Geschenke zum Schulanfang: Süßes, Handy & Co: Das packen Eltern in die Schultüte
Schulanfänger dürfen sich zur Einschulung wieder über prall gefüllte Tüten freuen - im Osten mehr als im Westen
Noch ist die Entscheidung nicht gefallen. Grüne Dinosaurier oder bunte Rennautos? Der sechsjährige Elias ist hin und hergerissen und überlegt, für welche Schultüte er sich entscheiden soll. Für ihn und rund 30 000 andere Kinder in Berlin beginnt in zwei Wochen die Schulzeit. Bundesweit werden in diesem Jahr 690 000 Kinder eingeschult. Bereits seit Monaten produziert die Firma Nestler, Marktführer bei der Herstellung von Schultüten, das wichtigste Einschulungsutensil der Kinder.
Tüten mit Tiermotiven sind Dauerbrenner
„Die Minions, Star Wars und die Eiskönigin liegen als Motiv voll im Trend. Dauerbrenner sind Pferd, Katze und Dinosaurier“, sagt Nestler-Sprecherin Susann Stark. Aber selbst technische Spielereien machen vor der Schultüte keinen Halt. So gibt es Feuerwehrschultüten, die auf Knopfdruck Sirenengeräusche von sich geben; was für manche Eltern schon fast an Körperverletzung grenzt, ist bei Kindern der letzte Schrei. Auch bei der Star-Wars-Tüte von Nestler gibt es eine „Special Edition“: Durch rote LED-Lichter kann das Laserschwert von Darth Vader zum Leuchten gebracht werden.
Die Schultüte ist ein Brauch aus dem deutschsprachigen Raum
Die Firma aus Ehrenfriedersdorf in Sachsen beliefert gut sortierte Schreibwarenfachgeschäfte und Schreibwarenketten im gesamten Bundesgebiet. Die Schultüte mit mehr als hundertfünfzigjähriger Tradition ist außer in Deutschland nur noch in manchen Gebieten Österreichs und der Schweiz bekannt. Im Rest der Welt ist die Zuckertüte ein unbekanntes Produkt, auch in Amerika. „In den USA beliefern wir eine Schule, deren Schuldirektorin Deutsche ist. Sie hat die Tradition dort eingeführt.“
Das Angebot an Zuckertüten ist riesig
Zum Sortiment von Nestler gehören Schultüten zwischen zwölf Zentimetern und einem Meter. Es gibt sie in runder Form, mit zwölf oder sechs Ecken. Bei der Nachfrage gebe es regionale Unterschiede. „In den alten Bundesländern kaufen die Eltern meist 70 Zentimeter große, runde Tüten, während in den neuen Bundesländern eckige 85 Zentimeter große bevorzugt werden“, erklärt Stark. Eine weitere regionale Differenz sei, dass Schulanfänger aus Nordrhein-Westfalen meist nur eine Schultüte bekämen, wohingegen der Trend in Sachsen und Thüringen zur „Zweittüte“ gehe. Ein Kind komme auf bis zu acht gefüllte Schultüten, weil sowohl Eltern als auch Großeltern und Bekannte eine Zuckertüte verschenken wollen. Dieses Kaufverhalten führt Stark auf die jeweiligen Traditionen zurück. Die Preisspanne liege zwischen zehn und 25 Euro.
Lizenztüten kosten mehr Geld
Wer sich im Nestler-Onlineshop beispielsweise für die Minions-Schultüte entscheidet, bezahlt die Lizenzgebühr an Universal Pictures gleich mit. „Lizenztüten“ mit Disney- oder Universal Pictures-Motiven sind rund ein bis zwei Euro teurer als die firmeneigenen Nestler Katzen-, Pferde- oder Automotivtüten. Der Einzelhandel macht diesen Unterschied meist nicht, Schreibwarenartikelketten ermitteln aus Lizenz- und Normaltüte einen Durchschnittspreis.
Rund 70 Euro geben deutsche Eltern für eine Schultüte aus
Insgesamt geben Eltern von Schulanfängern in Deutschland rund 150 Euro für die erste Schulausrüstung sowie weitere 70 Euro für die gefüllte Schultüte aus. Das sind zehn Euro mehr als im Vorjahr, wie eine Umfrage von deals.com, einer Online-Suchmaschine für digitales Sparen, ergab. Eltern in den neuen Bundesländern bezahlen für die Tüte samt Inhalt rund 83 Euro, in den alten Bundesländern dagegen etwa 67 Euro. Gefüllt werde sie hauptsächlich mit Süßigkeiten, Schreibwaren und Spielzeug. In jeder zehnten Tüte befinde sich inzwischen auch ein Handy.
Die Berliner Senatsverwaltung für Bildung empfiehlt eine Brotdose für die Tüte
Die Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft empfiehlt, neben Leckereien auch Buntstifte, eine Brotdose oder Trinkflasche und für die Pause ein Springseil in die Schultüte zu packen. Es solle Wert auf Qualität gelegt werden, ohne dass es unbedingt die teuerste Ware sein müsse. So suchen laut deals.com 87 Prozent der Eltern von ABC-Schützen in Discountern nach Schnäppchen. Aldi bietet beispielsweise jährlich Aktionsartikel rund um den Schulanfang an, vom Notizblock über Bastelsets bis hin zu Lunchboxen.
Die Schultüte soll den Schuleinstieg versüßen
Die stärkste Verkaufsphase für Süßigkeiten beginnt bei dem Süßwarenfachhandel Hussel laut Unternehmenssprecherin Mina Al Muchtar drei Wochen vor der Einschulung. „Beliebt sind Fruchtgummi, Schaumspeck, Kaugummi oder Schokoladenfiguren in Buntstiftform.“ Nicht umsonst wird die Schultüte auch als Zuckertüte bezeichnet, sie soll schließlich den Schulanfang versüßen. Für die Geschwisterkinder gibt es außerdem kleine Trosttüten.
Auch Karstadt verzeichnet kurz vor dem Schulstart zunehmende Verkaufszahlen für Einschulungsartikel. Gefragt seien Farbkästen, Faber-Castell Bunt- und Filzstifte sowie Pelikano Junior für die Schreibanfänger, sagt Ralf Schwarz, Verbundleiter Berlin bei Karstadt. Trendsetter im Klassenzimmer sind laut Herlitz, einem der größten Papier-, Büro- und Schreibwarenproduzenten der Welt, Tintenlöscher, Fineliner und Fasermaler. Im Sortiment der Firma mit Sitz in Berlin-Falkensee befinden sich tausende Artikel für die Schule. Der ABC-Schütze Elias weiß inzwischen, was er will. Er hat sich für eine ausgefallene Schultüte mit Haien entschieden, die er bei Violas' in Steglitz, einem Fachgeschäft für Delikatessen, entdeckt hat. Die Stofftüte wurde von einer Berliner Näherin handgefertigt. Das Besondere daran: Wenn sie nach der Einschulung geleert ist, lässt sie sich zum Kissen umfunktionieren und kann noch lange von ihrem Besitzer genutzt werden.
Lisa Splanemann
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