Schreibwarenfirma aus Berlin: Aus Herlitz wird Pelikan
Aktionäre haben der Umfirmierung von Herlitz zugestimmt. Für den Standort Berlin bedeutet die Auflösung der Berliner Firma nicht automatisch Schlechtes. Ganz im Gegenteil.
Herlitz ist Geschichte. Theoretisch: Das Unternehmen Herlitz, einst Erfolgsmodell aus Berlin, gibt es im kommenden Jahr nicht mehr. Der vertraute Schriftzug jedoch wird weiter existieren – auch künftig können Grundschüler ihre Schreibübungen in Herlitz-Schulheften machen. Auf der außerordentlichen Hauptversammlung in der Eventpassage am Bahnhof Zoo stimmten die Aktionäre am Freitag den Plänen zu, die Firma in Pelikan umzufirmieren. Bis Ende Februar soll die Änderung eingetragen werden. Herlitz ist dann endgültig mit dem einstigen Konkurrenten Pelikan verschmolzen.
Der will die Marke aber keinesfalls auslöschen. Traditionell ist Herlitz etwa in Osteuropa populärer als Pelikan, auch die Schwerpunkte im Sortiment sind andere: Während Pelikan seine Kernkompetenz bei Schreibgeräten wie Füllern und Kugelschreibern sieht, ist der Name Herlitz mit Papiererzeugnissen verbunden.
Auch für den Standort Berlin bedeutet die Auflösung der Firma nicht automatisch Schlechtes. Im Gegenteil: Wie es heißt, plant Pelikan, einen Teil seiner Aktivitäten von Hannover an den Standort Falkensee zu verlagern. Zunächst geht es wohl darum, die Verwaltung umzusiedeln. Bei Herlitz arbeiten aktuell noch gut 1100 Mitarbeiter, davon 64 in Berlin und 340 in Falkensee. Produziert wird vor allem in Polen. In Falkensee liegt die Auslastung der Immobilie aktuell nur bei 75 Prozent. „Wenn der Umzug vonstattengeht, ist es gut möglich, dass das auch neue Arbeitsplätze für die Region bedeutet“, sagte Michael Kunert von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger, der an der Sitzung teilnahm.
Schicksal von Herlitz liegt jetzt in den Händen von Pelikan
Nach schwierigen Monaten, in denen Aktionäre fürchteten, die Marke Herlitz würde komplett ausgehöhlt, bewertet er die jüngsten Entwicklungen positiv. „Es entsteht eine neue, vielseitig aufgestellte Börsengesellschaft“, sagt er. Auch die einstige Herlitz-Tochter und Grußkartenfirma Susy Card ist nun wieder unterm gleichen Dach, nachdem Pelikan zunächst alle Produktsparten übernommen und Herlitz zu einem reinen Logistikunternehmen und Dienstleister hatte umfunktionieren wollen. Auch die Marke Geha für Bürogeräte und Schreddermaschinen wird nun aus derselben Hand vertrieben.
Schwierig könnte es mit der geplanten Kapitalerhöhung werden. Um an frisches Geld für die Neuaufstellung zu kommen, sollen im großen Stil neue Aktien ausgegeben werden. Doch der gesetzliche Mindestausgabepreis liegt bei einem Euro, während die Herlitz-Papiere an der Börse derzeit nur 80 Cent kosten, was eine Beteiligung für Kleinaktionäre reizlos macht.
Mittelfristig, berichtete Kunert nach der Hauptversammlung, wolle das Unternehmen eine Dividende ausschütten. So wie einst in den 1990er Jahren, als Herlitz umgerechnet fast eine Milliarde Euro Jahresumsatz machte und in den M-Dax der mittelgroßen Werte aufstieg – ehe eine Reihe von Fehlentscheidungen wie der Kauf einer Papierfabrik und Immobiliengeschäfte den Niedergang einleiteten.
Das Schicksal des Herstellers, der 1904 in Schöneberg gegründet wurde, liegt jetzt in den Händen der Pelikan International AG mit Sitz in Malaysia. Mit etwas Glück, hoffen Fans und Mitarbeiter, trägt sie die alte Berliner Marke wieder gestärkt in alle Welt.
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