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Serie „Mein Geld“ - Teil 4: Finanzen sind zu kompliziert? Hier finden Sie Rat

Laut einer Studie fehlt vielen Deutschen grundlegendes Wissen, um ihre Finanzen selbstständig zu regeln. Doch diese Wissenslücken kann man leicht schließen.

Wissen Sie, wann Dispozinsen auf dem Girokonto anfallen? Oder können Sie den Zinseszinseffekt erklären? Wenn Sie aufmerksam die Texte unserer Geldserie gelesen haben, auf jeden Fall!

Doch viele Deutsche sind nicht in der Lage, die grundlegendsten Finanzfragen zu beantworten. Das zeigt eine Studie der Finanztip Stiftung, für die mehr als 3000 Menschen im Alter von 16 bis 69 Jahren zu konkreten alltäglichen Finanzentscheidungen befragt wurden.

Der Studie zufolge schafft es nur jede:r Zweite die Hälfte der Fragen zum Thema Geldanlage, Versicherungen oder Kredit richtig zu beantworten. Geringverdiener:innen, Frauen und Jüngere offenbaren hier größere Wissenslücke als andere Bevölkerungsgruppen.

Wiederum punkten vor allem unter 30-Jährige mit ihrem Wissen zu Aktien. Die Autor:innen der Studie verglichen die Punktzahl der beantwortete Fragen mit Schulnoten und urteilten: Vier minus oder schlechter.

Nur die Hälfte der Befragten versteht den Dispokredit

„Wir haben genau solches Finanzwissen erfragt, das nötig ist, um ganz alltägliche Finanzprodukte richtig zu beurteilen“, sagte Hermann-Josef Tenhagen, Chefredakteur von Finanztip. Dazu gehört eine Frage zum Dispokredit, die nur die Hälfte der Befragten richtig beantwortete.

Die Autoren der Finanztip-Studie sehen Handlungsbedarf bei der Aufklärung über Finanzen. Letztendlich sei es auch eine Frage der sozialen Gerechtigkeit, wenn Menschen aus ärmeren Bevölkerungsschichten durch mangelndes Wissen ihre Situation nicht verbessern können oder gar verschlechtern, erklärte Finanztip-Stifter Robert Haselsteiner.

[Für die einen ist es ein Tabuthema, für die anderen schlicht ein Mysterium – die Kapitalanlage. Doch das muss nicht sein!
In unserer Serie "Mein Geld" erfahren Sie von Grund auf, wie jeder seine Finanzen ordnen und einfach investieren kann.]

Serie "Mein Geld" – bisher erschienene Teile:

Ahnungslosigkeit kann weitreichende Folgen haben. In ein Produkt zu investieren, das Anleger:innen nicht verstehen und dessen Risiko sie nicht abschätzen können, kann im schlimmsten Fall zum Totalverlust führen.

Ein mahnendes Beispiel ist die Telekom-Aktie. Insbesondere in Deutschland der von Werbemaßnahmen begleitetete Börsengang im Jahr 1999 hatte viele Kleinanleger:innen zum Kauf der Aktie verleitet. Als im Jahr 2000 die sogenannte Dotkom-Blase platzte, verloren sie ihr investiertes Kapital.

Damals waren viele Deutsche in den Aktienmarkt eingestiegen, getrieben von der allgemeinen Euphorie, aber ohne grundlegendes Börsenwissen.

Deutsche Börsenskeptik im Wandel

Erfahrungen wie diese hatten den Pessimismus gegenüber der Börse in Deutschland weiter verstärkt. Lange Zeit behandelten die Bürger:innen Wertpapiere eher stiefmütterlich und pochten lieber auf das vermeintlich gute alte Sparbuch. Das scheint sich zu ändern.

Denn durch die anhaltenden Niedrigzinsphase gibt es auf Sparbüchern und Festgeld kaum mehr Zinsen, manche Banken drohen schon mit Minuszinsen oder Verwahrentgelten. Im Gegenzug wächst der Anteil der Aktienbesitzer:innen und liegt laut einer Studie aus diesem Jahr aktuell bei 36 Prozent, zwei Prozentpunkte höher als im Vorjahr und zwölf Prozent mehr als im Jahr 2017.

Vor allem bei den 35- bis 44-Jährigen ist der Anteil der Aktionär:innen deutlich gestiegen, von 37 Prozent im Vorjahr auf 44, und liegt damit am höchsten von allen Altersgruppen. 18 Prozent der Deutschen besitzen Aktienfonds, 16 Prozent Wertpapiersparpläne und 14 Prozent Einzelaktien. ETFs nutzen elf Prozent der Bürger:innen.

Angesichts des gestiegenen Interesses an Geldanlage und Investments ist es umso wichtiger, sich selbstständig und unabhängig zu informieren. Hier kommen unsere Tipps für unabhängige Ratgeber:innen, wenn die Tagesspiegel-Serie "Mein Geld" vorbei ist.

