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Schokoladenherz in roter Folie
© Kai-Uwe Heinrich

Schokolade wird ausgetauscht: Air Berlins Herz kommt jetzt aus Aachen

Der traditionsreiche Berliner Schokoladenfabrikant Rausch hat den langjährigen Lieferauftrag der Fluggesellschaft Air Berlin verloren. Neuer Partner ist die Schweizer Firma Lindt.

Seit es Air Berlin gibt, lieferten sie das süße Symbol dazu: Die Berliner Chocolatiers von Rausch kreierten das Herz, das zum Abschied jeder Reisende mit auf den Weg bekommt. Tatsächlich begann die Kooperation schon vor fast 20 Jahren, damals noch in Partnerschaft mit der Vorläufer-Airline DBA. 13 Millionen Schokoladenherzen goss Rausch zuletzt im Jahr für die Fluggesellschaft. Seit dem 8. April aber steckt in der roten Alufolie das Produkt eines anderen: „Ende März haben wir die letzten Herzen an Air Berlin ausgeliefert“, bestätigte Robert Rausch, der das Familienunternehmen in fünfter Generation führt, dem Tagesspiegel. Die Fluggesellschaft bezieht ihr bekanntes Give-away jetzt bei der Schweizer Firma Lindt.

Der Kakaoanteil sinkt

„Als Unternehmen unserer Größenordnung sind wir verpflichtet, solche Aufträge regelmäßig auszuschreiben“, sagte eine Air-Berlin-Sprecherin dem Tagesspiegel. Diesmal habe eben Lindt gewonnen – und zwar gleich eine umfangreiche Marketingkooperation: So seien im Bordshop künftig Produkte des Schweizer Unternehmens erhältlich, Business-Class-Reisende bekämen eine Lindor-Kugel zu ihrem Heißgetränk. „Wie gehabt wiegen die roten Herzen rund 20 Gramm. Jedes Schokoherz ist aus Alpenvollmilch und hat einen Kakaoanteil von mindestens 30 Prozent“, heißt es in der offiziellen Mitteilung. Bei Rausch betrug der Kakaoanteil 35 Prozent, kam zu 100 Prozent aus Papua-Neuguinea. „Aufgrund der hohen Kosten von Edelkakao haben wir den Preis für unser Herz zuletzt um einige Cents erhöhen müssen“, sagt Robert Rausch. Und äußerte zugleich Verständnis für die Situation der Airline, die jüngst einen Rekord-Verlust vermelden musste: „Die müssen auch sehen, wie sie mit ihren Geldern umgehen.“

Air Berlin befindet sich derzeit im Umbruch, hat mit Stefan Pichler erst vor wenigen Monaten einen neuen Vorstandschef bekommen. Geld habe bei der Entscheidung aber keine Rolle gespielt, erklärte ein Air-Berlin-Sprecher am Montagabend. „Die Kosten sind für uns die gleichen. Unser Wunsch war es jedoch, die Marketing- und Vertriebsaktivitäten rund um das Herz zu vertiefen, mit Sonderaktionen zu besonderen Events.“ Die Firma Lindt habe sich daran „interessierter gezeigt“ als Rausch.

Robert Rausch leitet die Berliner Schokoladenfirma in fünfter Generation.
Robert Rausch leitet die Berliner Schokoladenfirma in fünfter Generation.
© promo

Herzen aus Aachen, aber Mampe-Cocktails aus Berlin

Immer wieder hatten Kunden gefürchtet, das Unternehmen könne das traditionelle Schokoladenherz im Zuge von Sparmaßnahmen abschaffen. Das Produkt hat viele Fans: Schon kleinste Veränderungen hatten Beschwerdewellen ausgelöst. So musste Rausch nach einem Unwetter vor einigen Jahren kurzzeitig den Kakao von einer anderen Plantage und Insel beziehen. Der Unterschied fiel auf, viele Fluggäste meldeten sich zu Wort und wollten den gewohnten Geschmack zurück.

Das Herz bleibt, bekräftigte Air Berlin nun einmal mehr, nur werde die Schokolade ab jetzt eben in der Schweiz produziert und in Aachen verarbeitet. Womit man im übrigen auch wieder einen Heimatbezug herstelle: Schließlich sei Aachen nah am zweitgrößten Air-Berlin-Drehkreuz Düsseldorf.

Den Berlin-Bezug wolle man gleichwohl auch weiter hervorheben. So sei jüngst in Zusammenarbeit mit der Firma Mampe ein Air-Berlin-Cocktail in der Business-Class eingeführt worden. „Solche Entscheidungen sind auch nie für immer“, fügte der Air-Berlin-Sprecher mit Blick auf Rausch hinzu.

Verdient hat Rausch an dem Herz kaum

Bei dem Traditionsunternehmen gibt man sich versöhnt. Es sei schön, dass das Herz überhaupt beibehalten werde. An dem Geschäft habe man auch nie viel verdient. Die erwähnte Ausschreibung hat es laut Firmenchef allerdings nicht gegeben: „Uns wurde Anfang des Jahres lediglich mitgeteilt, dass dies die letzten Bestellungen sind.“ Bei Air-Berlin heißt es dazu, man sei „permanent in Geschäftsgesprächen“ gewesen.

Rausch beschäftigt in Berlin und Braunschweig insgesamt 300 Mitarbeiter. Zuletzt machte der Hersteller einen Jahresumsatz von 20 Millionen Euro. Da man bereits einige Anfragen von Liebhabern der bisherigen Schokolade bekommen habe, biete man die Originalherzen nun im Onlineshop und im Stammhaus am Gendarmenmarkt an, erklärte der Firmenchef. Es gebe aber auch schon Verhandlungen mit anderen Fluggesellschaften. Deren Anfragen habe man bislang aus Rücksicht auf die Beziehungen zu Air Berlin weitestgehend abgelehnt.

Maris Hubschmid

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