Deutsche Bank: IT-Chefin bezeichnet ihr Unternehmen als "dysfunktional"
Die Aktie der Deutschen Bank nähert sich ihrem Rekordtief. Da sorgt eine Äußerung von IT-Chefin Kim Hammond für Aufregung. Wie lange kann sich John Cryan als Bankchef noch halten?
Die Deutsche Bank kommt nicht nur nicht aus dem seit Jahren andauernden Tief heraus, sie rutscht weiter ab. Allein seit Anfang vergangener Woche ist der Aktienkurs um mehr 13 Prozent auf nur noch 11,25 Euro zurückgefallen. Damit ist er nicht mehr weit entfernt vom Allzeit-Tief von weniger als 10 Euro im September 2016. Das könnte schnell erreicht werden, nachdem Kim Hammonds, im Vorstand für IT zuständig, unlängst auf einer Führungskräfte-Tagung angeblich von der „unfähigsten“ Firma gesprochen hat, bei der sie je gearbeitet habe. Es sei die „most dysfunctional company“. Und die Amerikaner war immerhin schon erfolgreich tätig beim Computer-Hersteller Dell, bei Ford und bei Boeing.
Sie selbst bestreitet die Äußerung nicht, verweist aber auf die Vertraulichkeit des Führungstreffens. Allein die Tatsache, dass solche Sätze nach außen dringen, belegt die problematische Situation der Bank und die internen Differenzen. Altgediente Deutsch-Banker sollen den Rücktritt von Hammonds gefordert haben.
Das Vertrauen in das größte deutsche Geldhaus tendiert jedenfalls gegen Null. Wer bei Online-Banken Einschätzungen zur Aktie der Deutschen Bank aufruft, wird indirekt gewarnt, das Papier zu kaufen. „Hohes Risiko - geringe Chancen“, heißt es da. So als ob es sich um eine Aktie für Zocker handelt. Banken-Analyst Markus Rießelmann von Independent Research rät seit Mitte vergangener Woche zum Verkauf der Aktie, nachdem er kurz zuvor noch den Kauf empfohlen hatte. Das Kursziel senkte von einem Tag auf den anderen von 16,50 auf nur noch 11 Euro. „Das Vertrauen nimmt weiter ab“, sagt Rießelmann.
Die schlechten Nachrichten reißen nicht ab
Tatsächlich reiht sich die Aussage der IT-Chefin ein in die jüngste Reihe von schlechten Nachrichten. Erst muss Vorstandschef John Cryan vor zehn Tagen einräumen, dass der Verlust 2017 - der dritte hintereinander - mit 735 Millionen Euro um 50 Prozent höher ausgefallen ist als noch im Februar erwartet. Trotzdem werden die Boni für die Investmentbanker auf 2,3 Milliarden Euro fast vervierfacht.
Dann sagt Finanzvorstand James von Moltke Mitte vergangener Woche, dass er für das erste Quartal mit Belastungen in der Investmentbank von 450 Millionen Euro rechnet - wegen des starken Euro und höheren Refinanzierungskosten. Schon zuvor war bekannt geworden, dass die Deutsche Bank weltweit im Investmentbanking weiter zurückfällt. Und jetzt die Äußerungen von Hammond, die auch kaum dadurch relativiert werden, dass die Bank nach ihren Angaben bei der Reduzierung der Komplexität der IT und damit der Kosten vorankomme. Die Zahl der Betriebssysteme habe man von 45 auf 32 reduziert. Das klingt allerdings überschaubar, schließlich sollen es am nur noch vier sein.
Bei all diesen bedenklichen Nachrichten ist nur ein schwacher Trost, dass der Teil-Börsengang der Fondsgesellschaft DWS Ende am Freitag reibungslos über die Bühne gegangen ist und der Bank rund 1,4 Milliarden Euro eingebracht hat. Allerdings hatte sich Vorstandschef Cryan etwas mehr erhofft.
In Frankfurter Finanzkreisen fragt man sich nicht nur, wie lange sich Hammonds nach ihren Äußerungen noch halten kann, sondern auch wie es um den Verbleib von Vorstandschef Cryan steht. Seit seinem Amtsantritt Mitte 2015 hat sich der Aktienkurs mehr als halbiert, mehrfach wurde die Strategie geändert. Zumindest hat der Brite - für viele Milliarden - die größten Rechtsstreitigkeiten beilegen könnten. Nächster Prüfstein wird der Bericht für das erste Quartal. Die Deutsche Bank wird ihn am 26. April vorlegen.