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Guido Sandler gründete Bergfürst 2012 mit seinem Geschäftspartner Dennis Bemmann. Jetzt ist Bergfürst eine richtige Bank.
© imago stock&people

Berliner Start-up: Bergfürst ist jetzt eine Bank

2012 startete Bergfürst als elektronischer Handelsplatz für Firmenanteile. Nun haben die Berliner eine Banklizenz bekommen. Was sie tun, nennen sie jetzt Neo Investing.

Berlin hat eine neue Bank. Das Berliner Start-up Bergfürst hat von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) eine Vollbank-Lizenz zum Betreiben von Bankgeschäften erhalten. Das teilte Bergfürst am Dienstag mit. Künftig firmiert das Unternehmen nun als Bergfürst Bank AG.

Bergfürst ist eine Investment-Plattform, auf der sich Privatinvestoren mit kleinen Beträgen an jungen Unternehmen und an einzelnen Immobilien beteiligen können. Diese Beteiligungen können anschließend auf der elektronischen Handelsplattform im Rahmen von Angebot und Nachfrage gehandelt werden. Gegründet wurde Bergfürst im Jahr 2012 von Guido Sandler und Dennis Bemmann. Sandler war unter anderem Gründer und Vorstand der Berliner Effektenbank und der E-Trade Bank. Bemmann ist für die Technik verantwortlich. Aktuell hat das Unternehmen nach eigenen Angaben 9200 aktive Nutzer.

Nur wenige neue Vollbank-Lizenzen

"Die Bank-Lizenz ist für Bergfürst ein ganz entscheidender Schritt in die Zukunft des modernen Investments", sagt Guido Sandler. Das Unternehmen bediene sich schon heute der schlanken und effizienten Online-Strukturen. "Mit unserer Bank-Lizenz möchten wir diese Vorteile mit denen der Bankenwelt vereinen." Regulierte Wertpapieremissionen und strenge Corporate Governance Strukturen sollen den Investoren dabei Sicherheit und Zuverlässigkeit bieten, "wie sie es von einer Bank gewohnt sind“, sagt Sandler. Dank der Vollbank-Lizenz könne Bergfürst künftig das Depotgeschäft selbstständig durchführen, was eine Voraussetzung für kostengünstige Angebot zur Immobilienfinanzierung sei.

Bergfürst ist nach eigenen Angaben eines der wenigen Finanzunternehmen, das jüngst eine Vollbank-Lizenz erhalten hat. Demnach haben im Jahr 2013 laut Jahresbericht der Deutschen Bundesbank gerade einmal drei Unternehmen eine Lizenz der Bafin erhalten und sind damit zur Wertpapierhandelsbank und Bank geworden.

Seit 2012 Finanzdienstleister

Im Oktober 2012 hatte Bergfürst zunächst eine Erlaubnis als Finanzdienstleister der Bafin erhalten. Mit der Erweiterung beginnt nun eine neue Ära bei Bergfürst: "Mit Erhalt der Vollbank-Lizenz verabschieden wir uns vom Crowdinvesting", sagt Sandler. Dies geschehe keinesfalls in Abkehr zu einer fortschrittlichen und guten Idee, sondern vielmehr in der Erkenntnis, an ihre Grenzen gestoßen zu sein. Bergfürst sei aus dieser Strömung entstanden, die Abgrenzung zum Crowdfunding sei für Interessenten aber nur schwer erkennbar.

Die Idee des Crowdfunding ist, über das Internet Gleichgesinnte zu finden, die eine Idee, ein Produkt, ein Kunstwerk oder auch eine soziales Projekt unterstützen wollen. Wenn viele Unterstützer auch nur einen kleinen Beitrag geben, kommt dennoch eine große Summe zusammen. Beim Crowdinvesting geht es dagegen nicht nur darum, einer Idee zur Umsetzung zu verhelfen, sondern Crowdinvesting versteht sich als Anlageform, mit der man auch Geld verdienen kann. Der Übergang ist fließend.

Vom Crowdinvesting zum Neo Investing

Bergfürst will sich klarer positionieren. Künftig werde man sich dem "Neo Investing" zugehörig fühlen, erklärt Sandler. „Neo Investing bietet denjenigen Unternehmen Raum, die die Vorteile von Banken und schlanken Online-Strukturen vereinen."

Mit seiner neuen Immobiliensparte bietet Bergfürst zudem eine Schnittstelle zwischen den Eigentümern großer Objekte, zum Beispiel Immobiliengesellschaften und privaten Investoren. Das Investment erfolgt dabei in einzelne Immobilien – und nicht, wie bei Fonds üblich, in eine Vielzahl von Objekten. Auf der elektronischen Handelsplattform können Anleger ihre Anteile dann handeln. Die aktuelle Immobilienemission „Das Middendorf Haus“ in Hamburg startet im September 2014.

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