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Abgang. Wolfgang Dietrich (l.) erklärt am Montagmorgen seinen Rücktritt als VfB-Präsident.
© Christoph Schmidt/dpa
Update

Nach missglückter Mitgliederversammlung: Wolfgang Dietrich tritt als Präsident des VfB Stuttgart zurück

Aus der Mitgliederversammlung zieht Wolfgang Dietrich die Konsequenzen. Den "Grad an Feindseligkeit und Häme" hätte er nicht für möglich gehalten.

Das Warten vieler Fans des VfB Stuttgart hat ein Ende. Am Montagmorgen erklärte der zuletzt stark in die Kritik geratene Präsident Wolfgang Dietrich seinen Rücktritt. Via Facebook verkündete Dietrich, er werde "heute mit sofortiger Wirkung vom Amt des Präsidenten des VfB Stuttgart 1893 e.V., sowie vom Vorsitz des Aufsichtsrats der VfB Stuttgart 1893 AG zurückzutreten."

Am Sonntagabend hatte eine WLAN-Panne bei der Mitgliederversammlung offenbart, wie tief die Abneigung gegen Dietrich bei den VfB-Mitgliedern ist. Kurz vor der auf der Tagesordnung vermerkten Abstimmung über seine Abwahl brach der 70-Jährige die Versammlung unter den lautstarken Pfiffen etlicher Anhänger ab - weil die Technik streikte. Zuvor hatten die rund 4500 Anwesenden mehrfach vergeblich versucht, sich mit ihren Handys in ein extra eingerichtetes WLAN des Stuttgarter Stadions einzuloggen, um an Abstimmungen teilnehmen zu können.

Die VfB-Verantwortlichen bekamen die Probleme nicht in den Griff, wodurch auch nicht über die Abwahl von Dietrich abgestimmt werden konnte. Das sei ein weiterer "schwarzer Tag" in der Vereinsgeschichte so kurz nach dem Abstieg, sagte Dietrich, dessen Worte in den Pfiffen und Schmähungen des Publikums teilweise kaum zu verstehen waren. "Uns bleibt daher keine andere Wahl, als festzustellen, dass es leider nicht möglich ist, die Veranstaltung ordnungsgemäß fortzuführen." Selbstverständlich werde zeitnah eine neue Mitgliederversammlung einberufen.

"Die lückenlose Aufklärung der Umstände, die zu diesem technischen Ausfall geführt haben, und die Sicherstellung, dass sich so etwas niemals wiederholen kann, muss oberste Priorität haben", schrieb Dietrich am Montagmorgen, er werde jedoch nicht Teil dieser Aufklärung sein. "Denn ich hätte auch den Grad an Feindseligkeit und Häme, wie am gestrigen Tag erlebt, nicht für möglich gehalten. Ich kann und will nicht mehr verantwortlich für alles gemacht werden, was beim VfB Stuttgart berechtigt oder unberechtigt nicht gut funktioniert."

11,7 Millionen Euro Verlust

Dass der VfB nicht mehr so gut funktioniert wie es sich seine Mitglieder wünschen, verdeutlichte nicht nur der Abstieg in die Zweite Liga. Finanzvorstand Stefan Heim hatte bei der Mitgliederversammlung für das Geschäftsjahr 2018 einen Verlust der Fußball AG des VfB in Höhe von 11,7 Millionen Euro verkündet. Mit Blick auf die gesamte Abstiegssaison 2018/19 hatten die Schwaben unter ihrem Ex-Sportvorstand Michael Reschke Transferausgaben in Höhe von rund 61 Millionen Euro - so viel wie nie zuvor in einer Saison. Die Verpflichtung von Reschke im Sommer 2017 war ein Grund, warum Dietrich bei einem Teil der Anhänger massiv in die Kritik geraten war. Auch seine Verbindungen zum Sportinvestor Quattrex hinterfragte die Basis argwöhnisch.

Laut Kriminalpolizei hatte es in letzter Zeit sogar Todesdrohungen gegen Dietrich gegeben. Dennoch war der 70-Jährige bis zuletzt überzeugt, dass eine Mehrheit für ihn gestimmt hätte. "Der Schaden, den die Wenigen damit anrichten, ist groß", sagte er in einem Redebeitrag am Sonntag. "Es gibt den Spruch: Wenn die Mannschaft gewinnt, war es der Trainer. Wenn die Mannschaft verliert, war es der Präsident."

Etwas überraschend war, dass aus dem Führungsteam der Schwaben lediglich Dietrichs Präsidiumskollege Bernd Gaiser deutlich gegen eine Abwahl plädiert hatte. Der Vorstand um Sportchef Thomas Hitzlsperger hatte sich dahingehend zurückgehalten. Dietrich war noch bis 2020 gewählter Präsident des VfB. Unter anderem hatte Thomas Berthold angekündigt, Dietrich ablösen zu wollen. Nun gibt der bisherige Amtsinhaber kampflos auf. "Ich lasse mir meine Würde und Ehre nicht von denjenigen nehmen, die ihre Macht lautstark und mit verbaler Gewalt demonstrieren", schrieb er.

Der VfB drückte auf seiner Internetseite das Bedauern seiner Gremien über den Rücktritt aus. Der Vereinsbeirat werde kurzfristig zusammentreten, "um eine kommissarische Besetzung des Präsidiums bis zur nächsten Mitgliederversammlung herbeizuführen". Wann genau diese stattfinden soll, steht noch nicht fest. (Tsp/dpa)

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