Brexit-Angst führt zu Hamsterkäufen: Lebensmittelverband warnt vor Lebensmittel-Engpässen
Den Briten wird langsam klar, dass ein harter Brexit bald Realität sein könnte. Viele kaufen Konserven und ähnliches – und verzichten auf größere Anschaffungen.
Knapp zwei Monate vor dem voraussichtlichen Austrittstermin scheint der Brexit auch bei den Verbrauchern in Großbritannien anzukommen. Laut einer Umfrage des Zahlungsdienstleisters Barcleycard hamstert jeder fünfte Haushalt auf der Insel Güter des täglichen Bedarfs. Vor allem Konserven, Haushaltsgüter und getrocknete Lebensmittel würden in vielen Vorratsschränken lagern.
Gleichzeitig teilte der britische Einzelhandelsverband (BRC) am Dienstag mit, dass das Umsatzwachstum im vergangenen Monat auf null gefallen sei. Denn aufgrund der unsicheren, wirtschaftlichen Perspektive würden die Briten nur das Nötigste einkaufen.
Von größeren Anschaffungen sehen die Bürger derzeit demnach ab. Die Stagnation hatte sich bereits abgezeichnet, seit der Brexit sich konkret abzeichnete. Über die vergangenen zwölf Monate betrachtet, verlangsamte sich das Umsatzwachstum den Angaben zufolge auf 0,4 Prozent. Das ist der niedrigste Wert, seit der Verband 1995 mit der Datenerhebung begann.
Laut dem Einzelhandelsverband ist das Hamstern durchaus sinnvoll. Denn – anders als die Regierung – sieht der Verband durchaus die Gefahr von Engpässen in der Lebensmittelversorgung, wenn es zum harten Brexit kommt. „Es ist komplett unwahr, dass die Versorgung von frischen Lebensmitteln von einem No-Deal-Brexit nicht betroffen wäre“, so ein Sprecher des Einzelhandelsverbands.
Erdbeeren und Tomaten könnten knapp werden
„Die Handelsindustrie ist sehr klar in ihrer Kommunikation mit der Regierung gewesen in den vergangenen 36 Monaten, dass die Verfügbarkeit von frischen Nahrungsmitteln sehr wohl betroffen sein wird, da es an der Grenze zu Verzögerungen kommen wird.“
Besonders Früchte und Gemüse wie Erdbeeren, Tomaten und Salate würden knapp werden, da sie in den Wintermonaten größtenteils importiert würden. Der Verband verweist in seiner Mitteilung auf Berechnungen der Regierung selbst, der zufolge die Zahl der Güter, die die Grenze passieren dürften, am ersten Tag nach dem Brexit um 40 bis 60 Prozent sinken könnte.
Kampagne der Regierung
Derweil will auch die Regierung ihre Bürger auf den Brexit vorbereiten. Eine Kampagne mit dem Titel „Get ready for Brexit“ soll in den kommenden Tagen in sozialen Netzwerken und auf Plakaten zu sehen sein, wie der britische Fernsehsender BBC berichtet. Auch Fernsehwerbung soll demnach im Laufe des Septembers folgen. Laut britischen Medienberichten sollen die Kosten dafür rund 100 Millionen Pfund (ca. 110 Millionen Euro) betragen.
Konkret sollen Bürger im Rahmen der Kampagne auf die Internetseite https://www.gov.uk/brexit aufmerksam gemacht werden. Hier kann man Fragen zu seiner persönlichen Lebenssituation, Reiseplänen, Arbeitsplatz und anderen Dingen beantworten und bekommt dann eine Checkliste angezeigt, worum man sich bis zum Brexit noch kümmern sollte.
Die Seite steht nicht nur Briten offen. Auch EU-Bürger, die beispielsweise im Oktober nach Großbritannien reisen wollen, können hier entsprechende Ratschläge erhalten, was „so schnell wie möglich“ erledigt werden muss.