Bericht der "Times": Deutsche Bank sucht offenbar Nachfolger für Chef Cryan
Einem Medienbericht zufolge hat Deutsche-Bank-Chef Cryan das Vertrauen von Aufsichtsratschef Achleitner verloren. Es soll schon Gespräche mit möglichen Nachfolgern geben.
Die krisengeschüttelte Deutsche Bank sucht einem Bericht der britischen Zeitung "Times" zufolge einen Ersatz für Konzernchef John Cryan. Wegen der anhaltend schlechten Geschäfte bei Deutschlands größtem Geldhaus gebe es eine Auseinandersetzung zwischen dem 57-jährigen Briten und Aufsichtsratschef Paul Achleitner über die Strategie der Bank, berichtete die "Times". "Es ist klar, dass das Verhältnis zwischen dem Vorstandschef und dem Aufsichtsratschef zerbrochen ist", zitiert die Zeitung einen Insider.
Als möglichen Nachfolger habe die Deutsche Bank Goldman-Sachs-Vize-Chairman Richard Gnodde angesprochen, berichtete die Zeitung. Gnodde habe allerdings wohl abgelehnt. Die Deutsche Bank war zunächst für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Der "Times" zufolge waren auch Unicredit-Chef Jean Pierre Mustier und Bill Winters, Chef der britischen Bank Standard Chartered als mögliche Kandidaten für den Chefposten bei der Deutschen Bank im Gespräch.
John Cryan, der 2015 als Nachfolger von Anshu Jain angetreten war, die Deutsche Bank aus der Krise zu holen, hat in den vergangenen Monaten auf seinem Sanierungskurs mehrere Rückschläge hinnehmen müssen. Im Januar zerstreute er mit einer Gewinnwarnung alle Hoffnungen, dass das Geldhaus nach zwei Jahren Dauerkrise wieder in ruhigeres Fahrwasser kommen könnte. 2017 meldete die Deutsche Bank vor allem wegen der US-Steuerreform das dritte Verlustjahr in Folge.
Zwei Milliarden Euro Boni gab es 2017
Auch das operative Geschäft im Anleihehandel und im Investmentbanking läuft nach wie vor nicht rund. Vergangene Woche bereitete die Bank ihre Anleger auf ein schwaches erstes Quartal vor. Aussagen von Finanzchef James von Moltke über Belastungen von 450 Millionen Euro im Investmentbanking schickten die Aktien auf Talfahrt. Hinzu kommt die öffentliche Diskussion über die mehr als zwei Milliarden Euro an Boni, die die Bank ihren Mitarbeitern trotz der Verluste für 2017 zahlt.
Immer wieder war Kritik einzelner Investoren an dem Vorstandschef laut geworden, doch Cryan genießt auch einen Ruf als Aufräumer. Sein Vertrag läuft noch bis zum Jahr 2020. (Reuters)
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