Spotify zahlt Entschädigung: Notgroschen für darbende Musiker
Der Streamingdienst Spotify hat mit der US-Musikindustrie eine Zahlung von 21 Millionen Dollar vereinbart, um Musiker zu vergüten. Die Prozesse um Entschädigungen sind damit nicht erledigt.
Musiker laufen seit Jahren gegen den schwedischen Streamingdienst Spotify Sturm. Radiohead-Frontmann Thom Yorke fing 2013 damit an, Coldplay und die Red Hot Chilli Peppers zogen nach. Streamingdienste wie Spotify oder iTunes seien Abzocke für Musiker, hieß es. Adele ließ ihr neuestes Album „27“ nicht auf Spotify erscheinen, Taylor Swift alle ihre Songs löschen. Swift wandte sich Mitte 2015 mit einem offenen Brief an den Streaming-Dienst von Apple und kritisierte das Unternehmen scharf dafür, dass Künstler während der dreimonatigen Probezeit der Nutzer keinen Cent verdienten. „Wir bitten Sie nicht um kostenlose iPhones. Bitte verlangen Sie von uns nicht, Ihnen unsere Musik ohne Gegenleistung zur Verfügung zu stellen“, schrieb Taylor Swift auf Twitter. Der Megakonzern gab nach.
So etwas Ähnliches ist jetzt auch mit Spotify passiert. Wie der Verband der US-Musikindustrie mitteilte, soll das schwedische Unternehmen mit dem Verband eine Vereinbarung geschlossen haben. Insgesamt 21 Millionen US-Dollar würden zur Verfügung gestellt, um Künstler zu vergüten. Jeder Rechteinhaber, der der Meinung sei, seine gestreamte Musik werde nicht vergütet, könne sich melden. Spotify erklärte, in manchen Fällen sei kein Geld geflossen, weil das Unternehmen keinerlei Informationen über den Komponisten oder Rechteinhaber habe.
Damit reagiert Spotify auf den immer stärkeren Druck, den Künstler in letzter Zeit auf das Unternehmen ausüben. Gleich zwei Musiker hatten vor kurzem millionenschwere Klagen eingereicht. Die Folk-Sängerin Melissa Ferrick strengte eine Sammelklage ein, in der sie über 200 Millionen Dollar Entschädigung forderte. Der Rocksänger und Wirtschaftsprofessor David Lowery klagte auf 150 Millionen Dollar - stellvertretend für alle Künstler, wie er sagte. Seine Anwältin bezeichnet die Entschädigung, die Spotify jetzt in Aussicht stellt, als faulen Kompromiss. Der Streaming-Dienst wolle sich damit bloß seiner Verantwortung vor Gericht entziehen.
An dem grundsätzlichen Problem wird sich nichts ändern
Tatsächlich wird dieses Entgegenkommen von Spotify kaum etwas am grundsätzlichen Problem mit Streaming-Diensten ändern. Unternehmen wie Spotify oder iTunes schütten zwar 70 Prozent ihrer Einnahmen an die Musikindustrie aus. Doch wieviel davon bei den Musikern ankommt, hängt von deren Vertrag mit dem Label ab.
Geoff Barrow, Frontsänger von Portishead, behauptete, er habe bei 34 Millionen Streams über alle Kanäle gerade einmal 1700 Pfund eingenommen. Spotify hingegen zeigte in anonymen Statistiken, dass Rechteinhaber von Hit-Alben wie Lady Gaga oder Adele bis zu 425000 Dollar pro Monat bekämen, Indie-Nischenkünstler immerhin 3000 Dollar. Viele der unbekannteren Künstler gehen allerdings tatsächlich leer aus. Daran werden auch die 21 Millionen Dollar Entschädigung kaum etwas ändern. Bis jetzt ist auch überhaupt nicht klar, wie dieses Geld sinnvoll verteilt werden könnte. Ein Schritt nach vorne wäre es, wenn die Verträge zwischen Streaming-Diensten und Labels transparenter würden, damit Künstler die Höhe ihrer Vergütung nachvollziehen, vergleichen und sinnvoll verhandeln könnten. (mit AFP)
Giacomo Maihofer
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