Frauenquote: Führungsetagen bleiben von Männern dominiert
Der Frauenanteil in den Vorständen der börsennotierten Unternehmen wächst nur sehr langsam.
In Deutschland steht bislang eine einzige Frau an der Spitze eines der 160 börsennotierten Unternehmen: Anke Schäferkordt ist gemeinsam mit einem männlichen Kollegen Vorstand bei der Mediengruppe RTL. Die Führungsetagen hierzulande bleiben also von Männern dominiert – der Anteil von Frauen in den Spitzenriegen der Unternehmen steigt nur langsam.
Weniger als eine Handvoll Frauen sind 2015 in einen der Vorstände der Dax-Unternehmen aufgestiegen: Dort arbeiteten zum Stichtag 1. Januar 2016 insgesamt 40 weibliche Vorstände und damit vier mehr als im Vorjahr und zur Jahresmitte. Den 40 Frauen stehen in den Vorstandsetagen der Unternehmen insgesamt 641 Männer gegenüber. Der Frauenanteil liegt damit aktuell bei 5,9 Prozent – vor einem halben Jahr waren es 5,4 Prozent, Anfang 2015 ebenfalls 5,4 Prozent. Das ist das Ergebnis einer Studie, die die Prüfung- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young (EY) am Donnerstag vorgestellt hat.
Quote in Aufsichtsräten
Seit Jahresbeginn müssen Unternehmen, in denen Arbeitnehmer voll mitbestimmungsberechtigt sind, bei der Neubesetzung von Aufsichtsratsposten eine Frauenquote von 30 Prozent einhalten. Wird diese nicht erreicht, bleibt der Posten unbesetzt. Von dieser Regelung betroffen sind gut 100 Unternehmen. Darüber hinaus sind sie angehalten, den Frauenanteil in Vorständen zu erhöhen.
Drei von vier Vorstandsgremien der börsennotierten Unternehmen sind nach der aktuellen Studie ausschließlich mit Männern besetzt – lediglich in 23 Prozent der Firmen sitzt mindestens eine Frau im Vorstand – vor einem Jahr waren es 21 Prozent. Mindestens zwei weibliche Vorstandsmitglieder haben derzeit nur zwei Prozent der Unternehmen – konkret sind dies die Dax-Konzerne Deutsche Lufthansa, Munich Re und Siemens.
"Ein enttäuschendes Ergebnis"
„Deutsche Vorstandsetagen bleiben mehrheitlich männliche Monokulturen“, sagt Ana-Cristina Grohnert, Mitglied der Geschäftsführung bei EY. „Vor dem Hintergrund der seit vielen Jahren anhaltenden Diskussion ist das ein enttäuschendes Ergebnis.“ Allerdings könnte der jetzige Anstieg eine Trendwende markieren: Zwischen 2013 und 2015 war der Frauenanteil in den Vorständen kontinuierlich gesunken. Tatsächlich habe sich das Klima in den Unternehmen geändert, sagt Grohnert: „Die Kultur ist nicht mehr so vorsichtig wie vor der Quoten-Diskussion, sondern sehr viel pragmatischer.
Inzwischen wird in sehr vielen Unternehmen durchaus intensiv daran gearbeitet, Frauen bessere Aufstiegschancen zu ermöglichen.“ Grohnert erwartet, dass die inzwischen gesetzlich verankerte „Frauenquote“ zu einer zusätzlichen Dynamik führen wird. „Die Diskussion über den auch im internationalen Vergleich sehr niedrigen Anteil an weiblichen Vorständen wird an Intensität gewinnen, wenn die Unternehmen ihre selbst gesteckten Ziele veröffentlichen. Und der Druck auf die Unternehmen, ambitionierte Ziele zu benennen, dürfte in Zukunft weiter zunehmen.“ (mit dpa)
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