Lieferung innerhalb von Stunden: Pakete für die Berliner – rund um die Uhr
Der Internethändler Amazon und die Post kämpfen in Berlin mit erweitertem Service um die Kunden. Auch Start-ups ziehen nach.
Noch sind nicht alle Regale gefüllt in Amazons neuer Lieferstation nahe dem Kurfürstendamm, aber einige tausend Waren stehen bereit für Auslieferungen innerhalb eines Zeitfensters von ein bis zwei Stunden im Stadtgebiet. Bei der Eröffnung am Mittwoch sah man beispielsweise Bücher, Getränkekisten, verpackte Lebensmittel, Drogerieartikel, Kleidung, Spielzeug sowie Elektrogeräte von der Kaffeemaschine bis zum Fernseher; aber auch ein Katzenklo wartete auf einen Abnehmer. Viele der Produkte waren da noch gar nicht bestellt – laut Sprecherin Christine Höger hatte Amazon einfach viele Regale vorab mit Waren bestückt, die erfahrungsgemäß beim Kunden stark gefragt sind.
Die Mitgliedschaft bei Amazon „Prime“ kostet 49 Euro im Jahr
Mit der Lieferstation im weitgehend leer stehenden Ku’damm-Karree startete das weltgrößte Online-Versandhaus in Deutschland seinen Dienst „Amazon Prime Now“. International gibt es die Lieferung innerhalb einer Stunde unter anderem schon im New Yorker Stadtteil Manhattan, in Mailand und in Tokio. Wer den Service nutzen möchte, muss eine „Prime“-Mitgliedschaft für 49 Euro pro Jahr abgeschlossen haben. Darüber können sich „Prime“-Kunden auch in einigen Metropolregionen bereits jetzt Bestellungen noch am selben Tag zustellen lassen. Zudem können Mitglieder kostenlos die Streamingdienste Prime Video und Prime Music nutzen. Ausgeliefert werden „Prime“-Bestellungen montags bis sonnabends zwischen 8 und 24 Uhr. Die Lieferung innerhalb von zwei Stunden kostet nichts zusätzlich. Wer seine Bestellung schon nach einer Stunde haben möchte, zahlt 6,99 Euro extra. Der Mindestbestellwert liegt bei 20 Euro.
Die Eilzustellung funktioniert noch nicht in allen Stadtteilen
In Berlin „fängt es jetzt erst richtig an“, sagte Amazon-Sprecherin Höger. Noch gebe es die Eilzustellung nicht für alle Stadtteile. Tatsächlich ergab ein erster Tagesspiegel-Test der Smartphone-App „Amazon Prime Now“, dass beispielsweise Kunden in Köpenick, Marzahn und Spandau den Dienst noch nicht nutzen können. In Steglitz-Zehlendorf oder Reinickendorf geht dies dagegen, obwohl beide Bezirke nicht zur Innenstadt gehören. Außerdem funktioniert die Bestellung vorerst nur über die Smartphone-App, die es für die Betriebssysteme Android und iOS gibt, nicht aber auf Desktop-PCs. Die App-Variante biete für den Kunden unter anderem die Möglichkeit, den Lieferstatus der Sendung in Echtzeit zu verfolgen, heißt es bei Amazon.
Die Kuriere des Unternehmens sind mit Elektrorädern und Kleintransportern unterwegs
Bei der Auslieferung bestellter Ware kooperiert das Unternehmen mit den Kurierdiensten Go und Interkep. Fahrradkuriere sind auf Zweirädern mit elektrischem Hilfsmotor (Pedelecs) unterwegs. So können Waren im Gewicht von bis zu 100 Kilogramm und bis zur Größe zweier Getränkekisten transportiert werden. Für größere Bestellungen stehen Liefer-Vans bereit; Elektroautos gehören zunächst nicht dazu. Für die Anlieferung von Waren ins Lager sind täglich drei bis vier Fahrten von Lkw mit einem Gewicht von je bis zu 7,5 Tonnen geplant.
Das Amazon-Lager in Berlin beschäftigt 55 Mitarbeiter in zwei Schichten
Dort beschäftigt Amazon derzeit 55 Mitarbeiter in zwei Schichten. Die Regale werden ohne Hilfe von Robotern per Hand ein- und ausgeräumt. Zur Orientierung dienen QR-Codes an den Regalfächern, die von den Angestellten mittels spezieller Lesegeräte überprüft werden. Bis 2018 wird der Konzern den Standort in einem ehemaligen Elektronikmarkt allerdings wieder räumen müssen, weil Investoren das gesamte Ku’damm-Karree umgestalten wollen. Wohin die Lieferstation dann umzieht, ist noch offen.
Auch die Post setzt auf mehr Service für die Kunden
Neben Amazon kämpfen im Moment auch viele große und kleine Mitbewerber verstärkt um die Gunst der Kunden. Die Post beispielsweise kontert den neuen Vorstoß des Internethändlers mit einem erweiterten Lieferangebot, das am Donnerstag vorgestellt wird. So soll die Kundschaft künftig zwischen verschiedenen Lieferterminen und engeren Zustell-Zeitfenstern für Päckchen und Pakete wählen können. Zudem testet die Post derzeit in Kooperation mit dem Immobilienunternehmen Vonovia in Berlin und Dortmund Paketkästen für Mehrfamilienhäuser. In den rund zwei Meter hohen und breiten Boxen im Eingangsbereich der Wohneinheiten sollen Mieter große und kleine Warenlieferungen künftig per Schlüssel selbst zu jeder Tages- und Nachtzeit abholen können. Der Service ist derzeit kostenlos. „Mit dem neuen Angebot sollen Lieferungen für unsere Kunden besser planbar werden“, sagt eine Sprecherin der Post.
Ein Berliner Start-up kooperiert mit dem stationären Handel
Auch der Berliner Online-Modehändler Zalando bietet in der Hauptstadt seit vergangener Woche Lieferungen am selben Tag der Bestellung an. Wie beim Konkurrenten Amazon wird auch hier die Bestellung aus dem nach eigenen Angaben rund 300 000 Waren umfassenden Sortiment mit einer App abgewickelt. Das Smartphone zeigt dabei nur Produkte an, die auch tatsächlich innerhalb eines Tages lieferbar sind. Auf Kooperation mit dem stationären Einzelhandel setzt das Berliner Start-up Locafox: Auf der Online-Shopping-Plattform können Kunden ab Ende Juni aus knapp 165 000 Produkten aus Berliner Läden wählen, die der Kunde entweder innerhalb von 90 Minuten oder zu einer gewünschten Uhrzeit geliefert bekommt. In den ersten vier Wochen ist der Service kostenlos. mit sal