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Harvard verfügt zwar über große Ressourcen, Studierende fühlen sich aber nicht richtig umsorgt.
© Reuters

Ranking von US-Hochschulen: Wenig engagierte Elite-Unis

Ein neues Ranking des Wall Street Journal vermisst US-Hochschulen – mit überraschenden Resultaten. In einigen Kategorien schneiden Elite-Unis wie Harvard schlecht ab.

Die Reputation einer Uni unter Wissenschaftlern, die Zahl der veröffentlichten Publikationen – das sind Kriterien, nach denen Hochschulrankings üblicherweise Institutionen bewerten. Neue Wege will jetzt eine Rangliste für US-Unis gehen, die das „Wall Street Journal“ und die „Times Higher Education“ (WSJ/THE) herausgeben (hier geht es zu dem Ranking). So scheut sich das Ranking nicht, über Geld zu reden – und zwar über den Ertrag, der nach dem Abschluss rauskommt. Eltern und Anfänger würden schließlich gerne wissen, was ihre Investition in ein Studium nach dem Examen wert ist, heißt es als Begründung.

Abgefragt werden also das Erstgehalt der Absolventen, die Dauer des Studiums, die Zahl der Jahre, die Absolventen brauchen, um Studienschulden zurückzuzahlen. Dieses „Outcome“ eines Studiums macht 40 Prozent der Gesamtwertung des neuen Rankings aus. Neu ist ebenfalls, dass „Diversity“, also Multikulturalität, eine Rolle spielt: zu immerhin zehn Prozent. Das „Engagement“ der Professorinnen und Professoren für die Studentenschaft macht zwanzig Prozent aus. Die Ressourcen einer Institution fließen zu dreißig Prozent ein. Hier geht es etwa darum, wie viele Studenten auf einen Professor kommen.

In der Gesamtwertung, die alle Kategorien zusammenrechnet, liegen zwar immer noch die üblichen Hochschulen vorn: Stanford führt vor dem MIT, der Columbia University, der University of Pennsylvania, Yale und Harvard. Doch in den einzelnen Unterkategorien, für die zusätzlich separate Ranglisten aufgestellt werden, zeigen sich durchaus überraschende Ergebnisse. Es entsteht ein differenziertes Bild von der Güte einer Institution.

Die Ivy-League-Unis schneiden bei Diversity schlecht ab

Geht es um die Outcome-Fragen – „Kriege ich einen Job?“, „wie zahle ich mein Darlehen zurück?“ – landet Yale auf dem ersten, Harvard aber nur auf dem 14. Platz. In Yale graduieren 97 Prozent der Vollzeit-Studenten in weniger als sechs Jahren. 95 Prozent zahlen ihr Darlehen in drei Jahren zurück. Zehn Jahre nach Studienbeginn verdienen sie durchschnittlich 70 000 Dollar im Jahr. Harvard schneidet nicht so gut ab, weil nur 85 Prozent seiner mit Bundesmitteln geförderten Studenten ihre Darlehen drei Jahre nach der Graduierung zurückzahlen. Ins Licht rückt zum Beispiel eine Institution wie die University of Virginia, die in der Gesamtwertung einen hinteren Rang belegt. Bei den „Outcomes“ erreicht sie aber Platz 32, weil sie ihren Studenten eine Deckelung der Darlehen abverlangt, die sie aufnehmen.

Offensichtlich wird, dass die Ivy-League-Unis gerade bei der Diversity und dem Engagement der Professorenschaft ein Problem zu haben scheinen. Hier reüssieren staatliche und städtische Unis, die in den klassischen Rankings nicht immer gut wegkommen. Bei der Diversity führt das New Yorker City College, während die viel berühmterer New Yorker Columbia University es nur auf Platz 68 schafft. Gesamtsieger Stanford bringt es auf einen 62. Platz, Harvard wird Hunderter. Das CalTech (Gesamtzehnter) schafft es gar nur auf Platz 240. Bewertet wurde unter anderem, ob sich Unis um eine gemischte Studierendenschaft bemühen und wie international eine Uni ist.

Noch dramatischer ist die Spreizung beim Kriterium „Engagement“. Dafür wurden 100 000 Studenten befragt, wie intensiv sich ihre Professoren um sie kümmern, wie nachhaltig die Lehre ist, ob sie ihre Alma Mater Freunden und Verwandten empfehlen würden. Auch hier schneiden die üblichen Top Ten schlechter als unbekannte, ärmere Colleges ab. Die staatliche Michigan State University – im Gesamtranking bloß 62., – kommt in dieser Kategorie auf Platz 6 . Sie liegt damit weit vor Harvard und Princeton, die zusammen auf Platz 632 landen. Das CalTech kommt gar nur auf den 957. Rang.

Religiös gefärbte Unis kümmern sich gut um ihre Studierenden

Besonders gut umsorgt fühlen sich Studenten an religiös gefärbten Hochschulen. Die Cedarville University in Ohio, insgesamt die Nr. 372, liegt hier mit vier anderen religiösen Colleges an der Spitze. Ein WSJ/THE-Experte vermutet „ein hohes Maß an pastoraler Pflege, ein starkes Gefühl für die Gemeinschaft und einen ausgeprägten Sinn für gemeinsame Werte.“

Harvards Dekan für Undergraduates versprach derweil, die Kommunikation mit den Studenten verbessern zu wollen. Man fühle sich nun angestachelt, mehr für seine Undergraduates zu tun. Immerhin ein Trost bleibt: Bei den „Ressourcen“, also der personellen und finanziellen Ausstattung, steht Harvard weiter an der Spitze – vor dem CalTech, dem MIT und Stanford.

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