Mittelfeldspieler überzeugt in der Bundesliga: Robert Andrich will beim 1. FC Union mehr als ein Kämpfer sein
Der Potsdamer Robert Andrich ist zu einer echten Verstärkung für den 1. FC Union geworden. Unbedingt erwarten durfte das niemand – nicht mal Andrich selbst.
Robert Andrich ist auf dem Platz ein Kämpfer, ein Arbeiter. Nur vier Bundesliga-Profis liefen in der Hinrunde mehr als der Mittelfeldspieler des 1. FC Union, nur einer sah mehr Gelbe Karten. Andrich geht keinem Zweikampf aus dem Weg, dass er immer wieder als Aggressive Leader des Aufsteigers bezeichnet wird, gefällt ihm aber nur bedingt.
„Wenn man damit nur sagen will, dass ich in den Zweikämpfen eklig bin und dazwischenhaue, mag ich das nicht“, sagt der 25 Jahre alte Potsdamer. Er hat nichts gegen die Rolle des Fighters, reduzieren lassen will er sich auf diese allerdings auch nicht. „Ich kann auch Fußball spielen und spielerische Akzente setzen. Ich versuche der Mannschaft einfach mit meiner Art und Weise zu helfen.“
In Heidenheim war er nicht gesetzt
Andrich war in der Hinrunde neben Marius Bülter die größte Überraschung im Kader der Berliner. Für etwas mehr als eine Million Euro verpflichtete Union den zentralen Mittelfeldspieler vor der Saison vom 1. FC Heidenheim.
Dort hatte er sich nach Stationen bei Turbine Potsdam, Hertha BSC, Dynamo Dresden und Wehen Wiesbaden zu einem soliden bis guten Zweitliga-Profi entwickelt, saß in der vergangenen Spielzeit aber auch sieben Mal über die gesamten 90 Minuten auf der Bank.
Dass er bei Union sofort zur Bundesliga-Stammkraft werden würde, haben wohl die wenigsten Beobachter erwartet – wahrscheinlich nicht mal Andrich selbst. „Überrascht bin ich nicht, eher froh, dass es so gut geklappt hat und ich mein Potenzial zeigen kann“, sagt er. „Ich bin von mir überzeugt.“
Andrich ist selbstbewusst und einer der wenigen Profis, die in der Öffentlichkeit noch relativ natürlich reden, nicht in vorgefertigten Satzbausteinen. Er hat auch mal einen lockeren Spruch auf den Lippen. Wie nach dem vorletzten Hinrundenspiel in Paderborn, als er auf die Frage, ob seine blondgefärbten Haaren Folge einer Wette seien, antwortete: „Sehe ich so scheiße aus?“
Über Haarfarben und Kleidungsstile kann man bekanntlich vortrefflich streiten, Andrichs Leistungen auf dem Rasen sprechen bisher aber für sich. In der Hinrunde stand er in 18 Pflichtspielen in der Startelf, nur gegen Gladbach war er nach seiner fünften Verwarnung gesperrt. „Ich habe jetzt sieben Gelbe Karten und ein, zwei davon waren vielleicht etwas unnötig“, sagt er. „Daraus muss ich lernen.“
Der Anpassungsprozess an das höhere Niveau in der Bundesliga ist bei ihm wie bei so vielen Berlinern ansonsten aber schon sehr weit. „Wenn man in einem halben Jahr so viele Spiele macht, bringt einen das weiter, dann hat man das Tempo irgendwann drin und kann auf gewisse Situationen besser reagieren“, erklärt Andrich.
Luft nach oben sieht er persönlich vor allem im Spiel nach vorne. Nur zwei Treffer im Pokal gegen Freiburg und Halberstadt stehen bisher zu Buche. „Ein, zwei Tore mehr und ich wäre noch zufriedener“, sagt der Mittelfeldspieler.
In Spanien, wo sich Union nun acht Tage lang auf die Rückrunde vorbereitet, steht passenderweise vor allem die spielerische Weiterentwicklung auf der Agenda. Gerade gegen defensive Gegner fehlten bisher häufig die passenden Lösungen.
„Natürlich braucht es in gewissen Sachen einen Schritt nach vorne“, sagt Andrich. Daher sei es sehr hilfreich, dass das Team konditionell nach der kurzen Pause auf einem guten Niveau sei. „Dafür müssen wir nicht so viel Zeit opfern, sondern können relativ früh in die Taktik und das Positionsspiel rein“, sagt er. Robert Andrich will sich nicht auf die Rolle des Fighters reduzieren lassen. Das gilt auch für den 1. FC Union.
Alle Infos zum Trainingslager des 1. FC Union in Spanien finden Sie in unserem Blog.