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Geschäftig. Wolfgang Dietrich, Präsident des VfB Stuttgart, steht im Fokus.
© Sebastian Gollnow/dpa

Profitiert der VfB-Präsident von einem Union-Aufstieg?: Ein Spiel mit Gschmäckle

Der 1. FC Union hat Verträge mit einem Investor geschlossen, der enge Verbindungen zu VfB-Präsident Wolfgang Dietrich hat. Es geht um Geld und Integrität.

Von David Joram

Es soll Fußballfans geben, die weder Sympathie für den 1. FC Union noch für den VfB Stuttgart haben, die aber, weil sie eben Fußballfans sind, trotzdem die Relegation der beiden Klubs verfolgen. Es geht ja um viel. Wahrscheinlich werden also auch Unbeteiligte in die Kneipen pilgern, denn wer um Himmels Willen hat schon einen Eurosport-Player?

Besonders toll sind jene Kneipen, die mit ein bisschen Unterhaltung werben, einem Relegationsbingo beispielsweise. „Es geht um viel“, dürfte dann nicht fehlen. Für den 1. FC Union im konkreten Fall auch um viele Millionen Euro. Allein aus dem TV-Topf würden die Berliner als Bundesligist mindestens zehn Millionen Euro mehr erhalten als in dieser Saison. Steigt Union auf, wären die Klubkassen gut gefüllt. Sehr zur Freude von Unions Präsident Dirk Zingler – und vielleicht auch zur Freude seines Stuttgarter Kollegen Wolfgang Dietrich.

Im April berichtete der „Kicker“ über die Verflechtungen des VfB-Präsidenten mit dem Investor Quattrex Sports AG, dem Dietrich einst vorstand und dessen Alleinaktionär er war. Eigenen Angaben zufolge will Dietrich längst alle Anteile verkauft haben. Auch aus Tochter- und Beratergesellschaften, die mit Quattrex interagieren und an denen Dietrich partizipierte, habe er sich zurückgezogen. Ganz klar scheint dies allerdings nicht. Die Frage, inwiefern Wolfgang Dietrich noch profitieren könnte, ist jedenfalls eine spannende – auch wegen des 1. FC Union Berlin.

Der Fonds „Quattrex German Opportunities“ versorgt Fußballklubs mit frischem Kapital und erhofft sich davon satte Rendite. Unter anderem schloss auch Union mit Quattrex einen Vertrag ab, insgesamt 6,3 Millionen Euro erhielten die Köpenicker in den Jahren 2016 und 2017, zurückzuzahlen bis spätestens 2026. Wie viel die Berliner dann abdrücken müssen, hängt davon ab, wie erfolgreich sie in den kommenden Jahren sein werden. Quattrex’ Rendite ist an die TV-Prämien gekoppelt, die Union erhält und die in der Bundesliga wesentlich ertragreicher ausfallen; entsprechend lukrativ wäre ein Aufstieg Unions auch für Quattrex – und damit zurück zu Dietrich.

Dietrich wiegelt ab

Dem 70-Jährigen gehört die „VMM Consulting GmbH“. Nach „Kicker“-Recherchen hält die VMM wiederum 50 Prozent an der „Quattrex Finance GmbH“, einer Beraterfirma. Beratend in dem Sinne, als dass sie Provisionen erhält, wenn die Klubs Verträge mit Quattrex eingehen. Für Dietrich sind all diese Verflechtungen unproblematisch, für die Deutsche Fußball-Liga offenbar ebenso. Die Argumentationslinie verläuft so, dass Dietrich nicht mehr direkt an Quattrex beteiligt sei – und insofern Interessenskonflikte auszuschließen seien.

„Ich partizipiere in keiner Form finanziell an irgendwelchen Erfolgen deutscher Klubs“, sagte Dietrich gegenüber den „Stuttgarter Nachrichten“ am Montag. Rein juristisch betrachtet könnte das sogar stimmen. Es wirft allerdings kein gutes Licht auf den Fußball, wenn der Verdacht mitschwingt, dass es genauso gut auch anders sein könnte. Ein Gschmäckle nennt der Schwabe dies. Ein solches verstärkt sich, wenn man weiß, wer noch an der Quattrex Finance GmbH beteiligt ist: Christoph Albert Wilhelm Dietrich, Sohn des VfB-Präsidenten. Es geht um viel. Gerade im Hause Dietrich.

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