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Vera Gäde-Butzlaff, Chefin der Berliner Gaswerke Aktiengesellschaft und ihr Finanzvorstand Jürgen Schmidberger. Seit September 2016 neu im Vorstandsteam ist Matthias Trunk für den Vertrieb.
© Bernd Von Jutrczenka/dpa

Berlin Energie: Gasag macht sich fit für den Wettbewerb mit dem Stadtwerk

Der Berliner Energieversorger Gasag hat 2016 wieder Umsatz und Gewinn gesteigert – und bietet dem Senat eine Kooperation an.

Das vielleicht Langweiligste an der Gasag sind die Geschäftszahlen. Das ist eine gute Nachricht für die Eigentümer des Berliner Energieversorgers – und wohl auch für Mitarbeiter und Kunden. Denn das war nicht immer so: Vor wenigen Jahren noch mussten Vorstände jährlich von dramatisch sinkenden Kundenzahlen bei steigenden Gaspreisen berichten. Dazu kamen immer neue Klagen von Verbraucherschützern wegen Sonderklauseln in alten Kundenverträgen.

Vor etwa fünf Jahren begann das Unternehmen, das in diesem Jahr sein 170-jähriges Bestehen feiert, unter dem damaligen Vorstandsvorsitzenden Stefan Grützmacher mit der Neuaufstellung. Die Gasag sollte nicht mehr allein Gastransport- und Handelsfirma sein, sondern zunehmend Dienstleister. Vera Gäde-Butzlaff, die im März 2015 vom Chefposten bei der Stadtreinigung BSR zur Gasag kam, treibt diese Expansion kräftig voran. Und das unterm Strich erfolgreich: 2016 steigt der Konzernumsatz von 1,05 i auf 1,17 Milliarden Euro, das Ergebnis vor Steuern (Ebit) erhöht sich von 113 auf 117 Millionen Euro. Dabei konnte die eingeleitete Stilllegung des Gasspeichers unter dem Grunewald, die negativ auf dem Ergebnis lastet, überkompensiert werden. „Es war operativ ein sehr gutes Jahr“, fasste Gäde-Butzlaff die Zahlen am Dienstag in der Zentrale am Hackeschen Markt zusammen.

2016 habe man weitere Schritte eingeleitet, um das Unternehmen zu einem Energiedienstleister umzubauen. Das will der Vorstand durch eine kleine Namensänderung dokumentieren: Ab Juni heißt die „Gasag Berliner Gaswerke AG“ (so der bisher volle Name) nur noch „Gasag AG“. Zwar macht der Konzern immer noch zwei Drittel bis drei Viertel seiner Umsatzes mit dem Transport und Vertrieb von Erdgas. Doch der Verkauf von Ökostrom und Energiedienstleistungen in Kooperation mit der Immobilienwirtschaft wächst so schnell, dass das Wort „Gaswerke“ aus dem Handelsregister gelöscht werden soll. „Zudem betreiben wir seit Jahren keine Gaswerke mehr“, sagte Gäde-Butzlaff.

Gasag produziert Biogas und verkauft Ökostrom

Ihr Vorgänger hatte die Produktion von Biogas in Brandenburg und den Vertrieb von Ökostrom gestartet. Mittlerweile beliefert die Gasag-Gruppe, also inklusive der Töchter wie etwa die Stadtwerke Forst, mehr als 165.000 Stromkunden; 200.000 sollen es in diesem Jahr werden. Und auch im Kerngeschäft, beim Gasvertrieb, soll der seit vielen Jahren anhaltende Abwärtstrend bei den Kundenzahlen so gut wie gestoppt sein.

Die einst stadteigene Gasag, heute eine Tochter von Vattenfall, Eon und Engie (ehemals GDF Suez), arbeitet daran, sich möglichst breit zu machen in der Region – auch um ein unverzichtbarer Partner für die Landesregierungen zu werden. Die Koalition aus SPD, Linken und Grünen verfolgt bekanntlich das politische Ziel, die Kontrolle über maßgebliche Teile der Wertschöpfungskette bei der Energieversorgung zu gewinnen.

Das Ringen darum, was schon unter dem vorherigen Senat begonnen hatte, beschäftigt aktuell mehrere Gerichte. Es geht unter anderem um die Konzession für den Betrieb des Gasnetzes. „Wir haben die Gasnetzkonzession formal nicht, betreiben das Netz aber weiterhin mit großer Sorgfalt“, erklärte Gäde-Butzlaff. Der Streit darum befindet sich in zweiter Instanz vor Gericht – „und nach unserem Kenntnisstand ist in diesem Jahr nicht mehr mit einer weiteren Verhandlung zu rechnen“.

"Freundlicher Wettbewerb" mit Berliner Stadtwerk

Die eingeleiteten Schritte von Wirtschafts- und Energiesenatorin Ramona Pop (Grüne), das noch kleine Unternehmen Berlin Energie zu einem echten Stadtwerk aufzupumpen, sieht die Gasag-Chefin gelassen. „Wenn Berlin seine Klimaziele erreichen will, müssen die Kräfte eh gebündelt werden. Wir bieten unsere Kooperation an, bringen gern unser Know-how ein.“ Auf Nachfrage sprach sie von einem „freundlichen Wettbewerb“. Natürlich sei ein Stadtwerk ein neuer Wettbewerber – allerdings habe die Gasag in der Region bereits einige Hundert Konkurrenten auf den Märkten für Gas und Strom.

Ob die Gasag am Ende den Netzbetrieb in Berlin aufgeben muss oder nur einen Teil davon, wird auf absehbare Zeit wohl nicht geklärt werden. Derweil expandiert das Unternehmen auch durch Übernahmen: 2016 wurde zum Beispiel die Berliner Firma Geo en gekauft, die sich mit Geothermie befasst. Im Januar übernahm die Gasag die Mehrheit an dem Smart-Home-Anbieter Provedo und betreibt mittlerweile ein Joint-Venture mit dem Immobiliendienstleister Gegenbauer. Das alles sind strategisch wichtige Beteiligungen für den Fall, dass die Zusammenarbeit mit dem Senat einmal nicht mehr so „freundlich“ sein sollte.

Kevin P. Hoffmann

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