Grüne Woche in Berlin: Das ewige Dilemma mit Feld und Vieh
Rosa Ferkelchen unterm Funkturm tun wieder so, als gebe es die heile Bauernwelt, an die zu glauben längst Ausweis von Unverstand ist. Ein Kommentar.
Wer heute noch an Bauernhofromantik glaubt, wie sie auf Butterpäckchen oder Milchtüten gedruckt wird, dem ist nicht mehr zu helfen – it’s the Agroindustrie, stupid! Schrot, Korn und Fleisch werden längst in Megamengen hergestellt und kreuz und quer über den Globus veredelt, gehandelt, transportiert. In der Folge ist der Bevölkerung vielerorts der Bezug zum Nahrungsmittel verloren gegangen. Es wird nicht richtig wertgeschätzt, was den Preis angeht, und unterschätzt, was seine krankmachenden Inhaltsstoffe oder seine globalsozialen Auswirkungen angeht.
„Das Bild von der Landwirtschaft ist oft allzu romantisch“, hat jüngst auch Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) festgestellt, die an diesem Freitag die Berliner „Grüne Woche“ besucht, die international wichtigste Messe für Ernährungs- und Landwirtschaft – wo dann aber an vielen Ständen genau dieses realitätsfern-romantische Bild gepflegt wird.
Es wird kleine rosafarbene Ferkelchen zum „wie niedlich“ rufen geben, die sonst in Megaställen betäubungslos kastriert und indoor gemästet werden. Es wird geschrubbte und geföhnte Milchkühe geben, die einen gelassenen Eindruck machen, aber an ihren „Arbeitsplätzen“ unter Turbolieferstress stehen. Man wird Federvieh, das sich sonst in rappelvollen Ställen gegenseitig niederhackt, fröhlich herumhüpfen sehen und denken können: Wie ist es doch schön. Was es allzu oft eben nicht ist.
Das Thema auch hier: Digitalisierung
Andererseits kommt auch niemand zu einer Agrarmesse, um sich dort zu erschrecken oder gar zu gruseln, was angesichts der teils hocheffizienten und durchautomatisierten Herstellungsprozesse in der Nahrungsmittelindustrie vorkommen könnte. Verbraucheraufklärung als Dilemma.
Insofern passt es, wenn das Thema, das sowohl Ministerin Klöckner als auch Bundeskanzlerin Angela Merkel für den Eröffnungsbesuch ausgewählt haben, die Digitalisierung der Agrarbranche ist. Da finden Feld und Vieh eine Projektionsfläche, die von jeglicher Romantik frei ist und damit besser zu ihrem Leben passt als grüne Wiesen und goldgelbe Strohhaufen. Da geht es dann um IT-Entwickler, um GPS-Navigation oder Drohnen und damit letztlich um ein Thema, das auch viele Menschen angeht: die Verfügbarkeit von belastbaren Funknetzen, also den Breitbandausbau.
Eine weitere Digitalisierung der Landwirtschaft wird es ohne den Netzausbau nicht geben. Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) hält das „Internet an jeder Milchkanne“ bislang nicht für notwendig. Wenn der Druck der Agrarwirtschaft bewirkt, dass sich hier trotzdem etwas tut, könnten am Ende die Menschen der Landwirtschaft nicht nur ihr täglich Brot, sondern auch ihre lückenlose Internetverbindung verdanken.
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