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Auf weißem Geläuf. Auch Grischa Prömel (r.) joggte wieder mit der Mannschaft über den Platz.
© Andreas Gora/dpa

Ohne Kapitän, aber mit Grischa Prömel: Der 1. FC Union startet in die Vorbereitung

Ohne Kapitän Christopher Trimmel hat der Berliner Fußball-Bundesligist das Training wieder aufgenommen – Trainer Urs Fischer spricht von ambitionierten Zielen.

Von David Joram

Der Kapitän fehlte, der Trainer brüllte und der Rasen war kaum zu erkennen. Wer lediglich die Eckdaten heranzieht, könnte annehmen, dass der Trainingsauftakt des Fußball-Bundesligisten 1. FC Union gründlich misslungen ist.

Allerdings musste der Trainer, Urs Fischer, äußerst selten brüllen; fehlte der Kapitän, Christopher Trimmel, lediglich wegen einer Erkältung. Und schließlich taute auch der Platz im Laufe der Vormittagseinheit noch so weit auf, dass von der zarten weißen Raureif-Schicht, die ihn bedeckte, nichts mehr übrig blieb.

„Eine Meisterschaft ist ein Marathon“

Nasses, saftiges Grün zeigte sich, die Bälle passten die Spieler flott über selbiges. Beim Aufsteiger durften sie den Trainingsauftakt deshalb doch noch so nennen, wie Trainingsauftakte am liebsten genannt werden – gelungen nämlich.

Fischer gab sich hernach entspannt, 40 Minuten sprach er über das, was war und das, was kommt. „2019 war ein tolles Jahr. Dranbleiben, anknüpfen, das wird die Herausforderung“, sagte Fischer. „Wir haben ein sehr ambitioniertes Ziel“, fügte er an und meinte den Klassenverbleib, verbunden mit dem Hinweis: „Eine Meisterschaft ist ein Marathon.“

Auf die letzten 17 Saisonspiele will Fischer seine Spieler möglichst gut vorbereiten. 27 Profis scheuchte er deshalb am Donnerstagmorgen hinter dem Stadion An der Alten Försterei über den Rasen, rief Dinge wie „Spannung“ oder „Ball halten“ und sah, dass die Pass- und Laufübungen durchaus flüssig wirkten. Die Intensität stimmte, auch wenn dies nur 20 Trainingskiebitze mitbekamen.

Sie durften sich unter anderem darüber freuen, dass Grischa Prömel wieder mit der Mannschaft arbeitete. Letztmals war der zentrale Mittelfeldspieler am 24. August gegen den FC Augsburg zum Einsatz gekommen.

Medizinball war einmal. Die Unioner Sheraldo Becker, Julian Ryerson, Manuel Schmiedebach und Marcus Ingvartsen (von links) beim ersten Training 2020.
Medizinball war einmal. Die Unioner Sheraldo Becker, Julian Ryerson, Manuel Schmiedebach und Marcus Ingvartsen (von links) beim ersten Training 2020.
© Andreas Gora/dpa

Eine Knieverletzung hatte Prömel nahezu die komplette Vorrunde außer Gefecht gesetzt, nun soll er behutsam wieder ans Team herangeführt werden und stand deshalb nur 40 Minuten auf dem Platz.

Auch Keven Schlotterbeck, der sich Ende November beim Spiel in Gelsenkirchen eine Bänderverletzung im rechten Knie zugezogen hatte, und Florian Hübner (Fußprobleme) absolvierten wie vereinbart nicht die komplette Einheit.

Laut Fischer befinden sich alle auf einem „guten Weg“, wobei der Coach nicht prognostizieren wollte, ob speziell Prömel nach viermonatiger Pause schon zum Rückrundenstart am 18. Januar bei RB Leipzig eine Option für den Kader ist.

Mit Rafal Gikiewicz plant Fischer dagegen ziemlich sicher, obwohl der Torwart erst zu den Leistungstests am Nachmittag auf dem Vereinsgelände erwartet wurde. Gikiewicz, der den Urlaub auf Dubai verbrachte und dort private Bildchen mit Bayerns Coutinho schoss, hatte wie vereinbart etwas länger frei bekommen, ebenso die Offensivkräfte Anthony Ujah und Suleiman Abdullahi, die an diesem Freitag nach Berlin zurückkehren sollen.

Am Samstag fliegt Union nach Spanien

Dann wird Fischer ihnen sicher auch erklären, was er in den kommenden zwei Wochen schwerpunktmäßig einstudieren will. Speziell beim Spiel mit dem Ball haben die Berliner noch Verbesserungsbedarf, das weiß auch Fischer. „Wir arbeiten an den Schwächen“, sagt er.

Weil die Winterpause kurz ausfiel, dürfte es an der Costa Blanca eher um spieltaktische denn konditionelle Inhalte gehen. „Natürlich werden wir vor allem in den ersten zehn Tagen auch im physischen Bereich arbeiten“, sagt Fischer, aber in den 14 Tagen bis zum Leipzig-Spiel sei so viel nun mal nicht möglich, zumal die letzte Woche der üblichen Spielvorbereitung diene.

Allerdings scheinen die Zeiten, in denen Spieler mit ein paar Weihnachtsspeckröllchen zu viel auf den Trainingsplatz zurückkehrten, ohnehin vorbei. Fischer jedenfalls geht davon aus, dass seine Spieler ihre individuellen Programme durchgezogen und deshalb „physisch nichts verloren haben“.

Noch nicht einsatzfähig. Akaki Gogia muss weiterhin seinen Kreuzbandriss auskurieren.
Noch nicht einsatzfähig. Akaki Gogia muss weiterhin seinen Kreuzbandriss auskurieren.
© Andreas Gora/dpa

Von Samstag bis 12. Januar wird er seinen Kader im spanischen Campoamor bei Alicante weiter trimmen, wo am 6. Januar Testspiele gegen die belgischen Zweitligisten Oud Heverlee Leuven (11 Uhr) und Royale Union Saint-Gilloise (16 Uhr) stattfinden.

Kurz vor der Rückreise nach Berlin folgt am 11. Januar noch die Generalprobe gegen Ungarns Meister Ferencvaros Budapest, ehe exakt eine Woche später die schwere Aufgabe beim Tabellenführer in Leipzig ansteht.

Während Akaki Gogia (Kreuzbandriss) nicht mit nach Spanien reist, dürfen die U-19-Spieler Fisnik Asllani, 17, und Tim Maciejewski, 18, mitfliegen. „Sie sollen dazulernen“, sagt Fischer. Dasselbe erwartet der Trainer vom restlichen Kader – damit am 12. Januar auch die Reise nach Campoamor als gelungen gelten darf.

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