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Die Lieferdrohne von Amazon soll bereits in einigen Monaten die ersten Pakete zustellen.
© Jordan Stead/Amazon/AP/dpa

Zustellung innerhalb von 30 Minuten: Amazon kündigt Lieferungen per Drohne binnen Monaten an

Amazons Drohnen-Projekt nimmt langsam Formen an. Bereits in wenigen Monaten sollen die autonomen Fluggeräte die ersten Lieferungen zum Kunden bringen.

Der weltgrößte Onlinehändler Amazon hat eine Lieferdrohne vorgeführt, die schon in einigen Monaten die ersten Pakete zustellen soll. Das vollautomatische und vollelektrische „Prime Air“-Fluggerät soll zunächst testweise kleine Haushaltswaren wie Zahnpasta oder Rasierer liefern, kündigte der Konzern am Mittwoch (Ortszeit) bei einer Tech-Konferenz in Las Vegas an.

Vor rund fünf Jahren hatte Amazon-Chef Jeff Bezos erste Pläne für die Lieferung mit autonom fliegenden Drohnen und einen Prototyp vorgestellt, zwei Jahre später folgte ein weiteres Modell. Das nun erneut optimierte Modell soll jetzt zügig in den Praxiseinsatz gehen.

Das jetzt vorgeführte Gerät kann gut 24 Kilometer weit fliegen und bis zu 2,3 Kilogramm schwere Pakete innerhalb von 30 Minuten zustellen. Bei der Entwicklung habe man große Fortschritte in Sachen Effizienz, Stabilität und Sicherheit gemacht, betonte der zuständige Manager Jeff Wilke bei dem Event im US-Bundesstaat Nevada.

Optische Sensoren für sicheren Flugverkehr

Die Drohne verfügt über sechs statt der standardmäßigen vier Rotoren, was für mehr Stabilität auch bei Windverhältnissen sorgen soll. Das Fluggerät kann demnach sowohl vertikal wie ein Hubschrauber für Start und Landung fliegen als auch sich wie ein Flugzeug aerodynamisch fortbewegen und bruchlos zwischen den beiden Modi wechseln.

Für den sicheren Flugverkehr, der laut Wilke den Kunden besonders am Herzen liege, seien die Drohnen unter anderem mit optischen Sensoren ausgestattet. Mit Hilfe Künstlicher Intelligenz seien sie so in der Lage, von oben bewegliche Objekte wie Menschen oder Tiere zu erkennen und autonom darauf zu reagieren. Selbst Wäscheleinen, Stromleitungen oder Telefonkabel, die sonst eine der größten Herausforderungen bei Flügen in geringer Höhe seien, würden mit der „Computer Vision“-Technologie problemlos erkannt.

Keine Angaben, wo der Service starten soll

Amazon machte keine Angaben dazu, wo der „Prime Air“-Service starten soll. Bisher wurde er in Großbritannien getestet, wo 2016 die erste Lieferung damit erfolgte. Ein Kunde hatte dort einen „Fire-TV“-Videostreaming-Stick und eine Tüte Popcorn innerhalb von 13 Minuten nach Abgabe seiner Bestellung erhalten, wie Bezos damals bei Twitter verkündete.

Wilke bewirbt in einem Blogeintrag auch die Umweltfreundlichkeit des geplanten Drohnen-Services. Heutzutage führen viele Kunden schnell mit dem Auto in den nächsten Laden, wenn sie etwas sofort brauchten, erklärt Wilke. Mit dem nun geplanten Drohnen-Service könne eine Menge Kraftstoff gespart und CO2-Emissionen reduziert werden. Parallel zu den Drohnen testet Amazon derzeit in Seattle auch kleine Lieferroboter, die auf Gehwegen fahren können.

Werden in Deutschland in Zukunft Pakete auch von Drohnen oder Robotern geliefert? Klaus Esser, Autor einer KEP-Studie zum Sendungsvolumen von Paketen, sagte: „Drohnen lösen in der Bevölkerung immer ein wenig Unbehagen aus.“ In seinen Augen sei der Fokus der Medien auf Lieferdrohnen und -roboter stärker als tatsächlich auf dem Markt.

Während Start-ups an solchen Konzepten arbeiten, würden die großen Unternehmen eher auf konventionelle Lösungen setzen. Welcher Prozess sich in Zukunft durchsetzen wird, bleibe abzuwarten. Eines sei aber schon heute klar: Die Paketflut wird weiter steigen – bis 2022 auf 4,3 Milliarden Pakete. (dpa, Tsp)

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