Design- und Entwicklungszentrum: Berlin wartet auf Tesla
Das Autowerk in Grünheide wächst, die Batteriefabrik ist in der Planung. Doch was wird aus dem angekündigten Zentrum für Entwicklung an der Spree? Eine Spurensuche.
Elon Musk beantwortete die Frage eines Twitter-Users, ob Tesla ein Software-Entwicklungszentrum in Berlin plane, mit „Yes“. Das war im August 2020. Schon zehn Monate zuvor hatte der Tesla-Chef in Berlin verkündet, der US-Autobauer werde nicht nur eine Gigafactory in Brandenburg bauen, sondern wolle auch ein „Design- und Entwicklungszentrum“ in der Hauptstadt installieren.
Groß war die Freude am Standort. Der wertvollste Autohersteller der Welt will nicht nur produzieren, sondern in Berlin auch forschen und entwickeln. Schon kursierten Zeichnungen eines neuen Kompaktmodells, das möglicherweise in Berlin speziell für den europäischen Markt entwickelt werden könnte. „Probably a good one to design & engineer in Germany“, twitterte Musk. Bei der Parkplatzsuche sei er in Berlin auf die Idee für ein kleineres Modell gekommen, berichtete Musk später auf der Europäischen Batterie Konferenz.
Viel Aufregung in Berlin. Doch viel mehr war von Tesla nicht zu erfahren – bis heute. Sehr ruhig ist es inzwischen geworden um die angekündigten Aktivitäten in der Stadt, während das Werk in Grünheide wächst und der benachbarte Bau einer großen Batteriefabrik vorbereitet wird. Wird doch nichts aus den Plänen in Berlin?
„Da ist nichts vom Tisch.“
Nachfragen bei Tesla werden wie üblich (nicht) beantwortet: „Zur Thematik äußern wir uns aktuell nicht“, schreibt ein Sprecher. Immerhin schließt das nicht aus, dass es bald doch mehr Informationen geben wird. Davon geht man auch in Berlin aus. Im Sommer oder Herbst, wenn die Gigafactory in Grünheide die ersten Elektroautos baue, bekomme das Thema wieder mehr Aufmerksamkeit, sagen Insider. „Da ist nichts vom Tisch.“ Die Gespräche über „den einen oder anderen Standort“ für das Entwicklungscenter würden weiter geführt, sagt der Sprecher von Wirtschaftssenatorin Ramona Pop.
Beobachter spekulieren, Tesla sei noch unentschlossen, was am Standort Berlin eigentlich genau geschehen solle. In Schanghai, wo Tesla Ende 2019 eine Autofabrik eröffnet hat, ist das anders. Dort soll ebenfalls noch im Laufe des Jahres das erste Forschungs- und Entwicklungszentrum außerhalb der USA entstehen – mit 20 Laboren und Plänen für das 25 000-Dollar-Auto, das Tesla in China entwickeln, produzieren und in alle Welt exportieren will.
Und in Berlin? „Ich freue mich auf den Herbst“, sagt viel- bis nichtssagend Stefan Franzke, der Geschäftsführer bei der Wirtschaftsfördergesellschaft Berlin Partner. „Alles, was Elon Musk angekündigt hat, läuft weiter. Er hat bis heute alles umgesetzt, was er geplant hat.“ Zur Größe und zum Start des Design- und Entwicklungszentrums könne er aber leider nicht mehr sagen. „Wir haben mit Tesla strikte Vertraulichkeit vereinbart.“
Tesla hat alle zur Verschwiegenheit verpflichtet
Von diesen „non-disclosure agreements“, kurz NDA, mit Tesla ist in den Gesprächen viel die Rede. „Hochsensibel“ sei das Thema, meint der Sprecher der Wirtschaftssenatorin. Alles, was der börsennotierte US-Konzern (Marktkapitalisierung: 570 Milliarden Dollar) plant, unterliegt strikten Verschwiegenheitsvereinbarungen. Selbst die vergleichsweise kleine Investition in der deutschen Hauptstadt. „Tesla konzentriert sich zu 100 Prozent auf seine Meilensteine – und das ist zunächst die Gigafactory in Grünheide“, sagt Franzke.
Am 8. Februar hatte sich auch der Wirtschaftsausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses mit dem Tesla-Projekt beschäftigt. „Welcher Standort kommt für die Ansiedlung des Design- und Entwicklungszentrums von Tesla infrage?“, lautete das Thema der Sitzung. Der Vorschlag von Ramona Pop, Tesla auf das ehemalige Flughafen-Gelände in Tegel zu locken, dürfte wenig Chancen haben. Der US-Konzern sei an einem schnellen Zugang zum Großflughafen BER und zum Werk südöstlich von Berlin interessiert, heißt es. Das spräche für einen Standort im Technologiepark Adlershof oder im ehemaligen Elektroindustriezentrum Oberschöneweide. Tesla-Vertreter trugen nichts zur Anhörung im Wirtschaftsausschuss bei. Es gebe noch keine Neuigkeiten, hieß es.
Elon Musk lädt zu einer „lustigen Reise“ ein
Eingeladen war unter anderem auch Karin Teichmann, Vorstandsmitglied des Berliner Forschungscampus Euref. Dort war im Sommer 2020 die Information verbreitet worden, dass Tesla in den ausgebauten Gasometer ziehen wolle. Die Ansiedlung blieb ein schöner Wunsch, vergangene Woche teilte Senatorin Pop mit, die Deutsche Bahn bringe 2000 Mitarbeite im Gasometer unter. Auch die Gasag zieht – wie berichtet – in wenigen Wochen zum Euref-Campus um.
Öffentlichkeitsarbeit, das musste man in Berlin und Brandenburg lernen, findet bei Tesla nur auf der Chefetage statt. Elon Musk ist es vorbehalten, bei Twitter kryptisch über anstehende Projekte in Berlin zu raunen. „Elon Musk ist wie kein anderer CEO Treiber des Unternehmens und aller Projekte“, sagt Franzke. „Musk steht auch hinter dem F&E-Center in Berlin – übrigens auch hinter der Techno-Disco im Grünheider Werk.“ Ein Werk mit Technokeller, Graffiti und Besichtigungstouren für Touristen – Visionen für „Giga Berlin“ hat Musk schon viele verkündet. „Wenn Sie in der Gegend von Berlin sind, ist dies eines der Dinge, die Sie vielleicht sehen sollten“, fügte er kürzlich in einem „Fortune“-Interview hinzu. „Es wird cool sein und Spaß machen. Ein Schmuckstück.“ Die Tesla-Fabrik in Brandenburg sei „eine lustige Reise“ wert.
- bbbbbb
- Brandenburg neu entdecken
- Charlottenburg-Wilmersdorf
- Content Management Systeme
- Das wird ein ganz heißes Eisen
- Deutscher Filmpreis
- Die schönsten Radtouren in Berlin und Brandenburg
- Diversity
- Friedrichshain-Kreuzberg
- Lichtenberg
- Nachhaltigkeit
- Neukölln
- Pankow
- Reinickendorf
- Schweden
- Spandau
- Steglitz-Zehlendorf
- Tempelhof-Schöneberg
- VERERBEN & STIFTEN 2022
- Zukunft der Mobilität