KEP-Studie 2018: Wie Zulieferer mit der Paketflut umgehen
Der Online-Handel lässt Paketzahlen kräftig steigen. Verbraucher wollen, dass die Zustellung möglichst nichts kostet.
Immer mehr Menschen bestellen Waren bequem vom Sofa aus im Internet. Mit der Folge, dass im vergangenen Jahr 3,4 Milliarden Pakete transportiert und ausgehändigt werden mussten. Wie der Bundesverband Paket und Expresslogistik (BIEK) am Dienstag mitteilte, waren dafür rund 140 000 Fahrzeuge und 230 000 Mitarbeiter im Einsatz. Zu dem Verband gehören Paketdienste wie dpd, Hermes und UPS – die Konkurrenz des Marktführers DHL.
Seit der Jahrhundertwende habe sich laut der Studie das Sendungsvolumen nahezu verdoppelt. Für 2018 werden nochmals fast sechs Prozent mehr Pakete erwartet. Diese Menge stellt die Dienstleister vor enorme Herausforderungen: Die Suche nach Fahrern ist schwer, was die Lohnkosten in die Höhe treibe. Lieferwagen, die Innenstädte verstopfen, verspätete oder verlorene Paketzustellungen und verärgerte Kunden gehören längst zum Alltag. Die Serviceerwartungen seien hoch, heißt es vom Verband, kosten solle die Zustellung aber am besten wenig oder gar nichts. Ein Konflikt, der laut BIEK-Geschäftsführer Marten Bosselmann nur durch eine neue Versandkostenmentalität gelöst werden könne. Schon lange fordern Hermes und Co. Zusatzgebühren für die Zustellung direkt an die Haustür. Doch die Großkunden, allen voran der Online-Handelsriese Amazon, sind daran interessiert, die Preise weiter niedrig zu halten.
Die Branche soll digitaler werden
Die Unternehmen suchen deswegen nach effizienteren Zustellkonzepten. „Die Branche war schon immer digital, ist digital und wird immer digital bleiben“, sagte Klaus Esser, Autor der Studie. Schon heute würden digitale Prozesse helfen, den Fuhrpark von Paketdiensten besser zu koordinieren. Informationen würden automatisch aufgenommen, verarbeitet, und die Touren der Einsatzfahrzeuge so schneller geplant werden. Kurzfristige Stornierungen oder aktuelle Verkehrsinformationen könnten in Echtzeit berücksichtigt werden. Der nächste Schritt: Künftig sollen Umschlagzentren und Lieferfahrzeuge untereinander vernetzt werden, um die Pakete noch zackiger auf die Fahrzeuge zu verteilen. Dann geht es zu den ungeduldigen Kunden.
Auf der sogenannten Letzten Meile fallen für die Paketdienste die höchsten Kosten an. Verschiedene Lösungen werden auch dafür ausprobiert: In Berlin wollen fünf große Lieferdienste auf der Letzten Meile beispielsweise per Lastenrad ausliefern. Mikrodepots könnten zur zentralen Anlaufstelle für die Lastenradkuriere und zur personalisierten Abholstation für Endkonsumenten werden.
Wird in Zukunft von Drohnen geliefert?
Der Konsument soll den Liefervorgang mithilfe einer App verfolgen und individuell steuern können. Ist man zum Lieferzeitpunkt nicht zu Hause, kann der Kunde das Paket noch umleiten und stattdessen einfach im Büro annehmen. Das könnte nicht nur eine Erleichterung für die Kunden sein, sondern auch für die Zulieferer. Vergebliches Klingeln an verschlossenen Türen könnte damit der Vergangenheit angehören. Die Post wiederum macht Schlagzeilen mit ihrem Streetscooter, einem vollelektrischen Lieferwagen, den der Konzern in Zusammenarbeit mit Ford selbst produziert und an dem zunehmend auch Drittkunden Interesse haben.
Werden uns in Zukunft Pakete auch von Drohnen oder Robotern geliefert? Diese Möglichkeiten zählen laut BIEK zu den innovativsten Ideen – einen flächendeckenden Einsatz erwarten sie jedoch nicht. Esser sagte: „Drohnen lösen in der Bevölkerung immer ein wenig Unbehagen aus.“ In seinen Augen sei der Fokus der Medien auf Lieferdrohnen und -roboter stärker als tatsächlich auf dem Markt. Während Start-ups an solchen Konzepten arbeiten, würden die großen Unternehmen eher auf konventionelle Lösungen setzen. Welcher Prozess sich in Zukunft durchsetzen wird, bleibe abzuwarten. Ebenso, wie sich der bevorstehende Brexit auf die Branche auswirken wird. Eines sei aber schon heute klar: Die Paketflut wird weiter steigen – bis 2022 auf 4,3 Milliarden Pakete.
Franziska Mitschke