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Bram Schot (l.), bislang Audi-Vertriebsvorstand, folgt auf Rupert Stadler, dem nach der Haftentlassung ein Verfahren in der Diesel-Affäre erwartet. j
© Armin Weigel/dpa

Nachfolger von Rupert Stadler: Bram Schot wird neuer Audi-Chef

Kommissarisch hat der bisherige Vertriebschef ein halbes Jahr lang Audi geführt. Nun folgt Bram Schot offiziell auf Rupert Stadler - der hat andere Sorgen.

Ein halbes Jahr nach der Verhaftung von Rupert Stadler hat Audi den Niederländer Bram Schot zum neuen Vorstandsvorsitzenden ernannt. Der bisherige Vertriebsvorstand werde seinen neuen Posten am 1. Januar 2019 antreten, teilte die VW-Tochter am Mittwoch in Ingolstadt mit. Der 57-jährige Schot hatte die Geschäfte des Autobauers seit Juni kommissarisch geführt. Stadler war im Oktober aus allen Ämtern ausgeschieden.

„Als kommissarischer Vorstandschef hat Bram Schot in den vergangenen Monaten bereits überzeugende Arbeit geleistet“, sagte VW-Konzernchef Herbert Diess. „Er treibt den Kulturwandel in seiner Mannschaft voran und stellt sich den aktuellen Herausforderungen mit Bravour.“

Audi-Betriebsratschef Peter Mosch lobte den künftigen Vorstandsvorsitzenden: „In seiner Interimszeit hat er bereits gezeigt, dass er unserem geforderten und eingeleiteten Neustart viel Schwung verleihen kann.“ Zugleich forderte der stellvertretende Aufsichtsratschef: „Diesen Weg muss er nun weiter verfolgen und Audi zurück an die Spitze führen. Das erwartet die Belegschaft.“

BMW gibt Vorstand Markus Duesmann nicht frei

Eigentlich hatte BMW-Einkaufsvorstand Markus Duesmann als Wunschkandidat des VW-Konzernchefs und Audi-Aufsichtsratsvorsitzenden Diess für den Chefsessel in Ingolstadt gegolten. VW hatte den Manager im Juli in München abgeworben. Aber BMW gibt ihn bislang nicht frei, und Duesmann ist noch zwei Jahre lang vertraglich gebunden.

Eine jahrelange Übergangslösung an der Spitze mit der Doppelbelastung für Schot - der ja weiterhin Vertriebsvorstand war - wäre für Audi untragbar gewesen. Denn das Unternehmen muss jetzt die Weichen für milliardenschwere Investitionen in Zukunftstechnologien stellen und entscheiden, welche Autos in den nächsten fünf Jahren wo gebaut werden. Bei der Zulassung seiner Modelle nach dem neuen Abgasstandard WLTP hinkt Audi hinterher, der Absatz in Europa ist deshalb eingebrochen. Und auch mit den Folgen des Dieselskandals hat das Management noch gut zu tun.

Schot erst seit 2017 bei Audi

Schot hat bei Audi eine Blitzkarriere gemacht: Erst seit September 2017 gehört er dem Vorstand in Ingolstadt an. Zuvor war er fünf Jahre lang Vertriebschef bei VW-Nutzfahrzeuge. In Rotterdam geboren, hatte der Niederländer in Großbritannien Betriebswirtschaft studiert, bei der ABN-Amro-Bank und dann lange bei Daimler gearbeitet. Als Italien-Chef des Stuttgarter Auto- und Lastwagenherstellers wechselte Schot 2011 zum VW-Konzern.

Er habe großen Rückhalt in der Belegschaft, hieß es in Unternehmenskreisen. Schon im Oktober, als VW und Audi Stadlers Vertrag beendet hatten, sagte Schot dem „Manager-Magazin“: „Ich stünde langfristig als Audi-Chef bereit und hätte darauf auch große Lust.“

Er nimmt bereits seit Juni als Gast auch an den Beratungen des VW-Konzernvorstands teil. Ob er demnächst auch Mitglied wird, ist offen. Stadler war 2007 Audi-Chef geworden und drei Jahre später in den VW-Konzernvorstand aufgerückt. Schot bleibt kommissarisch Vorstand für Vertrieb und Marketing.

Auch der Entwicklungsvorstand, Hans-Joachim Rothenpieler, ist ganz neu im Amt. Er kam am 1. November von VW zu Audi, weil sein Vorgänger Peter Mertens wegen schwerer Krankheit aufhören musste.

Audi beschäftigt in Ingolstadt 44 000, im württembergischen Neckarsulm 17 000 Mitarbeiter. (dpa)

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