Machtwechsel in Frankfurt: Christian Sewing löst John Cryan als Chef der Deutschen Bank ab
Ein neuer Chef soll für die Deutsche Bank den Erfolg bringen: Christian Sewing ersetzt den glücklosen John Cryan. Der neue Mann ist ein echtes Eigengewächs.
Das Führungschaos bei der Deutschen Bank hat ein Ende. Christian Sewing, Leiter der Privatkundensparte, wird den Briten John Cryan an der Spitze der größten deutschen Bank ablösen. Das entschied der Aufsichtsrat am Sonntagabend. Rechtsvorstand Karl von Rohr und der Kapitalmarktvorstand Garth Ritchie rücken auf die Posten der stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden vor. John Cryan wird die Bank zum Monatsende verlassen.
Der scheidende Chef Cryan steht seit Monaten unter Druck. Die Bank schreibt das dritte Jahr in Folge rote Zahlen, der Aktienkurs ist im Keller. Großaktionäre sind unzufrieden mit Cryan, den Aufsichtsratschef Paul Achleitner vor rund drei Jahren als Sanierer an die Spitze der Bank geholt hatte. Doch obwohl der Brite zahlreiche der teuren Rechtsstreitigkeiten, in die die Bank verwickelt war, beilegen konnte, steht das Geldhaus vor Problemen. So muss der neue Mann an der Spitze das schwächelnde Investmentbanking in den Griff bekommen, die Postbank integrieren und die veraltete IT modernisieren.
Achleitner traut Cryan, dessen Vertrag eigentlich noch bis zum Jahr 2020 läuft, die Lösung nicht mehr zu. Das Verhältnis gilt als zerrüttet – spätestens seitdem bekannt geworden ist, dass Achleitner zahlreichen ausländischen Top-Managern Cryans Job angeboten haben soll – ohne Erfolg. Nun soll Sewing zum Zug kommen.
Der 47-Jährige ist ein Eigengewächs der Deutschen Bank, arbeitet seit drei Jahrzehnten für das Kreditinstitut. Er absolvierte eine Ausbildung zum Bankkaufmann bei der Deutschen Bank und machte Karriere. Seit 2017 ist Sewing Vize-Vorstandschef, gemeinsam mit Markus Schenck, der im Vorstand das Investmentbanking verantwortet. Schenck soll sich mit Abwanderungsgedanken tragen, weil er den geplanten Schrumpfkurs des Investmentbankings nicht zulassen will.
Kritik aus dem Aufsichtsrat
Mit Sewing kommt ein bodenständiger Westfale an die Macht und kein Investmentbanker mehr, der – wie der Schweizer Josef Ackermann oder der indischstämmige, in London verwurzelte Anshu Jain – auf große, globale Lösungen setzt.
Von der Bundesregierung gibt es offiziell keinen Kommentar. Nach Informationen des „Handelsblatts“ soll die Personalpolitik Achleitners im Aufsichtsrat für Kritik sorgen. In dem früheren SAP- Chef Henning Kagermann und Eon-Chef Johannes Teyssen verlassen auf der Hauptversammlung im Mai die letzten deutschen Industriekapitäne das Kontrollgremium und werden durch Finanzexperten aus den USA, etwa Ex-Merrill- Lynch-Chef John Thain, ersetzt. Die Bank drohe, den Kontakt zur Industrie zu verlieren, heißt es.
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