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Graffiti-Künstler sprüht rot auf Wand.
© imago/Tom Maelsa

Graffiti-Hauptstadt: Warum viele junge Sprayer nach Berlin kommen

Die Hauptstadt etabliert sich als Hotspot der weltweiten Graffitiszene – nicht immer zur Freude ihrer Bewohner.

Temporäre Graffiti-Kunstwerke erobern in Berlin zunehmend den öffentlichen Raum: Zurzeit wird mit dem 23 Meter langen und mehr als zwei Meter hohen Schriftzug #FREIHEITBERLIN vor dem Hauptbahnhof an den Weg zur Wiedervereinigung erinnert. Die Denkmal-Aktion ist Teil einer Anfang 2017 gestarteten Kampagne des Hauptstadtmarketings und ist somit öffentlich beglaubigt. „Freiheit hat viele Gesichter“ steht an den Seiten des Schriftzugs.

Das finden auch jene Sprayer, die mit einer Kommerzialisierung dieser Kunstform – in der geistig-ästhetischen Nachfolge des „Sprayers von Zürich“, Harald Naegeli – wenig anfangen können. Sie besprühen weiterhin U-Bahn-Züge und -Stationen, Treppenauf- und Ab- sowie Häusereingänge an markanten Punkten der Stadt. Dies nicht immer zum Wohlgefallen der Passanten. Der wirtschaftspolitische Sprecher der AfD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus, Christian Buchholz, wollte jetzt vom Senat unter anderem wissen, welche Altersgruppen besondere Faibles für das Sprayen illegaler Graffiti in der Hauptstadt haben und welche Hochburgen es im Stadtraum gibt.

Illegale Graffitikunst trägt zum Ansehen der Stadt bei

In seiner Antwort verweist Torsten Akmann, Staatssekretär der Senatsverwaltung für Inneres und Sport in Berlin, auf die Bedeutung der Hauptstadt auch auf diesem Feld: „Berlin hat sich in den letzten Jahren als sogenannter Hotspot der weltweiten Graffitiszene etabliert. Sowohl unter den nationalen als auch den internationalen Sprayern/Künstlerinnen bzw. Künstlern gilt es als erstrebenswert, in Berlin zu sprühen/auszustellen.“

Wie berichtet, sind in den vergangenen Wochen beim ersten Berliner Mural Fest 30 Brandwände von Street-Art-Künstlern mit neuen Motiven bemalt worden. Partys und Street-Art-Workshops begleiteten das legale Vorhaben. Nach Einschätzung des Senats trägt aber auch die illegale Variante der Graffitikunst zum Ansehen der Stadt bei. In den vergangenen Jahren würden „vermehrt auch jene Touristen angezogen, die vornehmlich mit dem Ziel in die Stadt kommen, Graffiti zu sprühen“. Es sind dies – glaubt man den einschlägigen Statistiken über ermittelte Täter – vor allem Erwachsene ab 21 Jahre und Jugendliche ab 18 Jahre, die auch auf Mutproben aus sind.

Die AfD wünscht sich Sauberkeit und Ordnung

„Das vornehmliche Ziel eines jeden Graffitisprayers ist der möglichst schnell innerhalb der Szene zu erlangende Ruhm (sog. ,fame’)“, schreibt Akmann. „Dieser kann am ehesten erreicht werden, indem besonders viele Graffitis an möglichst riskanten und/oder öffentlichkeitswirksamen Plätzen angebracht werden, die von vielen Menschen frequentiert werden.“

Es leuchtet ein, dass dies die innerstädtischen und eng besiedelten Ortsteile von Pankow, Mitte und Friedrichshain-Kreuzberg sind. AfD-Mann Buchholz setzt unter den Vorzeichen der zahlreichen „Tags“ (Signaturen) in der Stadt auf Sauberkeit und Ordnung: „Damit locken wir übrigens auch die richtigen Touristen in die Stadt.“

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