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Privatkundenvorstand Neske soll die Deutsche Bank verlassen.
© Reuters

Neske verlässt die Deutsche Bank: Ein Abgang mit Folgen

Privatkundenvorstand Rainer Neske verlässt die Deutsche Bank. Für das Institut ist das ein Rückschlag. Neske stand für Bodenhaftung und das "Deutsche" in der Deutschen Bank. Ein Kommentar

Ein Kommentar von Carla Neuhaus

Sein Abgang ist konsequent. Seinen Chefs sollte dieser Schritt jedoch zu denken geben.

Privatkundenvorstand Rainer Neske verlässt Berichten zufolge die Deutsche Bank. 25 Jahre lang hat Neske dem größten Geldhaus Deutschlands die Treue gehalten, seit 15 Jahren sitzt er in der obersten Führungsetage. Und was besonders schwer wiegt: Neske steht für das „Deutsche“ in der Deutschen Bank. Er verantwortet das Segment der Privatkunden – also das bodenständige Geschäft mit den Sparern. Er ist derzeit noch für die 2700 Filialen des Konzerns zuständig, die der Bank in Deutschland ein Gesicht geben.

Dass ausgerechnet Neske jetzt geht, ist ein Armutszeugnis für den Konzern. Und es zeigt einmal mehr, in welche Richtung sich die Bank entwickelt – weiter weg vom Privatkundengeschäft, hin zu einer stärkeren Investmentbank.

Insbesondere im oft riskanten Geschäft mit Anleihen, Derivaten, Börsengängen und Fusionen soll das Finanzunternehmen weiter wachsen. Es will im Investmentbanking wieder mithalten können mit den großen Konkurrenten aus den USA. Dabei war es eben dieser Bereich, der dafür verantwortlich ist, dass die Deutsche Bank in die Krise geriet. Und dass das Haus zuletzt immer wieder immer höhere Strafzahlungen leisten musste.

Neske soll als einziger nicht für die neue Strategie gestimmt haben

Rainer Neske war einer der wenigen in der Bank, der diese Entwicklung kritisch sah. Der gegensteuern wollte gegen die Amerikanisierung des Hauses. Und der sich traute, sich mit seiner Meinung offen gegen Anshu Jain zu stellen – den Co-Chef und starken Verfechter des Investmentbankings. Bis zuletzt hat Neske gekämpft – für seine Prinzipien, für seine Sparte, für das „Deutsche“ in der Deutschen Bank. Als Einziger soll Neske sich bis zuletzt im Führungsgremium gegen die neue Strategie der beiden Bankchefs Jain und Jürgen Fitschen ausgesprochen haben. Neske schien diesen Kampf kämpfen zu müssen – auch wenn es von Anfang an unwahrscheinlich war, dass er ihn gewinnen könnte.

Und so sieht der Plan für die Zukunft des Hauses, den Jain und Fitschen gerade vorgestellt haben, dann auch herbe Einschnitte in Neskes Bereich vor: 200 Filialen sollen geschlossen, die Postbank soll verkauft werden.

Für die Deutsche Bank kommt Neskes Abgang zu einem schlechten Zeitpunkt

Damit machen Jain und Fitschen zunichte, woran Neske über Jahre gearbeitet hat: das Privatkundengeschäft zu stärken, um im Konzern einen Gegenpol zu schaffen zum rentablen, aber riskanten Investmentbanking. Schließlich ist das Privatkundengeschäft weniger krisenanfällig, näher am Kunden.

Dass Neske nun nach dieser Niederlage gehen muss, ist klar. Für die Deutsche Bank kommt sein Abgang allerdings zu einem schlechten Zeitpunkt. An diesem Donnerstag müssen Jain und Fitschen ihre neue Strategie auf der Hauptversammlung verteidigen. Und das wird nicht einfach. Denn so überzeugt wie die beiden sind die Aktionäre von der neuen Strategie nicht.

Noch dazu holen Jain und Fitschen erneut die Verfehlungen der Vergangenheit ein: Aktionärsberater haben dazu aufgerufen, den Vorstand angesichts der hohen Strafzahlungen in Großbritannien und den USA nicht zu entlasten.

Mehr Bodenhaftung täte der Bank jetzt gut.

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