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Die Deutsche Bank ist im Umbruch. Bis Ende Oktober will der neue Chef John Cryan seine Strategie vorstellen.
© dpa

Deutsche Bank: Baut Cryan den Vorstand um?

Der Chef der Deutschen Bank, John Cryan, will die Führungsetage verkleinern. Vermutet wird, dass er den erweiterten Vorstand streicht.

John Cryan ist ein Zahlenmensch und ein Freund klarer Worte. Langwierige Konferenzen, bei denen viel diskutiert, aber wenig entschieden wird, sind nicht seins. Das macht sich nun auch bei der Deutschen Bank bemerkbar, die der Brite seit knapp zwei Monaten leitet. Ersten Medienberichten zufolge will Cryan die Führung des Instituts kräftig umbauen. So soll zum Beispiel der erweiterte Vorstand wegfallen, berichtet das „Manager-Magazin“. Das Gremium – eine Erfindung des früheren Bankchefs Josef Ackermann – setzt sich aus dem Vorstand sowie neun weiteren Top-Managern zusammen.

Cryan wünscht sich schnellere Entscheidungen

„Wir müssen dem Überhandnehmen von Ausschüssen und Komitees entgegenwirken“, hatte Cryan bereits in seinem ersten Brief an die Mitarbeiter geschrieben. „Wir müssen unsere Teams so führen, dass wir nach reiflicher Überlegung Entscheidungen treffen und dabei sicherstellen, dass diese im besten Interesse der Bank sind.“ Er wolle die „internen Prozesse“ daher neu ausrichten. Wie sich nun abzeichnet, gilt das nicht nur für das Management, sondern auch für die oberste Führungsetage der Bank.

In der hat sich schon jetzt etwas getan. Noch bevor Cryan Chef wurde, musste Rainer Neske gehen. Als Privatkundenvorstand war er für das Geschäft mit den Kleinsparern zuständig. Doch gerade in diesem Bereich will die Bank schrumpfen: 200 Filialen sollen wegfallen, die Postbank wird verkauft. Übernommen hat den Bereich Christian Sewing, ein Vertrauter Cryans.

Um das Rechtsressort kümmert Cryan sich selbst

Um das Rechtsressort kümmert sich der Vorstandschef dagegen derzeit selbst. Denn der Bank wird einiges vorgeworfen - von Manipulation des Libor-Zinssatzes, über Hilfe beim Umsatzsteuerbetrug bis hin zu Geldwäsche in Russland. In 6000 bis 7000 Streitfälle ist die Bank derzeit noch verwickelt. Allein im zweiten Quartal hat sie dafür insgesamt 1,2 Milliarden Euro ausgegeben. Analysten finden es richtig, dass Cryan die Rechtsstreitigkeiten nun zeitweise zur Chefsache erklärt hat. Das sei ein „strategisch guter Zug“, sagt Stefan Bongardt von Independent Research. Zwar könne Cryan die Fehler der Vergangenheit nicht rückgängig machen. „Er kann aber mehr Transparenz schaffen und die Fälle zügig abarbeiten.“ Chefjustiziar Richard Walker muss das Haus hingegen zum Jahresende verlassen.

Wie Cryan die Bank strategisch neu aufstellen will, wird er im Oktober bekannt geben. Schon jetzt heißt es, konzernweit könnten mindestens 10.000 Stellen wegfallen. Auch im Vorstand dürfte sich dann noch einiges tun. Mehrere Mitglieder sollen nach einem vorläufigen Bericht der Aufsicht Bafin in die Libor-Manipulation verwickelt sein: etwa Risikovorstand Stuart Lewis, Personalvorstand Stephan Leithner und Zahlungsverkehrs-Chef Stefan Krause.

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