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Google-Busse stehen am 05.11.2015 auf dem Parkplatz des Unternehmens in Mountain View, Kalifornien, um dort Mitarbeiter abzuholen.
© dpa

Silicon Valley: Der digitale Fortschritt steht im Stau

Das Silicon Valley erfindet täglich Hightech-Produkte, kann aber eines seiner dringendsten Probleme nicht lösen: den Transport. Die Bucht von San Francisco ist voller Staus.

An kaum einem anderen Ort der USA dürften so viele Menschen gleichzeitig eineinhalb Stunden für den Weg zur Arbeit brauchen - in eine Richtung. Abends stellen sie sich wieder an. Weil die Tech-Wirtschaft boomt, sind Highways und öffentlicher Transport zwischen dem Silicon Valley und San Francisco völlig überlastet.

Brandon, 38, arbeitet schon lange im Valley und wohnt seither auch dort, in Google's Heimatstadt Mountain View. Aber seit kurzem hat der Software-Entwickler einen Job bei einem Startup in San Francisco, 60 Kilometer entfernt.

Ein hoffnungsloser Fall von Infrastruktur

Ein Umzug komme nicht in Frage, sagt Brandon, Wohnen in San Francisco sei noch teurer als im Valley. Also pendelt er seit einem halben Jahr. „Ich habe schon alles probiert: Mit dem eigenen Auto - da musst Du um 5.00 Uhr los fahren, wenn Du den Stau umgehen willst. Der Zug ist voll, braucht auch ewig und hat kein Wifi. Außerdem gibt es vom Bahnhof in San Francisco keinen Anschluss weiter zum Büro. Jetzt versuch' ich es mal mit Uber.“

Der Fahrdienst-Vermittler testet gerade einen neuen Service: morgens zwischen 6.00 und 10.00 Uhr für nur 18 Dollar (gut 16 Euro) vom Silicon Valley nach San Francisco. POOL TO SF sammelt dabei mehrere Mitfahrer ein, die meisten von ihnen mürbe vom jahrelangen Stau.

Die San Francisco Bay Area: ein Kraftwerk an Ideen, aber ein hoffnungsloser Fall an öffentlicher Infrastruktur. Vergleichbar große Metropolregionen wie Zürich oder München haben es geschafft, ein gutes Netz aus Bahn, Bus und Radwegen aufzubauen - als Alternative zum Auto.

Dann wird eben eine App erfunden

Wer zum ersten Mal ins Silicon Valley kommt, könnte vollautomatische Elektrozüge ohne Fahrer oder Schaffner erwarten, die mit Hochgeschwindigkeit geräuschlos dahingleiten. Stattdessen schnauft und tutet der Caltrain durch das Tal. Mit meist antiquierten Diesellokomotiven, deren durchdringende Sirene Tag und Nacht weithin zu hören ist und die über eine Stunde vom Valley bis Downtown San Francisco brauchen.

Öffentliche Busse, die dieses riesige Hightech-Gewerbegebiet rings um Cupertino (Apple) und Menlo Park (Facebook) verbinden? Fehlanzeige. Radwege gibt es, aber sie werden kaum genutzt. „Wir glauben nicht an das Fahrrad“, ist ein Satz, den man hier öfter hört. Die Techies im Silicon Valley erfinden stattdessen Uber und entwickeln wie Google selbstfahrende Roboterautos. Zumindest im Moment sind die Straßen verstopft und Parlplätze schwer zu finden.

Dann wird eben eine neue App erfunden. So bietet der Service Luxe in San Francisco Valet-Parking für jedermann. Das geht so: Kurz vor Ankunft am Ziel ruft man sich per App einen Einparker herbei, der kommt auf einem Klapp-Roller angefahren, parkt das Auto an einem sicheren Ort und bringt es zurück, wann immer man es braucht. Für 5 Dollar die Stunde oder 15 Dollar am Tag.

Ein Startup, das aus dem Frust geboren ist, sagt Curtis Lee, Gründer von Luxe: „Ich bin jedes Mal mindestens zwanzig Minuten um den Block gefahren. Wenn man sich dann überlegt, dass es vor allem an den Rändern der Stadt immer freie Parkplätze gibt, wird klar, dass man daraus leicht ein Geschäft machen kann.“ Zumindest solange, bis sich Autos komplett selbst einen Parkplatz suchen können.

Problem auf ihre eigene Weise gelöst

Diese Region ist stolz auf ihre disruptiven Technologien. Doch all das Talent wird nicht auch in die Riesenherausforderung Transport gesteckt. Jeder zweite Bewohner der Bay Area ist täglich auf die in den 1960er Jahren gebauten Expressways angewiesen.

Die großen Konzerne haben das Problem auf ihre eigene Weise gelöst. Google unterhält mittlerweile das größte private Busunternehmen Amerikas. Aber auch LinkedIn, Ebay, Yahoo, sie alle shutteln ihre Mitarbeiter, die gerne im schicken San Francisco wohnen, aber im ruhigen Valley arbeiten, täglich kostenlos hin und her.

Die zahllosen Firmenbusse sind zum Sinnbild der Gentrifizierung von San Francisco geworden. Sie stehen auch im Stau, aber zumindest gibt es WLAN an Bord, so dass die Programmierer, Datenanalysten oder Social-Media-Experten auch während der Fahrt arbeiten können.

Das Verkehrsproblem wird sich allerdings verschärfen. Apple hat schon jetzt 25 000 Mitarbeiter. Gerade wird ein neuer Campus für 13 000 Angestellte gebaut, der Ende 2016 fertig sein soll. Google und Facebook bauen ebenfalls neue Firmenzentralen und wachsen weiter. Das könnten in der Zukunft nochmal zehntausende Autos mehr auf den Straßen ewrden.

Auf der Social-News-Plattform Reddit hat neulich jemand eine überraschende Rechnung aufgemacht: Man könnte im deutlich günstigeren Las Vegas wohnen, täglich zur Arbeit nach San Francisco fliegen und dabei noch 1124 Dollar im Monat sparen. Ein Flug dauert etwa 90 Minuten. Genauso lang, wie die meisten rund um San Francisco morgens so zur Arbeit brauchen. (dpa)

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