Metropole contra Kleinstadt: Der Ort muss passen: Tipps für die Suche nach der perfekten Studentenstadt
In Metropolen tobt das Leben. Kleine Unistädte bieten enge Kontakte und günstige Mieten. Eine Entscheidungshilfe.
Das Abitur ist in der Tasche, der Entschluss zum Studium gefasst und welche Fachrichtung es werden soll, steht auch schon fest. Bleibt nur, die passende Hochschule am richtigen Ort zu finden. Angehende Studierende haben die Qual der Wahl. Nach Angaben des Deutschen Studentenwerks gibt es in Deutschland rund 400 Hochschulen mit insgesamt etwa 19 000 Bachelor- und Masterstudiengängen in Deutschland. Nach einer Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks stehen bei jungen Frauen Sprach-und Kulturwissenschaften an erster Stelle, gefolgt von Sozialwissenschaften, Psychologie und Pädagogik. Studenten wählen vor allem Ingenieurwissenschaften sowie Mathematik und Naturwissenschaften. Für beide liegen Rechts- und Wirtschaftswissenschaften an dritter Stelle.
Jannik Zoubek hat sich für den Bachelorstudiengang Politik- und Kommunikationswissenschaften an der Universität Greifswald entschieden. Er will dort seinen Master in Organisationskommunikation zu machen. „Ich hatte mich quer durch die Republik beworben, mehrere Zusagen und wusste schnell, Greifswald ist es“, sagt der gebürtige Solinger. Er hat seine Entscheidung nicht bereut. Die Nähe zur Ostsee, persönlicher Kontakt zu den Dozenten und Professoren, kurze Wege auf dem Unigelände und in der Stadt überzeugen ihn. „Wenn ich in Greifswald unterwegs bin, treffe ich immer Leute, die ich kenne“, sagt der 25-Jährige. Ein großes Plus sind auch die geringen Kosten. Jannik musste nicht lange suchen, um ein nettes WG-Zimmer für 210 Euro zu finden.
Anonymität einer großen Uni überfordert viele
Je größer die Universität, desto höher ist das Angebot an Studiengängen. Köln, München und Berlin sind da am besten aufgestellt. Doch nicht jeder fühlt sich an einer Universität mit Tausenden von Studierenden wohl. Viele überfordert die Anonymität an einer großen Uni. Dort ist in der Regel auch mehr Selbstständigkeit gefragt, um das Studium zu absolvieren. Studienanfänger, die leicht Anschluss finden wollen und auf eine überschaubare Anzahl von Professoren wie Studiengängen Wert legen, sind an einer kleinen Universität besser dran.
Wer unbedingt an einer Elite-Uni studieren will, aber sich auch eine gute Betreuung wünscht, könnte enttäuscht werden. Hier steht häufig die Forschung im Vordergrund. Im Zuge der Exzellenzinitiative von Bund und Ländern wurden in den vergangenen Jahren Universitäten ausgewählt, an denen Spitzenforschung gefördert werden soll. Dazu zählen beispielsweise die LMU und die TU München, die Technischen Hochschulen in Karlsruhe und Aachen und die Freie Universität Berlin (FU).
Auch das aktuelle Hochschulranking des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) hilft bei der Auswahl. Für mehr als 30 Fächer sind hier Informationen zusammengetragen. Dazu werden über 300 Universitäten und Fachhochschulen untersucht und rund 150 000 Studierende befragt. Besonders gut abgeschnitten haben beispielsweise die Evangelische Hochschule Berlin im Fach Pflegewissenschaften beim Kontakt zur Berufspraxis. An der FU waren die Studierenden sehr zufrieden mit der Studienorganisation und der Vermittlung der Fachkompetenzen. In den Fächern Biologie, Biowissenschaften, Geowissenschaften und Mathematik wurde die Unterstützung am Studienanfang mit sehr gut bewertet. Dies gilt auch für das Fach Informatik an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin. Wer Kunst oder Musik studieren will, hat es relativ leicht, weil diese Studiengänge nur an speziellen Hochschulen angeboten werden.
Je nach Ortswahl unterscheiden sich die Mieten erheblich
Wichtig für viele ist auch: In welcher Stadt will ich studieren? Wem die Trennung von Familie und Freunden schwerfällt, sucht sich seine Hochschule in der Nähe des Heimatortes. Andererseits bietet ein neuer Lebensabschnitt eine gute Gelegenheit, eine fremde Stadt zu entdecken und neue Freunde zu finden. Sehr zufrieden waren Studierende in Bayern nach dem CHE Ranking beispielsweise mit der allgemeinen Studiensituation in Passau, Augsburg, Bayreuth und Coburg.
Interessant sind auch die Studienangebote in den in den – gar nicht mehr so – neuen Bundesländern. „Dort bieten viele Hochschulen eine bessere Betreuung, weil sie nicht so überlaufen sind“, sagt Stefan Grob vom Deutschen Studentenwerk. Besonders an der Universität Potsdam schätzen die Studierenden nach dem aktuellen Ranking die Unterstützung im Studium. Die Uni Greifswald punktet vor allem bei den Fächern Pharmazie und Zahnmedizin. „Die Spitzenwerte bei Studiensituation und Betreuung durch Lehrende zeigen, dass Greifswald beste Voraussetzungen bietet“, berichtet Professor Patrick Bednarski, Geschäftsführender Direktor des Instituts für Pharmazie. Aufgrund der geringeren Zahlen der Studierenden, sind auch die Zulassungsbeschränkungen moderater. Dadurch ist es leichter, einen Studienplatz zu ergattern.
Entscheidend für den Studienort sind natürlich auch die Kosten. Der Sprecher des Deutschen Studentenwerks rät jedem Studierenden, einen Finanzierungsplan aufstellen. Je nach Region unterscheiden sich die Ausgaben für Miete, Lebensmittel und öffentliche Verkehrsmittel erheblich. Während ein WG-Zimmer in Leipzig laut Stefan Grob für rund 250 Euro zu haben ist, kostet es in München auf Suchportalen im Internet teils über 700 Euro. Hinzu kommt in den Großstädten oft eine Wartezeit von bis zu vier Semestern.
Mit einer durchschnittlichen Warmmiete von rund 250 Euro im Monat sind die Wohnheime der Studentenwerke die preisgünstigste Unterkunft außerhalb des Elternhauses. Derzeit leben knapp 200 000 Studierende in den rund 1700 Wohnheimen. Aufgrund der großen Nachfrage sollten sich Interessenten früh um einen Platz kümmern. Informationen zu den örtlichen Wohnheimen bieten die regionalen Studentenwerke.
Mehr im Netz
Deutsches Studentenwerk (Verband der Studentenwerke) studentenwerke.de
Centrum für Hochschulentwicklung (CHE), Informationen zum aktuellen Hochschulranking: che.de
Hochschulkompass. Die Seite bietet einen Interessentest, eine Studienplatzbörse und eine WG-Zimmer-Suche: hochschulkompass.de