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Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (r.) am Freitag auf dem Global Forum for Food and Agriculture, an dem auch Bundeskanzlerin Angela Merkel teilnahm
© dpa

Internationale Grüne Woche: Ein Digitalrat soll die Ernährungsprobleme der Welt lösen

Julia Klöckner setzt die digitale Landwirtschaft auf die internationale Agenda. Auf ihre Initiative hin soll ein Digitalrat das globale Hungerproblem angehen.

Julia Klöckner war gut gelaunt, als sie im Auswärtigen Amt Bilanz der vergangenen drei Tage zog. „Wir haben ein wunderbares Ziel erreicht“, sagte die Bundesagrarministerin. Mit 75 Länderdelegationen seien so viele ihrer Amtskollegen wie noch nie ihrer Einladung gefolgt.

Das Treffen, das die CDU-Politikerin so begeistert hatte, war das Global Forum for Food and Agriculture (GFFA), das zum elften Mal im Vorfeld der Grünen Woche in Berlin stattfand. Klöckner hatte schon zu Beginn ihrer Amtszeit große Pläne für das Format angekündigt, wollte es in Bezug auf das jährliche Spitzentreffen der Wirtschaft in der Schweiz zum „Davos der Landwirtschaft“ machen. Das diesjährige GFFA wertete sie als großen Schritt in diese Richtung. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte am Freitag auf dem Treffen gesprochen.

Der Digitalrat ist ein "Durchbruch"

„Bis 2050 werden wir über zwei Milliarden mehr Menschen satt machen müssen und das bei knapper werdenden Ressourcen“, erklärte die Ministerin den Hintergrund der Konferenz. „Hier kann die Digitalisierung helfen.“ Und tatsächlich scheint Klöckner ihr erklärtes Lieblingsthema – die Digitalisierung der Landwirtschaft – mit dieser Konferenz nun auch auf die internationale Agenda zu setzen. Auf ihre Initiative hin soll die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) ein Konzept für einen Digitalrat ausarbeiten. Diese Entscheidung nannte Klöckner einen „Durchbruch“.

Der Digitalrat soll die Länder in Fragen der Digitalisierung beraten und den Austausch von Ideen und Erfahrungen vorantreiben. Zudem soll die FAO eine Methode entwickeln, um den Digitalisierungsgrad in der Landwirtschaft zu messen. „Wir brauchen diese Diagnose, damit die digitale Kluft weltweit nicht weiter wächst“, so die Ministerin.

José Graziano da Silva, Direktor der FAO sieht das genauso. Er betonte die Chancen der Digitalisierung, gerade für Länder, deren Landwirtschaft nicht von großen Konzernen gesteuert wird. „Das Problem von kleinen Farmen ist, dass sie klein sind“, sagte da Silva. „Die Digitalisierung ermöglicht den Zugang zum globalen Markt. Dafür braucht man bald keine große Firma mehr hinter sich.“

Klöckner nimmt Stellung zu Tagesspiegel-Interview

Der EU-Kommissar für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Vytenis Andriukaitis, betonte die Chancen digitaler Techniken in Hinblick auf sparsameren Einsatz von Chemikalien und anderer Ressourcen. Sein Plädoyer für „Precision Farming“ rang Klöckner heftiges Kopfnicken ab, war eben das doch das Schlüsselwort ihrer Antrittsrede als Agrarministerin im Bundestag vor neun Monaten gewesen.

Sowohl Klöckner als auch der EU-Kommissar nahmen zudem Stellung zu den Äußerungen Andriukaitis’ im Tagesspiegel-Interview am Samstag. Andriukaitis hatte in Bezug auf das von Klöckner vorangetriebene Tierwohllabel vor nationalen Alleingängen und steigenden Lebensmittelpreisen gewarnt. Sie hätten das ausgeräumt, sagte Klöckner. Beide betonten, dass sie jede Bemühung für mehr Tierwohl begrüßen.

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