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Hat mit Blick auf die Zahlen gut lachen: Elon Musk.
© REUTERS/Mike Blake/File Photo

Tesla verbucht Rekordgewinn: Gute Bilanz – doch die Skepsis wächst

Teslas Geschäft läuft. Doch eine Tagesspiegel-Umfrage zeigt, dass das Vertrauen in Elon Musks Technologie des Autonomen Fahrens sinkt.

Der US-Elektroautobauer Tesla produziert weiter Schlagzeilen am laufenden Band. Gute wie schlechte. Eine gute Nachrichte konnte der Konzern von Elon Musk am Dienstagmorgen verkünden: Tesla hat zu Jahresbeginn weiter kräftiges Wachstum verbucht und seinen bislang höchsten Quartalsgewinn erreicht. In den drei Monaten bis Ende März verdiente das Unternehmen von Tech-Milliardär Elon Musk unterm Strich 438 Millionen Dollar (362 Millionen Euro).

Vor einem Jahr hatte die Bilanz lediglich ein leichtes Plus von 16 Millionen Dollar ausgewiesen. Tesla schaffte im Auftaktquartal bereits das siebte Vierteljahr mit schwarzen Zahlen in Folge. Ein wichtiger Faktor war jedoch abermals der Handel mit Abgaszertifikaten, die andere Autobauer benötigen, um ihre Emissionsbilanz aufzubessern und so gesetzliche Vorgaben etwa in Kalifornien oder Europa zu erfüllen. Im ersten Quartal setzte Tesla damit 518 Millionen Dollar um.

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Außerdem profitierte die Bilanz von einer Investition in die Kryptowährung Bitcoin, mit der das Unternehmen im Februar Schlagzeilen gemacht hatte. Tesla hatte sich für 1,5 Milliarden Dollar mit Bitcoins eingedeckt, dann rund 300 Millionen wieder verkauft und daran gut 100 Millionen verdient.

Die Erlöse stiegen um 74 Prozent auf 10,4 Milliarden Dollar. Obwohl die Zahlen im Rahmen der Markterwartungen lagen, geriet die Aktie im Anschluss deutlich ins Minus. Tesla lieferte im ersten Quartal 184.877 E-Autos aus - das entspricht im Vergleich zum Vorjahr mehr als einer Verdopplung und einer neuen Bestmarke in der Geschichte des 2003 gegründeten Konzerns.

Unfälle untergraben Vertrauen

Doch auch negative Nachrichten reißen nicht ab. Die Meldungen über Unfälle mit Tesla-Fahrzeugen führen dazu, dass die Akzeptanz für die Technik des autonomen Fahrens sinkt: Mehr als die Hälfte der Deutschen hat durch die Meldungen von tödlichen Crashs bei vermeintlich selbstfahrenden Autos von Tesla- und Uber-Fahrzeugen weniger Vertrauen in den künftigen Einsatz des autonomen Fahrens. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey für den Tagesspiegel. Befragt wurden rund 2500 Menschen.

54,8 Prozent gaben demnach an, infolge der Berichte über Unfälle wie jenen mit einem Tesla vor einer Woche im US-Bundesstaat Texas ihre Einstellung gegenüber der Technologie geändert zu haben. Die Skepsis nimmt zu. Im Gegenzug dazu gab nur gut jeder Zehnte an, dass die Meldungen das eigene Vertrauen nicht erschüttern. Auffällig ist dabei, dass mit zunehmendem Alter auch das Vertrauen der Menschen in die Technologie sinkt. Während Menschen jenseits des Alters von 65 Jahren zu zwei Dritteln (66,4 Prozent) nun ein unbehagliches Gefühl haben, sind es bei den Befragten unter 30 Jahren nur 42,1 Prozent. Für knapp die Hälfte aus der jüngeren Altersgruppe (42,1 Prozent) verändern die Unfälle nichts oder kaum etwas.

