Der Derbyheld ist unzufrieden: Sebastian Polter will beim 1. FC Union mehr Einsatzzeit
Mit seiner aktuellen Rolle beim 1. FC Union ist Sebastian Polter „kein Prozent“ zufrieden. Seine Zukunft bei den Berlinern ist ungewiss – der Vertrag läuft aus.
Besonders überraschend war es nicht, was Trainer Urs Fischer seinem Stürmer Sebastian Polter bei einem Einzelgespräch im Trainingslager an der spanischen Costa Blanca eröffnete. „Er hat mir ganz klar mitgeteilt, dass Seb die Pole Position hat“, erzählt Polter und zeigt auch Verständnis für die offensichtliche Stürmerhierarchie beim 1. FC Union. Schließlich hatte Seb, bürgerlich Sebastian Andersson, mit acht Toren entscheidenden Anteil an Unions guter Hinrunde.
Auch wenn die Ergebnisse wenig Anlass für Änderungen bieten, ist Polter mit seiner Rolle „kein Prozent“ zufrieden. „Ich will mehr spielen und sehe mich nicht als Joker“, sagt Polter. Der 28 Jahre alte Publikumsliebling wurde vor drei Jahren als damals teuerster Spieler der Vereinsgeschichte aus England zurückgeholt und sollte Union zum Aufstieg schießen. Doch die Entwicklung des Klubs scheint Polter mittlerweile überholt zu haben.
Sebastian Polters Vertrag beim 1. FC Union läuft im Sommer aus
Mit Anthony Ujah konkurriert er um die Position als Stürmer Nummer zwei und somit oft um wenige Einsatzminuten, denn Andersson ist nicht nur wegen seiner Tore unumstritten. „Er hat eine tolle Hinrunde gespielt und ist einer der besten Stürmer der Liga“, sagt selbst Ujah anerkennend. Auch der 29 Jahre alte Nigerianer hat den Anspruch, von Beginn an zu spielen, äußert diesen aufgrund seiner ruhigen Art aber nicht so offensiv und deutlich wie Polter.
Besonders interessant wird die Stürmersituation bei einem Blick auf die nähere Zukunft. Die Verträge von Andersson und Polter laufen im Sommer aus, wobei es beim Schweden eventuell eine Klausel für eine Verlängerung gibt, zu der sich aber weder er noch der Verein äußern wollen.
Dass Union Andersson gerne behalten würde, dürfte klar sein. Der schwedische Nationalspieler hat auch im Trainingslager betont, dass er sich in Berlin und im Verein wohl fühlt. Doch es soll auch Interessenten aus der Premier League geben, und während Andersson die Chancen eines Verbleibs bis zum Sommer als groß bezeichnet, will er sich darüber hinaus nicht äußern. „Mein Ziel ist es, mit Union in der Liga zu bleiben. Das ist das Einzige, woran ich momentan denke“, sagt der 28-Jährige.
Zwei Treffer erzielte Sebastian Polter in der Hinrunde – beide per Elfmeter
Bei Polter ist die Situation deutlich anders. Vom Verein hat er bisher kein Angebot für eine Vertragsverlängerung erhalten, und ob Union überhaupt Interesse daran hat, ist unklar. Polter hat in dieser Saison bisher zwei Tore erzielt, darunter den emotionalen Siegtreffer im Derby, jeweils jedoch per Elfmeter. Seine Stärken hat er im Strafraum, im Abschluss. Mit der Arbeit, die Andersson so wichtig macht – das Halten, Sichern und Verteilen von Bällen, um die Mannschaft aufrücken zu lassen –, tut er sich hingegen schwer.
[Alle Infos zum Trainingslager des 1. FC Union in Spanien finden Sie hier in unserem Blog.]
Somit kommt er für Fischer lediglich neben Andersson, aber nicht als einziger Stürmer in Frage. Dadurch stehen bisher nur neun Einsätze und 263 Spielminuten zu Buche. „Wenn ich 34 Jahre alt wäre, würde ich sicherlich auch überlegen, ob es Sinn macht, ein Backup zu sein“, sagt Polter. „Aber ich bin 28, im besten Fußballeralter.“
Dass Profi und Verein in der Rückrunde eine Basis finden, die den jeweiligen Bedürfnissen gerecht wird, scheint schwierig. Eine Trennung im Sommer ist daher nicht unwahrscheinlich, auch wenn sich Polter lieber auf den Sport konzentrieren will. Um alles weitere kümmere sich sein Berater, „aber natürlich werde ich mich damit im Laufe der Rückrunde beschäftigen müssen“, sagt Sebastian Polter. Das vereint ihn mit Sebastian Andersson. Nur Anthony Ujah hat bei Union noch einen Vertrag bis 2022.