Onlineplattform in Planung: Ikea will seine Möbel bei Amazon verkaufen
Der schwedische Konzern plant zudem, eine Onlineplattform für verschiedene Möbelanbieter zu kreieren. Zwei Berliner Start-ups könnte das Probleme bereiten.
Wer bei Amazon ein Buch oder eine DVD bestellt, kann sich in Zukunft möglicherweise auch gleich ein Billy-Regal liefern lassen. Oder eine Malm-Kommode. Oder einen Kallax-Raumtrenner. Der geübte Ikea-Kunde kann es sich inzwischen denken: Das schwedische Möbelhaus will künftig über Amazon Produkte verkaufen. Das jedenfalls hat der Chef der niederländischen Holdinggesellschaft Inter Ikea, Torbjörn Lööf, der „Financial Times“ gesagt.
Demnach plant Ikea den Verkauf nicht nur bei Amazon, sondern auch bei anderen Onlinehändlern wie etwa Alibaba. Nachdem die Planungen länger als erwartet gedauert hätten, stehe der erste Testverkauf nun bevor, sagte Lööf.
Diese Versuche könnten allerdings erst der Anfang einer größeren Initiative im Möbelhandel sein. Man könne sich auch den Aufbau einer branchenweiten Online-Plattform gut vorstellen, erklärt Lööf weiter. Ikea befinde sich aber noch nicht in Gesprächen mit Rivalen.
Zalando als Vorbild
„Man bestimmt gerne sein eigenes Schicksal, wenn man also die Größe und die Möglichkeit hat, dann passt das“, sagte Lööf. Als Vorbild hat Ikea dabei offenbar den Berliner Online-Modehändler Zalando auserkoren. Lööf hob das Unternehmen als Beispiel für eine solche Plattform hervor. In dem 2008 gegründeten Onlineshop können Kunden Klamotten verschiedener Marken kaufen.
Der Schritt des schwedischen Konzerns mit einem Jahresumsatz von über 40 Milliarden US-Dollar ist vor allem für zwei Start-ups aus der Berliner Unternehmensschmiede Rocket Internet eine schlechte Nachricht. Denn Home24 und Westwing betreiben bereits ein solches Plattform-Konzept für Möbel.
Home24 bezeichnet sich dabei bislang als „führender Onlineshop für Home und Living in Kontinentaleuropa und Brasilien“. Ein Status, der wohl bald Geschichte wäre, wenn Ikea seine Pläne wahr macht. Das zehn Jahre alte Unternehmen beschäftigt mehr als 1000 Mitarbeiter und ist seit Sommer 2018 börsennotiert, der Umsatz lag im vergangenen Jahr bei 313 Millionen Euro.
Trotz der Ankündigung von Ikea stieg die Home24-Aktie gestern an, allerdings hat sie seit dem Börsendebüt mehr als zwei Drittel ihres Werts eingebüßt. Auch die Aktie von Konkurrent Westwing, seit Herbst 2018 an der Börse notiert, befindet sich kontinuierlich auf Talfahrt.
Lieferservice für Köttbullar im Test
Ikea steckt mitten in einem umfassenden Konzernumbau. Das Unternehmen hatte zuletzt angekündigt Leasing-Konzepte für Möbel zu testen, außerdem sind kleinere Filialen in Innenstädten geplant. Die neuen Pläne kommen auch insofern überraschend, da Ikea bereits einen eigenen Onlineshop betreibt. 7500 der insgesamt rund 9000 Ikea-Produkte kann man auf ikea.de derzeit online kaufen und sich anschließend nach Hause liefern lassen.
Auf Anfrage des Tagesspiegels sagt eine Sprecherin, dieses Angebot habe auch weiterhin großes Entwicklungspotenzial. Die im Interview geäußerten Vorhaben seien Zukunftspläne. Zudem betonte sie, dass bei allen derzeit bei Amazon und weiteren Anbietern verkauften Ikea-Produkten das schwedische Möbelhaus nicht der Verkäufer sei.
In einem anderen Bereich hat Ikea erst Anfang dieses Jahres einen Lieferdienst ins Leben gerufen. Seit dem 10. Januar liefert das Unternehmen in Groningen zwischen 12 und 20 Uhr Köttbullar, andere warme Gerichte, Desserts und Getränke. Der Service wird bis Mai getestet, anschließend will das Unternehmen entscheiden ob das Angebot auf andere Städte in den Niederlanden ausgedehnt wird. Eine Sprecherin teilte mit, prinzipiell sei ein solches Liefer-Angebot auch in Deutschland denkbar.
Thorsten Mumme