Global Solutions: Der Preis des Klimawandels
Eine Kommission von Ökonomen fordert eine Abgabe für den Ausstoß von klimaschädlichem Kohlendioxid. Die Erlöse könnten in neue, nachhaltige Technologien investiert werden.
Zwischen 40 und 100 Dollar sollen Unternehmen ab dem Jahr 2020 dafür bezahlen, wenn sie beim Wirtschaften klimaschädliches Kohlendioxid ausstoßen – pro Tonne. Zumindest, wenn es nach den beiden Vorsitzenden der „High Commission on Carbon Pricing“ geht. Die Verpreisung von CO2-Emissionen sei zwingend notwendig, um die globale Erderwärmung wie von den Industrienationen im Dezember 2015 in Paris beschlossen auf unter zwei Grad Celsius zu drücken, sagte der britische Ökonom Nicholas Stern am Montag bei „Global Solutions“. Der Wirtschaftsprofessor an der London School of Economics hat zusammen mit seinem amerikanischen Kollegen und Nobelpreisträger Joseph Stiglitz von der Columbia University sowie anderen Wissenschaftlern untersucht, was geschehen muss, damit die Klimaziele von Paris tatsächlich umgesetzt werden.
Investitionen in Infrastruktur und klimafreundliche Technologien sind nötig
„Wachstum und Entwicklung kann es nur durch Dekarbonisierung geben“, sagte Stern. Allerdings müssten sich die Staaten der Welt stärker als bisher dafür einsetzen, dass auf der Erde weniger oder gar keine fossilen Brennstoffe mehr benutzt werden und stattdessen erneuerbare Energien zum Einsatz kommen. Der Wandel müsse sich in den kommenden zwei Jahrzehnten vollziehen. „Die Zeit drängt“, sagte Stern. „Jede Verzögerung ist gefährlich.“
Neben Abgaben für klimaschädliches Wirtschaften seien vor allem Investitionen in die Entwicklung nachhaltiger Technologien und in den Auf- und Ausbau klimafreundlicher, nachhaltiger Infrastruktur nötig, sagte Stern. Zudem müssten staatliche Subventionen für den Abbau fossiler Rohstoffe wie Kohle abgeschafft werden, forderte Stern. „Wir haben die Folgen des Klimawandels jahrelang unterschätzt“, sagte US-Ökonom Stiglitz. „Die Struktur der Wirtschaft wird sich fundamental verändern müssen, wenn wir das Ziel von Paris erreichen wollen.“
Staaten sollten daher am besten sofort damit beginnen, Geld für den massenhaften Ausstoß von CO2 zu kassieren. Nach den Vorstellungen der Kommission könnten die so generierten Einnahmen beispielsweise dafür eingesetzt werden, insbesondere arme und unterentwickelte Länder durch neue Technologien mit Energie zu versorgen – und so den Lebensstandard und den Wohlstand auf der Erde zu erhöhen.
Die Entwicklungsländer können die Klimaziele nicht ohne Hilfe erreichen
Ökonomin Mari Pangestu, ehemalige Handelsministerin von Indonesien, appellierte an die Industrienationen, die Entwicklungsländer bei der Umsetzung der in Paris vereinbarten Klimaziele nicht im Stich zu lassen. „Die Verpreisung von Kohlendioxid allein reicht für sie nicht aus“, sagte Pangestu. Um den Wandel hin zu klimafreundlichen Wirtschafts- und Gesellschaftsstrukturen zu vollziehen, seien riesige Investitionen und ein hohes Maß an Organisation nötig. „Die Kapazitäten dafür sind aber vielerorts gar nicht vorhanden“, monierte die Wirtschaftswissenschaftlerin.