Börsenaufsicht vs. Robinhood: Ist das Ende der Reddit-Trader gekommen?
Die US-Börsenaufsicht plant, das Geschäftsmodell zu verbieten, auf dem die Trading-App Robinhood basiert. Die Folgen für den Markt wären beträchtlich.
Bei einigen Privatanlegern in den USA dürfte diese Meldung Panik ausgelöst haben. Die US-Börsenaufsicht SEC denkt einem Bericht zufolge darüber nach, das sogenannte PFOP-Geschäftsmodell beim Wertpapierhandel komplett zu verbieten. Genau darauf basiert allerdings das Geschäft der Trading-App Robinhood, die vielen Kleinanlegern in den vergangenen Jahren den Weg an die Börse erst ermöglicht hat. Die Folgen eines solchen Verbots wären für die Aktienlandschaft in den USA beträchtlich.
Die Pläne sind US-Medien zufolge bereits recht konkret. SEC-Chef Gary Gensler sagte der Finanzzeitung „Barron’s“, ein Verbot von „Payment for Order Flow“ (PFOF) „liege auf dem Tisch“. Die SEC prüfe die Praxis und könnte in den kommenden Monaten Empfehlungen vorlegen, hieß es in dem am Montag veröffentlichten Bericht weiter.
Wer bekommt die heiklen Informationen?
Doch was verbirgt sich hinter dem Kürzel PFOF? Damit ist ein Verfahren gemeint, bei dem Brokerhäuser Aufträge ihrer Kunden meist an große Häuser weiter, weil diese auf ihren außerbörslichen eigenen Handelsplattformen oft bessere Kurse bieten als bei einer Platzierung der Order direkt an der Börse. Das heißt Robinhood – deren Dienste für Anleger kostenlos sind – fungiert lediglich als Vermittler.
Im Gegenzug erhalten sie von den großen Brokern Rabatte oder Zahlungen. Das bedeutet in der Praxis: Die Kaufentscheidungen der Robinhood-Trader werden in Millisekunden an andere Broker weitergegeben und der Neobroker kassiert im Gegenzug Geld. Die heikle Frage dabei lautet: An wen gehen diese Informationen und was stellt derjenige damit an?
PFOF ist bei Regulierungsbehörden wegen möglicher Interessenkonflikte schon länger umstritten und in Kanada, Großbritannien und Australien verboten. Die SEC untersucht unter anderem, ob PFOF Broker dazu animiert, die Aufträge nicht zu den Handelshäusern mit den besten Kursen, sondern zu denen mit den höchsten PFOF-Zahlungen weiterzuleiten. Im Poker um die Aktie von Gamestop, der im vergangenen Winter für Furore an den Märkten sorgte, geriet des Verfahren zudem in die Kritik, weil Kleinanleger vermuteten, große Investoren und Shortseller könnten die Daten nutzen, um die Taktik der Kleinanleger vorherzusagen und entsprechende Zu- oder Verkäufe zu tätigen.
Robinhood-Aktie bricht ein
Die Aktie von Robinhood ging daraufhin auf Talfahrt und schloss knapp sieben Prozent im Minus. Die US-Firma erzielt mehr als drei Viertel des Umsatzes über PFOF. Die Titel des Unternehmens Charles Schwab, das ebenfalls das Verfahren einsetzt, gaben um fast 3,2 Prozent nach. Trading-Apps wie Robinhood sind auch in Deutschland zuletzt immer beliebter geworden. Robinhood selbst war erst im Juli an die Börse gegangen.
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Für Experten kommt die jüngste Entwicklung jedoch nicht überraschend. Bereits kurz nach dem Börsengang warnte Analyst Konstantin Oldenburger von CMC Markets vor Robinhood: „Robinhood ist wohl eines der heißesten Eisen an der Börse, an dem sich Anleger die Finger verbrennen könnten“. Denn ein „eventuell nicht nachhaltiges Geschäftsmodell mit hochvolatilen Umsatzströmen steht einem riesigen Kundenstamm mit der Fantasie für neue Geschäftsfelder gegenüber“.
Tatsächlich ist dieser "riesige Kundenstamm" inzwischen eine relevante Größe am Aktienmarkt geworden. Am Beispiel der Aktie von Gamestop zeigte sich, dass die vielen Kleinanleger auf der Plattform großen Hedgefonds tatsächlich gefährlich werden können. In den vergangenen Monaten sind über Robinhood zahlreiche Menschen an die Börse gekommen, die ohne die App keinen Zugang hatten oder ihn sich nicht leisten konnten. Über die Social-Media-Plattform Reddit verabredeten sie sich zu abgestimmten Aktienkäufen, die die Kurse tatsächlich maßgeblich bewegten.
Sollte Robinhood tatsächlich nicht mehr wirtschaften können wie bisher, würde das eine Änderung der Machtstruktur an den Märkten bedeuten. Den ebenso schnell wie die Kleinanleger, die Reddit-Anleger, wie sie auch genannt werden, als neuer Player hinzugekommen sind, könnten sie dann auch wieder verschwinden. (mit rtr)
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