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In Berlin sind besonders viele Jugendliche arbeitslos.
© dpa

Arbeitslosigkeit: Nach der Schule nur nicht nichts tun

In Berlin ist die Arbeitslosenquote unter Jugendlichen besonders hoch. Nun sollen spezielle Berufsagenturen helfen.

In der Hauptstadt sind fast doppelt so viele Jugendliche arbeitslos wie im bundesweiten Durchschnitt. Die Quote liegt in Berlin momentan bei 10,4 Prozent. Zu viele, sagte Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) am Donnerstag, würden auf der Schwelle von der Schule in den Beruf verloren gehen. Deswegen sind vier lokale Jugendberufsagenturen eröffnet worden. Nächstes Jahr soll es sie in jedem Bezirk der Stadt geben.

Nahles kam spät. Sie entschuldigte sich mit der Abstimmung über das Asylgesetz im Bundestag und machte die Flüchtlingskrise gleich zum Thema. 70 Prozent der Menschen, die momentan nach Deutschland kämen, seien unter 30, die Hälfte jünger als 25 Jahre. „Es gibt nichts besseres als Integration über Ausbildung und Arbeit“, sagte sie. Deswegen seien die Agenturen speziell für junge Frauen und Männer auch in dieser Hinsicht relevant.

Die Wege sind jetzt kurz

Diskutiert wird die Einrichtung einer Jugendberufsagentur seit September 2013. Sie ist nicht grundlegend neu, sondern bündelt die Arbeit bisheriger Anlaufstellen – der Agentur für Arbeit, des Jobcenters, der Jugendhilfe oder der Erstberatungen bei Schulden- und Drogenproblemen. All diese Angebote finden Jugendliche nun in einem Haus. Sie müssen nicht mehr zu verschiedenen Ämtern gehen, die Wege sind kurz.

„Viele Jugendliche haben ja auch nicht nur ein Problem“, sagte die Arbeitsministerin. Ihr Ziel sei es, Jugendberufsagenturen bundesweit einzuführen. Bislang gab es sie in Hamburg und Bremen. Jetzt auch in Friedrichshain-Kreuzberg, Marzahn-Hellersdorf, Spandau und Tempelhof-Schöneberg – und bald in jedem Bezirk.

Wo die Einrichtung ansetzen will

Die Ausbildungsquote in Berlin ist vergleichsweise niedrig: Sie liegt bei 3,9 Prozent. Bundesweit beträgt sie 5,5 Prozent. Im Schnitt beginnen Azubis mit 21 Jahren ihr erstes Lehrjahr. Fünf Jahre, nachdem sie die Schule verlassen haben. Sieben Prozent der Schulabgänger machen nicht einmal einen Abschluss. An all diesen Punkten soll die neue Einrichtung ansetzen.

„Arbeit ist mehr, als Geld verdienen“, sagte am Donnerstag der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD). „Es heißt auch, eine Aufgabe zu haben, Teil der Gesellschaft zu sein.“ Was möchte ich werden? Will ich eine Ausbildung machen oder studieren? Was mache ich, wenn ich ein Kind habe? Über diese Fragen nachdenken, Perspektiven besprechen, das wünscht sich Müller in den Jugendberufsagenturen. „In den Familien passiert das nicht immer.“

Das Ziel des Regierenden Bürgermeisters

Er möchte, dass alle jungen Frauen und Männer bis zu ihrem 25. Lebensjahr einen Berufsabschluss haben. Zur Unterstützung bekommt jeder Bezirk in den Agenturen zwei zusätzliche Stellen im Bereich der Jugendhilfe und 250000 Euro für die Beratung. An allen integrativen Sekundarschulen werden in diesem Schuljahr außerdem Teams eingesetzt, die bei der Berufsfindung helfen sollen. Auch an Gymnasien soll die Beratung intensiviert werden.

Das Angebot sei da, es sei nun an den Jugendlichen, es zu nutzen, und an der Wirtschaft, genügend Praktikums- und Ausbildungsplätze anzubieten, sagte Müller. Er dringe darauf in Gesprächen mit Verbänden ebenso wie mit Start-ups. „Es gibt jetzt keine Ausreden mehr.“ Dass die Möglichkeiten in Berlin vielfältig seien, meinte auch Jutta Cordt, Leiterin der Arbeitsagentur Berlin-Brandenburg. Nur Winzer, das könne man hier nicht werden.

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