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Vor dem Spiel ist manchmal wichtiger als im Spiel selbst.
© dpa

Die NBA ist zurück: Erst politischer Protest, dann sportliche Spannung

Die US-Basketball-Liga NBA gibt in Orlando ihr Comeback. Dabei steht zunächst allerdings nicht der Sport im Mittelpunkt.

Vor seinem ersten NBA-Spiel nach mehr als vier Monaten Corona-Pause und nach seinem siegbringenden Korb im Duell mit dem Stadtrivalen dachte Basketball-Superstar LeBron James jeweils an Colin Kaepernick.

„Ich hoffe, wir haben Kaep stolz gemacht, und ich hoffe, wir machen ihn weiterhin stolz. Jeden Tag meines Lebens geht es für mich darum, wie ich ihn stolz machen kann, nicht nur auf dem Basketball-Feld, sondern auch abseits davon“, sagte der 35-Jährige nach dem 103:101 seiner Los Angeles Lakers gegen die Los Angeles Clippers in der Nacht auf Freitag.

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Wie zuvor bei der Auftaktpartie in den Rest der NBA-Saison, die die Utah Jazz mit 106:104 gegen die New Orleans Pelicans gewannen, knieten auch im LA-Duell alle Spieler, Betreuer, Trainer und Schiedsrichter während der Nationalhymne - so wie es Football-Profi Kaepernick als Quarterback für die San Francisco 49ers schon 2016 tat, um gegen Rassismus und Polizeigewalt gegen Afroamerikaner zu protestieren.

„Kaep war jemand, der aufgestanden ist, als es unkomfortabel war und Leute nicht bereit waren, ihm zuzuhören, warum er kniete“, erklärte James, der Sekunden vor Schluss die entscheidenden zwei Punkte erzielte. „Ich habe zugehört, die schwarze Gesellschaft hat zugehört, und wir sind dankbar für die Opfer, die er gebracht hat.“

Weil ihn unter anderem US-Präsident Donald Trump scharf kritisierte und ihm mangelnden Respekt vor der Flagge des Landes vorwarf, galt Kaepernick als polarisierende Figur. Seine Karriere in der NFL nahm massiven Schaden, seit 2017 ist er ohne Mannschaft. Seit der Afroamerikaner George Floyd im Mai von einem weißen Polizisten getötet wurde und das minutenlange Video davon eine Protestwelle in den USA auslöste, hat sich die Wahrnehmung Kaepernicks und seines Handelns verändert.

Die NBA will die Aktionen der Spieler nicht bestrafen

„Unser Protest ist patriotisch“, betonte Lakers-Trainer Frank Vogel nach dem knappen Erfolg seiner Mannschaft. Untergehakt beim schwarzen Clippers-Trainer Doc Rivers und Clippers-Profi Ivica Zubac hatte der weiße Coach während der Hymne ebenfalls gekniet. „Ich war stolz, ein Teil davon zu sein“, sagte er.

NBA-Boss Adam Silver will den Regelbruch nicht bestrafen. „Ich respektiere den gemeinsamen friedlichen Protest unserer Mannschaften für soziale Gerechtigkeit und werde unter diesen Umständen die lange existierende Regel, die das Stehen bei der Nationalhymne einfordert, nicht durchsetzen“, sagte er nach Angaben von US-Medien.

Im Spiel trugen viele Spieler Botschaften statt ihres Namens auf dem Trikot. „Equality“ (Gleichberechtigung), „I am a man“ (Ich bin ein Mensch), „Peace“ (Frieden) und „Vote“ (Wähle) waren unter den Slogans. Die Topstars aus Los Angeles, James und der mit 34 Punkten stark spielende Anthony Davis von den Lakers sowie Kawhi Leonard und Paul George von den Clippers, verzichteten auf diese Möglichkeit. Ihre Nachnamen standen aber unter der Nummer und nicht wie üblich - und wie die Botschaften - darüber. (dpa)

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