Prozent fällt.

Zu den verschiedenen Börsenindizes, die ethische Investments abbilden, gehört unter anderem der Natur-Aktien-Index der Stuttgarter Börse, in dem von einer japanischen Bahngesellschaft über den US-Elektroauto-Pionier Tesla bis zu einem brasilianischen Hersteller von Naturkosmetik 30 Unternehmen aus aller Welt gelistet sind, die als Öko-Vorreiter gelten.

Der amerikanische Dow Jones Sustainability Index wiederum umfasst nach ökonomischen, ökologischen und sozialen Faktoren die besten zehn Prozent unter den 2500 größten Konzernen der Welt.

Verschiedene Studien zeigen im Übrigen, dass die Renditen, die nachhaltige Anlagen abwerfen, nicht zwangsläufig schlechter sind als konventionelle Geldanlagen – aber eben auch nicht automatisch besser. Bei einer Untersuchung der Ratingagentur Scope, die eine Gruppe von Standardprodukten mit einer Gruppe von nachhaltigen Pendants verglichen hat, lagen zuletzt jedoch die ethisch unbedenklicheren Fonds mit einem Plus von 0,5 Prozent über drei Jahre knapp vorne.

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