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Nun geht die Staatsanwaltschaft im Abgas-Skandal auch gegen VW-Tochter Audi vor.
© Ronald Wittek/dpa

VW-Abgas-Skandal: Staatsanwaltschaft geht gegen VW-Tochter Audi vor

Während sich die Attacken im VW-Abgasskandal nun zunehmend gegen Vorstand und Verantwortliche richten, hat die Staatsanwaltschaft Ingolstadt ein Prüfverfahren gegen die VW-Tochter Audi eingeleitet.

Im VW-Abgasskandal nimmt die Staatsanwaltschaft Ingolstadt die Volkswagen-Tochter Audi ins Visier. “Wir haben ein Prüfverfahren in Bezug auf die Firma Audi eingeleitet. Wir prüfen derzeit alle Fakten, um entscheiden zu können, ob ein Ermittlungsverfahren eingeleitet werden muss“, sagte am Dienstag der Oberstaatsanwalt Wolfram Herrle den Zeitungen der Funke Mediengruppe laut Vorabbericht.

Ermittlungen gegen Audi-Management derzeit noch fraglich

Die Staatsanwaltschaft Ingolstadt sei gleich nach Bekanntwerden des VW-Skandals aktiv geworden und stehe bereits in engem Austausch mit den Kollegen in Braunschweig. Eventuell würden die Verfahren auch bei einer Staatsanwaltschaft gebündelt. Ingolstadt ist der Stammsitz der VW-Tochter Audi AG. Bei der Staatsanwaltschaft in Ingolstadt und bei Audi war zunächst niemand für eine Stellungnahme zu erreichen.
Die Staatsanwaltschaft Braunschweig hatte am Montag gegen Ex-VW-Chef Martin Winterkorn ein förmliches Ermittlungsverfahren eingeleitet. Bei Audi sind nach Angaben des Konzerns mehr als zwei Millionen Fahrzeuge mit manipulierten Dieselmotoren ausgestattet. Die Frage, ob gegen mögliche Verantwortliche im Audi-Management ermittelt werden müsse, könne derzeit noch nicht beantwortet werden, sagte Herrle.

Autoexperte Dudenhöffer: Finanzvorstand Pötsch "nicht tragbar"

Währenddessen wird die Kritik an VW persönlicher. Vor der Sitzung des Aufsichtsratspräsidiums von Volkswagen am Mittwoch hat Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer vor einer Berufung von Finanzvorstand Hans-Dieter Pötsch zum neuen Aufsichtsratsvorsitzenden gewarnt. Pötsch sei "nicht tragbar", sagte Dudenhöffer den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Mittwochsausgaben). Pötsch habe die Anleger nicht gewarnt, "selbst als das Schreiben der US-Umweltbehörde EPA bereits tagelang im Internet stand". Das sei ein Fehler des Finanzvorstands.

Wenn VW nun Klagen von Aktionären bekomme, dann sei Pötsch aus seiner Sicht dafür verantwortlich, sagte Dudenhöffer weiter. Hans-Christoph Hirt, Direktor des Fonds Hermes, sagte dem "Handelsblatt", der seit 2003 als Finanzvorstand amtierende Pötsch sei Mitwisser und bei allen Entscheidungen involviert gewesen. Bei einem Fall wie der Abgasaffäre seien nach deutschem Recht alle Mitglieder des Vorstands verantwortlich, und nicht nur der Vorstandsvorsitzende. Volkswagen und Porsche hatten Anfang September mitgeteilt, dass Pötsch neuer Aufsichtsratschef werden soll. Er soll im November auf einer außerordentlichen Hauptversammlung gewählt werden. Derzeit ist der ehemalige IG-Metall-Chef Berthold Huber Vorsitzender des Aufsichtsrates. Das Aufsichtsratspräsidium trifft sich am Mittwoch, um über den Abgasskandal zu beraten. Uhrzeit oder Ort für das Treffen des obersten Zirkel des Kontrollgremiums wurden nicht bekanntgegeben.

Aufsichtsratsmitglied Lies: "Die Verantwortlichen haben kriminell gehandelt"

Währenddessen fordert VW-Aufsichtsratsmitglied Olaf Lies eine konsequente strafrechtliche Verfolgung der Verantwortlichen für die Diesel-Manipulationen bei Volkswagen. „Diejenigen, die erlaubt haben, dass dies geschehen kann und die, die entschieden haben, die Software zu installieren, haben kriminell gehandelt. Sie müssen deshalb dafür die persönliche Verantwortung übernehmen“, sagte der niedersächsische Wirtschaftsminister Lies (SPD) am Mittwoch dem englischen TV-Sender BBC. Der Aufsichtsrat müsse jetzt zudem schnell herausfinden, warum er so lange nichts von dem Einsatz der Betrugssoftware erfahren habe.

Volkswagen könne nach wie vor nicht absehen, wie hoch der finanzielle Schaden für VW alleine aufgrund der notwendigen Nacharbeiten an den betroffenen Motoren, sagte Lies. Es sei noch unklar, wie viele Autos dazu etwa in die Werkstätten zurückgerufen werden müssten, „aber es muss wirklich schnell gehen.“ VW sei ein „großer Schaden“ entstanden, weil Millionen Menschen ihren Glauben an das Unternehmen verloren hätten. Die Wiederherstellung des Vertrauens habe deshalb Priorität.
Er schäme sich dafür, dass die Autokäufer in Amerika nun so enttäuscht seien.

Rund elf Millionen Fahrzeuge betroffen

Volkswagen steckt in der wohl tiefsten Krise seiner Geschichte, nachdem vor knapp zwei Wochen bekannt geworden war, dass in den USA Abgaswerte von Diesel-Fahrzeugen mit einer Software manipuliert worden waren. Das Programm kann dafür sorgen, dass im Testbetrieb deutlich weniger gesundheitsschädliche Stickoxide gemessen werden als im regulären Betrieb. Es steckt weltweit in rund elf Millionen Fahrzeugen des Wolfsburger Konzerns.
(Reuters/afp/dpa)

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