Verbraucherzentrale

Die Verbraucherzentrale bietet auf ihrer Website und den Websites der örtlichen Zentralen ausführliche Leitfäden zum Thema Finanzen. Zusätzlich hat die Verbraucherzentrale einen eigenen Online-Renditerechner erstellt. “Wir haben die Renditeentwicklung von Festgeld und Aktien der Industrieländer seit 1970 analysiert”, heißt es auf der Website und weiter: “Dieser ersetzt natürlich keine Beratung.

[Behalten Sie den Überblick: Jeden Morgen ab 6 Uhr berichten Chefredakteur Lorenz Maroldt und sein Team im Tagesspiegel-Newsletter Checkpoint über Berlins wichtigste Nachrichten und größte Aufreger. Kostenlos und kompakt: checkpoint.tagesspiegel.de]

Vergangenheitsdaten sind generell mit Vorsicht zu genießen.” Ein wichtiger Hinweis! Denn natürlich kann niemand die künftige Entwicklung von Werte an der Börse vorhersagen. Aber der Rechner eignet sich dazu, ein erstes Gefühl zu bekommen, wie sich Aktien und Festgeld im Vergleich entwickeln.

Darüber hinaus klären Expert:innen der Verbraucherzentrale nicht nur über Sparen und Investieren auf, sondern beschreiben auch, wie eine Baufinanzierung gelingt, wie Verbraucher:innen Schulden richtig abbauen und was bei der Altersvorsorge zu beachten ist.

Stiftung Warentest

Auch die Stiftung Warentest hat auf ihrer Website eine Vielzahl von Ratgebern zu den Themen Geld, Versicherungen, Steuern und Recht veröffentlicht. Viele sind erstmal kostenlos. Die gemeinnützige Verbraucherorganisation testet unabhängig Finanzprodukte hinsichtlich Kosten und Qualität, deren Tests sich meist kostenpflichtig erwerben lassen.

Einer ihrer beliebtesten Beiträge vergleicht, wie Fonds und ETFs performen und wie nachhaltig sie wirklich sind. Nach Aussage der Stiftung Warentest aktualisieren ihre Fonds-Expert:innen monatlich die Fondsdaten und Bewertungen. Der Zugriff kostet einmalig fünf Euro.

Finanztip

Finanztip ist ein Online-Geldratgeber. Eine unabhängige Redaktion aus Expert:innen recherchiert relevante Finanzthemen von Geldanlage, Versicherungen, Kredit, über Energie und Mobilität bis hin zu Reise, Recht und Steuern. Auf der Website sind mehr als 1000 fundierte Ratgeber mit konkreten Empfehlungen zu finden.

Darüber hinaus gibt es einen wöchentlichen Newsletter, einen Youtube-Kanal sowie die Podcast “Auf Geldreise” und “Geld ganz einfach”. Finanztip ist Teil der gemeinnützigen Finanztip Stiftung, deren Stiftungszweck die Finanzbildung von Verbraucher:innen ist.

Madame Moneypenny

Natascha Wegelin hat es sich zur Aufgabe gemacht, Frauen in die finanzielle Unabhängigkeit zu bringen. Mit ihrem Blog, Podcast und Coachings will sie Frauen informieren und motivieren, sich selbst um ihre Finanzen zu kümmern. Daraus ist auch ein Buch entstanden: “Madame Moneypenny - Wie Frauen ihre Finanzen selbst in die Hand nehmen können”.

Natascha Wegelin richtet sich mit ihren Ratgeber-Angeboten explizit an Frauen, die mehr über Finanzen lernen möchten.
Natascha Wegelin richtet sich mit ihren Ratgeber-Angeboten explizit an Frauen, die mehr über Finanzen lernen möchten.
© promo

“Dieses Buch habe ich geschrieben, um Frauen die Angst vor dem Thema „Finanzen” zu nehmen”, schreibt Wegelin auf ihrer Website. In dem Buch geht es um innere Geldblockaden, Versicherungen, Gehaltsverhandlungen, Geld in der Partnerschaft und Investitionen an der Börse.

Fortunalista

"Wir helfen dir, deine finanziellen Ziele im Leben zu erreichen”, heißt es auf der Website von Margarethe Honisch. Die Finanzbloggerin und Buchautorin will auf “Fortunalista” das richtige Mindset vermitteln, um die eigenen Finanzen in den Griff zu bekommen.

Auf ihrer Website und ihrem gleichnamigen Instagram-Account gibt sie Tipps zu Altersvorsorge und Geldanlage. Dazu bietet sie auch ein kostenloses E-Book zum Herunterladen an, mit ersten Tipps zu den Themen Disziplin, richtig sparen, Tagesgeldkonto, Aktien, ETFs sowie einer Checkliste für den Vermögensaufbau.

(Die weiteren Teile der Serie werden in den kommenden drei Wochen auf tagesspiegel.de/mein-geld und sonntags in der Zeitung erscheinen.)

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