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Als IWF-Chefin hat Christine Lagarde erst vor einem Jahr einen Rekordkredit an Argentinien zugesagt - jetzt steckt das Land schon wieder in der Krise.
© AFP

Künftige EZB-Chefin: Die Argentinien-Krise belastet Christine Lagarde

Christine Lagarde soll die EZB leiten. Doch nun fällt ihr eine Entscheidung auf die Füße, die sie noch als IWF-Chefin zu Argentinien getroffen hat. Ein Kommentar

Ein Kommentar von Carla Neuhaus

Auf Christine Lagarde kommt als Chefin der Europäischen Zentralbank (EZB) viel Arbeit zu. Die Wirtschaft in der Eurozone kühlt sich ab. Es könnte zum Harten Brexit kommen. Und die klassischen Instrumente der Zentralbank (Zinsen senken, Anleihen kaufen) hat ihr Vorgänger Mario Draghi längst ausgereizt. Für die Französin jedoch scheint das geradezu ein Ansporn zu sein. Vor den EU-Parlamentariern sagte Lagarde diese Woche, sie sehe durchaus noch Spielraum bei der Geldpolitik, wolle im Zweifel "innovative" Wege gehen.

Manche Beobachter, mag sie damit beruhigt haben - anderen macht das eher Angst. Zu recht.

Der Grund: Qualifiziert hat sich Lagarde für den Posten bei der EZB in erster Linie durch ihren vorherigen Job als Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF). Doch ausgerechnet diese Reputation steht in diesen Tagen auf dem Spiel. Schuld ist die Krise in Argentinien.

Die Wirkung des Rekordkredits vom IWF verpufft

Das Land hat im vergangenen Jahr den wohl wichtigsten Kredit erhalten, den der IWF je vergeben hat. 57 Milliarden Dollar hat der Währungsfonds dem angeschlagenen Land bereitgestellt - so viel hat bis dahin kein anderes Land vom Währungsfonds erhalten. Lagarde wollte offenbar auf Nummer sicher gehen, um am Ende nicht für die Pleite Argentiniens verantwortlich sein, wie es einem ihrer Vorgänger ergangen ist: dem Deutschen Horst Köhler. Mit der Rekordhilfe für Argentinien aber ist Lagarde ein enormes Risiko eingegangen, was sich nun rächt. Denn bereits ein Jahr nach diesem gigantischen Hilfsprogramm steckt Argentinien schon wieder in der nächsten Kreise.

Die Währung Peso ist so stark abgestürzt, dass der Staat eingreifen und den Handel einschränken musste. Die Inflation ist in Argentinien so hoch wie sonst in kaum einem anderen Land. Und auch das Vertrauen der Bevölkerung ist hin: Die Menschen stehen Schlange bei der Bank, um ihr Erspartes abzuheben. Ein Problem ist das nicht nur für den amtierenden Präsidenten Mauricio Macri, der sich Ende Oktober zur Wiederwahl stellen will. Sondern auch für Lagarde. „Sollte Argentinien zusammenbrechen, wäre das das Worst-Case-Szenario für den IWF und Lagarde“, sagte Benjamin Gedan vom Wilson Center, einem Thinktank in Washington, kürzlich der Financial Times.

Der IWF hätte durchaus mehr tun können

Der Grund für die Kritik: Der IWF hätte im Gegenzug für den hohen Kredit auf sehr viel striktere Reformen dringen müssen. Das glaubt zumindest der US-Ökonom und Nobelpreisträger Paul Krugman. Er meint, dass die neue Krise in Argentinien mit der richtigen Politik nämlich durchaus hätte vermieden werden können. Etwa indem Argentiniens Regierung die öffentlichen Ausgaben drastisch gekürzt hätte, um die Schulden zu drücken. Und man die ökonomischen Folgen durch eine frühzeitige, kontrollierte Abwertung der Währung eingedämmt hätte, um Exporte zu fördern. Das aber sei ausgeblieben, schreibt Krugman auf Twitter. Und weiter: "Das macht mir große Sorgen über Lagarde bei der EZB."

Die Französin hat mittlerweile zwar eingeräumt, die Situation in Argentinien unterschätzt zu haben. Die wirtschaftliche Lage sei "unglaublich kompliziert" gewesen. Doch solche Aussagen sorgen nicht gerade für Vertrauen. "Wenn Lagarde die Situation in Argentinien schon für komplex gehalten hat, warten wir mal ab, was sie bei der EZB erwartet", schreibt der britische Analyst Bill Blayn.

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