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Rivalen und Freunde. LeBron James (l.) und Kobe Bryant (r.) duellierten und schätzten sich.
© AFP

Nach dem Tod von Kobe Bryant: LeBron James steht vor seiner schwierigsten Aufgabe

Wie sehr Kobe Bryants Tod die NBA verändert, zeigt sich an LeBron James. Dessen Geschichte wird von nun an eine andere sein.

Am Samstagabend war die Basketballwelt noch eine andere. LeBron James saß in den Katakomben der Arena in Philadelphia und redete und redete. Er redete deutlich mehr, als es die Spieler der nordamerikanischen Profiliga NBA für gewöhnlich tun, nach einem ihrer 82 Saisonspiele. Mit den Los Angeles Lakers verlor James zwar deutlich bei den Philadelphia 76ers, doch das tat nichts zur Sache. Denn James erzielte 29 Punkte an diesem Abend. Es waren genug, um Kobe Bryant in der ewigen Liste der besten Punktesammler aller Zeiten zu überholen. 33655 Punkte hatte James fortan auf dem Konto, die drittmeisten, und 12 mehr als Bryant. "Diese Geschichte ist zu groß, es ist zu viel. Ich sitze hier in einem Lakers-Trikot in Philadelphia, seiner Heimatstadt, wo ich Kobe zum ersten Mal traf", sagte James nach dem Spiel. 20 Jahre lang spielte Bryant für die Lakers, James wechselte zwei Jahre nach Bryants letztem Spiel nach Los Angeles.

2002, James war damals 17 Jahre alt, schenkte ihm Bryant ein paar Schuhe. "Sie waren eine Nummer zu groß für mich, aber ich habe mich in sie hineingezwängt", sagte James. Er, der dreimalige NBA-Champion, wirkte dabei wie ein kleines Kind, das von seinem Helden erzählt. "Es ist einfach nur surreal", sagte er.

Dann war alles anders

Diese Nacht gehörte zu den größten der vielen großen Nächte, die James in seiner Karriere erleben durfte, daraus machte er keinen Hehl. Keine 24 Stunden später war das egal. Kobe Bryant verstarb bei einem Helikopterabsturz, mit ihm seine 13-jährige Tochter und sieben weitere Passagiere. James und die Lakers erfuhren davon in der Luft, sie flogen von Philadelphia zurück nach Los Angeles. Videoaufnahmen zeigen James nach der Landung. Der Superstar wirkt in sich zusammengesunken und trotz 2,06 Metern Körpergröße klein und schwach. Der Mann, den James nur wenige Stunden zuvor öffentlich als einen der besten Basketballer der Welt bezeichnete, der für ihn Gegner, Inspiration und Freund gleichermaßen war, mit dessen Namen er auf Grund seiner sportlichen Leistungen an diesem Tag in allen Schlagzeilen genannt wurde, ist tot. "Ich sitze hier und versuche etwas zu schreiben, aber bei jedem Versuch fange ich an zu weinen", schrieb James nun in einem Post bei Instagram, seiner ersten öffentlichen Aussage zu Bryants Tot.

"Sonntagmorgen habe ich deine Stimme gehört, bevor wir aus Philadelphia zurückgeflogen sind. Ich hätte in einer Million Jahre nicht gedacht, dass das unsere letzte Unterhaltung sein würde", schrieb er. James schrieb von einer Freundschaft, von einem brüderlichen Verhältnis, das beide zueinander aufgebaut haben. "Ich liebe dich, großer Bruder."

James in doppelter Hinsicht gefragt

James verspricht, Bryants Erbe weiterzutragen und die Zukunft der Lakers, für die Bryant fünf Meisterschaften gewann, zu schultern. Das Trikot der Lakers wog schon immer schwer. Erfolge, Superstars, Hollywood - die Lakers sind den Erfolg gewöhnt, er ist trotz einiger schlechter Jahre die DNA dieses Teams. 2010 gewannen sie die letzte Meisterschaft. Der Druck, wieder eine zu gewinnen, wurde James in der Sekunde der Verkündung seines Wechsels nach Los Angeles aufgeladen, auch von ihm selbst.

Gefeiert. In Philadelphia, Bryants Heimatstadt, schrieb James in der Nacht auf Sonntag Geschichte, nachdem er Bryant nach erzielten Punkten überholte.
Gefeiert. In Philadelphia, Bryants Heimatstadt, schrieb James in der Nacht auf Sonntag Geschichte, nachdem er Bryant nach erzielten Punkten überholte.
© USA TODAY Sports

Das erste Spiel nach Bryants Tod hätten die Lakers gegen ihren Stadtrivalen, die Clippers, in der Nacht auf Dienstag ausgetragen, es wurde verschoben. Die Trauer bei Spieler und Verantwortlichen sei zu groß. Denn die Lakers waren, sind und bleiben Kobes Team. Kaum ein Sportstar wurde von einer ganzen Stadt dermaßen verehrt. Die sportliche Zukunft der Lakers und das dortige Wirken des Superstars und Anführers LeBron James werden von nun an auch immer mit Bryant in Verbindung stehen. James, der Junge aus Ohio, der dreimalige Champion, der Michael Jordan bezüglich des Titels des besten Basketballers aller Zeiten ernsthafte Konkurrenz macht. Er verhalf seinem Heimatteam, den Cleveland Cavaliers, 2016 zum ersten NBA-Titel der Klubgeschichte - nachdem er in den NBA-Finals nach Spielen schon 1:3 gegen die Golden State Warriors hinten lag und dann drei Spiele in Serie gewann. Zuvor gewann noch nie eine Mannschaft die Finals nach diesem Rückstand.

James' Geschichte ist schon jetzt reich an Anekdoten, Erfolgen und gemeisterten Hindernissen. Nun aber steht er im Alter von 35 Jahren vor seiner emotional schwersten Aufgabe als Basketballer, weil sie so viel mehr ist als nur Sport: James muss die Los Angeles Lakers aus der Trauer führen, nachdem der vermutlich größte Held der Klubgeschichte verstorben ist.

Louis Richter

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