Erster neuer Wohnturm am Alex: 20 Etagen, 260 Wohnungen, nobel wie Bel Air
Nach mehr als 30 Jahren entsteht zwischen Alexanderplatz und Klosterviertel das erste neue Wohnhochhaus. Das "Grandaire" soll fein werden.
„Soft opening“ am Alexanderplatz: Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit hat der Verkauf von Wohnungen im ersten neuen Wohnhochhaus neben dem Kaufhaus Alexa in der Nähe des Alexanderplatzes begonnen. Der Baustart für den 65 Meter hohen Wohnturm soll noch in diesem Jahr erfolgen. „Grandaire“ lautet der Fantasiename unter dem das 20-stöckige Hochhaus an der Voltairestraße vermarktet wird – er soll für die „Leichtigkeit des Seins“ stehen.
Ab 2020 können Bauherr Strategis zufolge die Möbelwagen vorfahren. Auftraggeberin ist die Dekor Vastgoed B.V. – ein Immobilienfonds aus den Niederlanden, in dem sich zwei Investoren zusammengeschlossen haben: Reggeborgh Vastgoed Beleggingen und BPF Bouwinvest. Die Investitionssumme soll bei 60 Millionen Euro liegen. Wie bereits realisierte Projekte des Unternehmens zeigen – etwa in der Rummelsburger Bucht oder in Kleinmachnow –, hat man sich der Schaffung hochwertigen Wohnraums verschrieben.
Immobilieninvestor Reggeborgh hatte sich auch schon beim „Charleston“ am Potsdamer Platz und beim Projekt „Flottwell Living“ – gemeinsam mit der Groth Gruppe – am Park am Gleisdreieck engagiert. Und so kostet eine Zwei-Zimmer-Wohnung mit einer Wohnfläche von 114 Quadratmetern in der zehnten Etage des neuen Wohnhochhauses in Mitte provisionsfreie 529 500 Euro – macht rund 4800 Euro pro Quadratmeter.
Zugang mit begrüntem Patio und großzügiger Lobby mit Concierge
Circa 260 Wohnungen sollen insgesamt gebaut werden. Einige kann man kaufen, andere mieten. Von 20 Geschossen sind 18 Wohnetagen mit zwei bis fünf Zimmern. Dieser Tower-Teil beherbergt die Eigentumswohnungen. Die Größen variieren zwischen 54 und 157 Quadratmetern Wohnfläche. In dem geplanten 12-Geschosser – baulich und optisch über eine gemeinsame Grünfläche mit dem Hochhaus verbunden – sind 100 Mietwohnungen auf 10 Wohnetagen geplant. Loggien und raumhohe Panoramafenster für jede Wohnung, eine hochwertige Innenausstattung – all dies ist Standard bei Quadratmeterpreisen um die 5000 Euro.
Die Architekten kommen aus Hamburg: Das Büro Giorgio Gullotta hat als großes Projekt die Umnutzung der historischen Viehversandhallen des Fleischgroßmarktes in der Hansestadt an der Elbe vorzuweisen: die Schanzen-Höfe. Das „Grandaire“ soll von vornherein fein werden: Gedacht ist an eine repräsentative Zugangssituation mit baldachinartigem Vordach, begrüntem Patio sowie an eine großzügige zweigeschossige Lobby mit Concierge.
Die Bauausführung soll bei Kondor Wessels liegen. Dies ist ein inhabergeführtes, mittelständisches Unternehmen aus Berlin, das sich beim Bau neuer Stadtquartiere engagiert (siehe nebenstehende Seite). Kondor Wessels soll eine hochwertige Natursteinfassade bauen und damit Klassiker der Chicago School zitieren („Form follows function“). Zu erwarten – und auf den Renderings bereits zu sehen – sind streng gegliederte und in Raster aufgeteilte Fassaden mit feinen, unaufdringlichen Details.
Ein niederländischer Investor geht jetzt ans Werk
Mit dem „Grandaire“ geht nach den im Frühsommer veröffentlichten Plänen der russischen Monarchgruppe am Alexanderplatz das zweite Hochhausprojekt an den Start und wird möglicherweise früher fertiggestellt als der 150 Meter hohe „Alexander“-Tower.
Stehen wird „Grandaire“ auf dem Baufeld MK 2, für das es seit 2006 einen rechtskräftigen Bebauungsplan gibt. Zunächst hatte für diese Stelle die Projektentwicklungsgesellschaft TK 1 aus Hamburg mit der früheren Grundstückseigentümerin Degewo seit 2014 ein Projekt für einen 65 Meter hohen Wohnturm und einen 35 bis 40 Meter hohen Wohnblock mit insgesamt 300 Wohneinheiten entwickelt. Die Projektentwicklung ging in enger Abstimmung mit dem Baukollegium bei der Senatsbaudirektorin Regula Lüscher weiter: 2015 wurde schließlich die Baugenehmigung erteilt.
Doch der Investor TK 1 verkaufte das Projekt im Februar weiter – an den niederländischen Investor, der jetzt ans Werk gehen will. Im Sommer wurden Baugrundsondierungen durchgeführt, inzwischen ist die Baufläche mit rot-weißem Flatterband markiert. Die Tiefbauarbeiten können offenbar beginnen: 150 Pkw-Stellplätze und Bike Lofts mit separatem Aufzug sind unterirdisch geplant.