Vierter NBA-Titel für den Basketball-Superstar: Wie LeBron James vom Großmaul zum Elder Statesman wurde
Beim ersten Titelgewinn der LA Lakers seit zehn Jahren zeigt LeBron James eindrucksvoll, dass er auch mit 35 Jahren noch der dominanteste Spieler der NBA ist.
Als LeBron James die Trophäe als bester Spieler der NBA-Finals endlich in den Händen hielt und umringt von seinen feiernden Mitspielern ein Interview gab, brach es kurz aus ihm heraus.
„Wir wollen einfach Respekt. Coach Vogel will Respekt. Unsere Organisation will Respekt, die Lakers-Fans wollen Respekt. Und auch ich will meinen verdammten Respekt“, sagte der Basketball-Superstar in der Nacht zu Montag, nachdem er die Los Angeles Lakers mit einem dominanten 106:93-Sieg im sechsten Spiel der Finalserie gegen die Miami Heat zum ersten Titel seit zehn Jahren geführt hatte.
In diesen Sätzen war noch einmal der alte LeBron James zu hören. Ein ebenso ambitionierter wie selbstsicherer Athlet, der die Basketball-Welt seit fast zwei Jahrzehnten spaltet. Die einen liebten den "King" für sein Selbstbewusstsein und seine Inszenierung. Die anderen hassten ihn aus ebenjenen Gründen. Die zweite Fraktion ist über die Jahre immer kleiner geworden.
Über seine 17 NBA-Spielzeiten hat sich James gewandelt. Vom jungen Supertalent, das noch vor seinem ersten Profispiel von der "Sports Illustrated" als "The chosen one", der Auserwählte, betitelt wurde und sich dies prompt auf der Haut verewigen ließ.
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Über "The Decision", als er medienwirksam verkündete, "seine Talente nach South Beach" zu bringen und sein Heimatteam Cleveland in Richtung Miami zu verlassen. Zum Elder Statesman der NBA, der sein immer noch großes Ego in den Dienst seiner Mannschaft stellt und sich gegen Rassismus, Polizeigewalt und für bessere Bildung einsetzt.
Natürlich wird nun wieder diskutiert, wo James nun in der ungeschriebenen Rangliste der Basketball-Geschichte steht. Ist er schon der GOAT, der Größte aller Zeiten, oder bleibt Michael Jordan unerreicht?
Es ist eine endlose und letztlich völlig unsinnige Diskussion. Fest steht: LeBron James ist und bleibt der dominanteste Spieler seiner Generation - oder sollte man angesichts seiner schier endlosen Blütezeit vielleicht eher sagen: seiner Generationen?
Mit fast 36 Jahren ist James immer noch eine Macht, wenn es darauf ankommt. In den vergangenen zehn Spielzeiten erreichte er neun Mal die Finals und gewann nun mit dem dritten Team die Meisterschaft (2012, 2013 mit Miami, 2016 mit Cleveland, 2020 mit den Lakers). Dabei absolvierte er 260 Spiele allein in den Play-offs und fehlte nicht einmal verletzt.
Dass er sich über eine solch lange Zeit an der absoluten Spitze behauptet hat, hat er neben seinen außerordentlichen körperlichen Voraussetzungen seiner Disziplin zu verdanken. Angeblich investiert James pro Saison etwa anderthalb Millionen Dollar in seinen Körper, in Personal-Trainer, Ernährungsberater, Physiotherapeuten und sein häusliches Fitnessstudio.
Den Lohn sieht man Jahr für Jahr vor allem in den Play-offs. In der Finalserie gegen Miami stand er 236 von 288 Minuten auf dem Feld und erreichte im Schnitt fast ein Triple-Double (29,8 Punkte, 11,8 Rebounds, 8,5 Assists). Nicht nur charakterlich hat sich James verändert, auch sein Spiel ist deutlich erwachsener geworden.
Sein Basketball-IQ ist trotz all seiner technischen und athletischen Fähigkeiten vermutlich seine größte Stärke. James war nie ein reiner Scorer, ist über die Jahre aber immer vielseitiger geworden. Er hat gelernt, seinen Mitspielern zu vertrauen, sie besser zu machen, sich in den Dienst des Teams zu stellen.
Gerade in dieser schier endlosen Saison, die seit Ende Juli abgeschirmt vom Rest der Welt in Disney World fortgesetzt wurde, war das besonders deutlich. Nach der Verpflichtung von Anthony Davis hat James einen Teil der offensiven Verantwortung an seinen acht Jahre jüngeren Co-Star abgegeben und das Team so viel variabler gemacht. Er selbst spielt mittlerweile meist nominell als Spielmacher, ist aber je nach Lage eigentlich überall zu finden.
Zehn Jahre hatten die LA Lakers auf einen Titel warten müssen, eine Ewigkeit für die glitzerndste und anspruchsvollste Franchise der NBA. 2010 wurde das Team noch von Kobe Bryant angeführt. Dessen tragischer Unfalltod stellte die Lakers im Januar vor eine große Herausforderung, schweißte das Team aber auch zusammen.
Beim ersten Heimspiel nach Bryants Tod sagte James: "Kobe ist wie ein Bruder für mich. Zusammen mit meinen Mitspielern will ich sein Vermächtnis weiterführen - und zwar nicht nur dieses Jahr, sondern solange wir dieses Spiel, das wir lieben, spielen können." Der erste Schritt war eindrucksvoll.