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Langer Weg zurück: Nach seinem letzten Spiel in Augsburg verbrachte Grischa Prömel (Mitte) Stunden über Stunden auf der Massagebank oder im Kraftraum.
© Imago

„Schwierigste Phase meiner Karriere“: Wie sich Grischa Prömel beim 1. FC Union zurückkämpft

Beim Trainingslager in Spanien ist der lange verletzte Grischa Prömel wieder auf dem Rasen zurück. Der 1. FC Union kann den Mittelfeldmann dringend gebrauchen.

Fußballmannschaften haben meist ganz eigene Gesetze und Bräuche. Am Donnerstag versammelte sich das Team des 1. FC Union im Trainingslager an der spanischen Costa Blanca auf dem Rasen und sang ein Ständchen für Grischa Prömel.

Anschließend wurde der Mittelfeldspieler an seinem 25. Geburtstag von seinen Kollegen abgeschossen. „Auch wenn man mal einen Ball gegen den Kopf bekommt, ist das spaßiger, als allein im Kraftraum zu feiern“, sagt das Geburtstagskind, das auch von den Fans viele Glückwünsche bekam. In diesem Fall jedoch nur musikalisch und ohne Bälle.

Grischa Prömel macht weiter Fortschritte

Dass Prömel im Trainingslager gute Laune hat, liegt aber vor allem an seinen körperlichen Fortschritten. Nach mehr als vier Monaten absolviert er in Spanien endlich wieder Teile des Trainings mit dem Team und ist nach seinen langwierigen Knieproblemen langsam auf dem Weg zurück. „Es ist geil, wieder mit der Mannschaft auf dem Platz zu stehen“, sagt der Mittelfeldspieler.

Am Donnerstag bestritt er große Teile der Einheiten mit dem Team, ohne dabei jedoch in die Zweikämpfe zu gehen. Körperlich geht es voran, doch sowohl Spieler als auch Trainer bleiben aufgrund der langen Pause vorsichtig. Jeden Tag wird ausgetestet, wie viel Prömel machen kann, wie das Knie reagiert, ob er das Pensum weiter steigern kann. „Ich mache bedacht kleine Schritte und will wieder das komplette Vertrauen in meinen Körper haben“, sagt Prömel.

Weder er noch der Verein haben sich bisher zur genauen Art der Knieverletzung geäußert, dem Vernehmen nach soll es sich jedoch um eine Patellasehnenreizung handeln. Die Probleme hat Prömel schon länger. In der Schlussphase der Aufstiegssaison habe er schon etwas gespürt, in der Sommervorbereitung sei es dann schlimmer geworden.

Die „schwierigste Phase in meiner Karriere“

„Es ist die erste Bundesligasaison, da will man der Mannschaft helfen“, sagt Prömel. „Das war vielleicht nicht das Cleverste.“ Am zweiten Spieltag stand er Ende August beim Unentschieden in Augsburg zuletzt auf dem Platz. Damals habe er mit Schmerzmitteln gespielt, aber trotzdem Beschwerden gehabt. So konnte es nicht weitergehen.

Die folgenden vier Monate bezeichnet Prömel als die „schwierigste Phase in meiner Karriere“. Während die Mannschaft langsam in der Bundesliga ankam, Höhepunkte erlebte wie den Sieg gegen Dortmund und Tiefpunkte wie die Niederlage in Leverkusen, musste der Schwabe individuell arbeiten, zeitweise setzte er seine Reha sogar in seiner Heimat fort.

Wieder dabei: Seit Anfang des Jahres dreht Grischa Prömel (rechts) wieder seine Runden mit den Teamkollegen des 1. FC Union.
Wieder dabei: Seit Anfang des Jahres dreht Grischa Prömel (rechts) wieder seine Runden mit den Teamkollegen des 1. FC Union.
© Andreas Gora/dpa

Besonders mental verlangte ihm die Verletzung viel ab, denn Reizungen oder Entzündungen sind schwierig zu behandeln und die Ausfallzeiten kaum zu prognostizieren. „Für den Kopf ist das nicht einfach, weil du nicht weißt, wo du stehst“, sagt Prömel. „Bei einer Muskelverletzung kannst du einen klaren Zeitrahmen abstecken, hier musst du mehr in dich reinhören, dich herantasten.“

Die Reha kostete nicht nur Nerven, sondern auch Zeit. Er habe „die volle Palette“ der Behandlungsmethoden über sich ergehen lassen, habe Stunden über Stunden bei Untersuchungen, auf der Massagebank oder im Kraftraum verbracht. „Viele denken, dass man Urlaub hat, wenn man verletzt ist, ich habe aber bestimmt doppelt so viel gemacht wie die anderen Jungs“, sagt Prömel.

Torgefährlich: Mit seinen Treffern in der Aufstiegssaison, wie hier gegen den Hamburger SV, hatte Grischa Prömel (Zweiter von rechts) großen Anteil am Aufstieg des 1. FC Union.
Torgefährlich: Mit seinen Treffern in der Aufstiegssaison, wie hier gegen den Hamburger SV, hatte Grischa Prömel (Zweiter von rechts) großen Anteil am Aufstieg des 1. FC Union.
© Andreas Gora/dpa

Dass ihn die Verletzung so lange außer Gefecht setzen würde, hat ihn nur bedingt überrascht. Er habe mit vielen Spielern gesprochen, die ähnliche Probleme gehabt hätten. Dennoch sei es extrem schwierig gewesen, die Spiele nur auf der Tribüne zu verfolgen. „Die Mannschaft hat eine tolle Hinrunde gespielt, und es löst einen gewissen Schmerz aus, weil man gerne Teil des Ganzen ist“, sagt Prömel. „Diese Gemeinschaft, dieses Siegesgefühl – das ist etwas anderes, wenn man auf dem Platz steht.“

[Alle Infos zum Trainingslager des 1. FC Union in Spanien finden Sie hier in unserem Blog.]

Dass sich in seiner Abwesenheit andere Spieler wie Robert Andrich etabliert haben und eine schnelle Rückkehr in die Startformation nicht selbstverständlich ist, interessiert Prömel erst mal nicht. „Mein Fokus liegt auf mir, ich will fit werden und wieder dahin kommen, wo ich in der vergangenen Saison war“, sagt Prömel, der mit seiner Dynamik, Zweikampfstärke und seiner Torgefährlichkeit entscheidenden Anteil am Aufstieg hatte.

Dass der Mittelfeldspieler dieses Niveau bald wieder erreicht, hofft auch Oliver Ruhnert. Unions Manager bezeichnet Prömel als „zentralen Spieler“ und meint dies nicht räumlich. „Vieles, was unser Spiel betrifft, hängt an Grischa Prömel. So einen Spieler haben wir als Typen sonst nicht im Kader.“ Dieses Lob freut den 25-Jährigen natürlich. Auch als verletzter Spieler brauche man das Gefühl, dass man wichtig ist. Ein Ständchen von Kollegen und Fans kann da sicherlich auch nicht schaden.

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