Dieselskandal bei Audi: Dobrindt: Betrugssoftware in zwei Oberklassemodellen
Grüne sprechen von systematischer Täuschung. Laut Bundesverkehrsminister Dobrindt sind 24.000 Fahrzeuge betroffen.
Die VW-Tochter Audi hat nach Worten von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) unzulässige Abgas-Software verwendet. Die Software habe bewirkt, dass erkannt wurde, wenn das Auto auf einem Prüfstand war - dann wurden die Abgas-Reinigungssysteme angeschaltet. 24.000 Fahrzeuge müssten zurückgerufen werden, sagte Dobrindt am Donnerstag in Berlin.
Grüne: Tricksen hat System
Oliver Krischer fühlt sich bestätigt. Nachdem Dobrindt zwei neue Audi-Oberklassemodelle als Schummeldiesel enttarnt hat, ist der Fraktionsvize der Grünen sicher, dass Tricksen und Täuschen in der Autoindustrie System haben. „Vor wenigen Tagen Hausdurchsuchungen bei Daimler, nun illegale Abgaseinrichtungen bei Audi und jeder fragt sich, was als nächstes kommt“, sagte der Grünen-Verkehrspolitiker am Abend. Nur den Verkehrsminister scheine dies wenig zu interessieren.
VW: "dynamische Programmierung"
Allerdings war es Dobrindt, der zuvor an die Öffentlichkeit gegangen war. Die Auffälligkeiten bei den Audi A8 und A7 mit V6- und V8-Dieselmotoren waren dem Minister am Mittwoch bekannt geworden, am Donnerstag habe er dann mit VW-Konzernchef Matthias Müller gesprochen. Müller ist zugleich Aufsichtsratsvorsitzender bei Audi. Ein VW-Sprecher bestätigte am Abend, dass es sich um weitere Modell-Varianten der bereits auffällig gewordenen Audi-Modelle A7 und A8 handele. Bei diesen Diesel-Fahrzeugen sei eine spezielle Getriebesoftware mit „dynamischer Programmierung“ verbaut worden, die – je nach Fahrweise – Einfluss auf die Schaltvorgänge nehme.
Vergleich in den USA
Für VW kommen die neuen Enthüllungen zur Unzeit. Am Dienstag hatte der Konzern noch stolz vermeldet, dass gut drei Viertel der betroffenen manipulierten Dieselautos in Deutschland umgerüstet seien. Audi und VW hatten bereits in einem milliardenschweren Vergleich mit dem US-Justizministerium eingeräumt, dass sie in den USA rund 83.000 Autos mit Audi-Dieselmotoren und einer dort illegalen Software verkauft hatten, die niedrigere Abgaswerte angibt. Die Diesel-Verfahren hatten Audi im vergangenen Jahr 1,86 Milliarden Euro gekostet.
Stadler: Alles auf den Prüfstand
Audi-Chef Rupert Stadler hatte bei der Jahrespressekonferenz im März angekündigt, bei Audi alles „auf den Prüfstand“ zu stellen. Die Aufarbeitung sei „noch lange nicht abgeschlossen“. Aber sein Unternehmen tue alles, „dass so etwas wie die Diesel-Affäre bei uns nie wieder passiert“. Während der Jahrespressekonferenz hatten mehr als 100 Polizisten und Staatsanwälte die Zentrale des Autobauers, weitere Standorte und Wohnungen von Mitarbeitern durchsucht. Die Staatsanwaltschaft hatte „ein Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt wegen des Verdachts des Betruges und der strafbaren Werbung“ eingeleitet. Mit den Aktionen soll geklärt werden, wer an der Verwendung der manipulierten Abgas-Software und an Falschangaben beteiligt gewesen sei.
Dobrindt hatte kurz nach Beginn des VW-Abgasskandals im September 2015 die „Untersuchungskommission Volkswagen“ eingesetzt. Bestehend aus Fachleuten des Bundesverkehrsministeriums, des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) sowie wissenschaftlicher Begleitung durch den Münchner Professor Georg Wachtmeister bewertete sie zum einen die Auswirkungen des VW-Abgasskandals. Zum anderen sollte sie prüfen, ob auch für Diesel-Fahrzeuge anderer Hersteller unzulässige sogenannte Abgas-Abschalteinrichtungen verwendet wurden. mit dpa