Teslas Crash in Texas reiht sich ein in eine Serie von Unfällen mit Fahrzeugen des US-Autobauers, die offenbar mit „Autopiloten“ gefahren wurden. US-Behörden untersuchen noch, welche Rolle der Fahrassistent bei dem jüngsten Unfall spielte. Tesla-Chef Elon Musk kritisierte am Montag erneut, dass Berichte, wonach das System angeschaltet gewesen sei, „vollkommen falsch“ seien.

Handel Tesla unverantwortlich bei den Tests?

Verbraucherschützer haben herausgefunden, dass sich Teslas Fahrassistent austricksen lässt. Bei einem Test durch das US-Verbrauchermagazin „Consumer Reports“ konnte das System weder feststellen, ob der Fahrer aufmerksam war, noch, „ob überhaupt ein Fahrer vorhanden war“, sagte der Leiter des Autotests, Jake Fisher, der BBC. Es sei „ein bisschen“ beängstigend gewesen, die „nachweislich eindeutig unzureichenden“ Sicherheitsvorkehrungen zu umgehen. Bei dem Autopiloten handelt es sich um ein teilautomatisiertes Fahrsystem, das dem Fahrer beispielsweise hilft, in der Spur zu bleiben und auf Autobahnen zu lenken. Wirklich selbstfahrend sind die Fahrzeuge nicht.

Seit Oktober hat der US-E-Autohersteller Tesla eine Beta-Version seines FSD-Systems (Full Self-Driving) ausgeliefert. Eine kleine Kundengruppe soll testen, wie gut das System auf öffentlichen Straßen funktioniert. Branchenbeobachter kritisierten die Entscheidung, ungeschulte Verbraucher zur Validierung der Beta-Software einzusetzen, als gefährlich und unverantwortlich. Mitte April kündigte Elon Musk via Twitter ein mögliches Update für Ende Juli an.

Das Baugelände der Tesla Gigafactory östlich von Berlin (Luftaufnahme mit einer Drohne).
Das Baugelände der Tesla Gigafactory östlich von Berlin (Luftaufnahme mit einer Drohne).
© Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/ZB

Hierzulande haben Gerichte dem US-Autobauer verboten, irreführende Werbung für „autonomes Fahren“ zu schalten: Anzeigen, die nahelegen könnten, es handle sich um ein vollautonomes System bei dem Model 3, darf Tesla seit Sommer letzten Jahres in Deutschland nicht mehr schalten.

"Erwartungen runterschrauben"

In Deutschland und Europa warnen Hersteller und Forscher vermehrt vor zu großen Erwartungen an die Technologie. Der Weg hin zum autonomen Fahren sei noch weit, sagte Armin Gräter, Leiter der Fachstrategie Vollautomatisiertes Fahren bei BMW, bei einer EU-Konferenz. „Wir müssen unseren Erwartungen runterschrauben“, sagt der BMW-Manager. Bis in Europa Level-4-Fahrzeuge regulär unterwegs seien, seien noch einige technologische Sprünge nötig. Bei Level 4 übernimmt das Fahrzeug tatsächlich die komplette Fahrzeugführung.

Vor allem das autonome Fahren bei hoher Geschwindigkeit, zum Beispiel auf der Autobahn, fordert die Ingenieure heraus. Zunächst werden in Europa vor allem hochautomatisierte Shuttles im urbanen Verkehr zum Einsatz kommen, wie sie derzeit in Hamburg erprobt werden. „Autonome Shuttles werden das große Thema im kommenden Jahrzehnt sein“, sagt Gräter. Dass sich die Perspektiven der Hersteller im Silicon Valley und hierzulande unterscheiden, liegt nicht nur an den unterschiedlichen Unternehmensphilosophien und Strategien, die sie bei der Entwicklung der Technologie verfolgen. Sondern auch an den verschiedenen regulatorischen Rahmenbedingungen in Europa und auf der anderen Seite des Atlantiks.

Für die europäischen Hersteller sei es die aktuelle Herausforderung, „die richtige Balance zwischen Forschung, Regulierung und Standardisierung“ zu finden, meint BMW-Manager Armin Gräter. Die Hersteller wissen: Nur wenn die Fahrgäste das Gefühl haben, sicher unterwegs zu sein, können Ängste und Vorbehalte abgebaut werden.(mit dpa)

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