Nach Insolvenz: Lufthansa will sich offenbar Großteil von Air Berlin sichern
Rund 90 der 144 Maschinen der insolventen Fluggesellschaft könnten an den Branchenriesen gehen. Schon in der nächsten Woche ist womöglich alles klar.
Die Lufthansa will sich aus der Insolvenzmasse der Air Berlin einen großen Teil der Flugzeuge sichern. Es könne um rund 90 der 144 Flugzeuge gehen, wurden am Donnerstag entsprechende Informationen der „Süddeutschen Zeitung“ in Unternehmenskreisen bestätigt.
Der Kranich-Konzern sieht sich unter großem Zeitdruck, so dass die bereits weit gediehenen und seit Monaten vorangetriebenen Verhandlungen schon in der kommenden Woche abgeschlossen werden könnten. Mit dem Air-Berlin-Vorstand und dem Sachwalter Lucas Flöther solle von Freitag an über das Wochenende verhandelt werden, habe Lufthansa-Chef Carsten Spohr nach einer Sondersitzung des Aufsichtsrats berichtet, schrieb die Zeitung.
Neben den bereits angemieteten 38 Air-Berlin-Jets will Lufthansa die österreichische Touristik-Tochter „Niki“ und weitere Flugzeuge übernehmen. Sie sollen unter dem Dach der Lufthansa-Tochter Eurowings an den Start gehen. In der Zahl seien auch die meisten der 17 Langstrecken-Flugzeuge der Air Berlin enthalten, die ebenfalls der Eurowings zugehen sollen. Kein Interesse hat Lufthansa dem Vernehmen nach an älteren Propeller-Maschinen und an den 14 Boeing-Jets, die Air Berlin zu hohen Kosten von der Tuifly gemietet hat. Sie könnten an den Touristikflieger des Tui-Konzerns zurückfallen.
Der größte Luftverkehrskonzern Europas stellt damit offensichtlich Maximalforderungen, die noch auf europäischer Ebene auf kartellrechtliche Fragen abgeklopft werden müssten. Air Berlin hat nach eigenen Angaben mindestens zwei weitere Interessenten für Flugzeuge oder Unternehmensteile. Ryanair hatte die geplante Übernahme großer Flottenteile durch die Lufthansa scharf kritisiert und Klage bei den Kartellbehörden eingereicht.
Zweifel an den Lufthansa-Plänen melden auch Wettbewerbshüter an. „Air Berlin und Lufthansa sind auf vielen Flugstrecken direkte Konkurrenten“, sagte der Chef der Monopolkommission, Achim Wambach, der Zeitung „Rheinische Post“. „Lufthansa müsste für eine Genehmigung der Fusion mit strengen Bedingungen und Auflagen rechnen.“. Dazu zähle der Verzicht auf weite Teile der begehrten Landerechte von Air Berlin. Auch FDP-Chef Christian Lindner warnt vor der Übernahme. "Im Interesse der Kunden sollte der Staat sich nicht in den Wettbewerb zu Gunsten der Lufthansa einschalten", sagte Lindner am Donnerstag den Zeitungen des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND). Er warnte vor einer Konzentration im deutschen Luftverkehr als Folge der Insolvenz von Air Berlin. "Wir brauchen kein Monopol im Luftverkehr".
Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) hatte zuvor gesagt, er sehe keine kartellrechtlichen Bedenken für eine Übernahme von Teilen der Air Berlin durch Lufthansa. (dpa)